Buchrezension | Für das „Große Köche versus Familienküche“ Projekt stand Jamie Oliver schon von Anfang an auf meiner Liste. Denn irgendwo hatte ich aufgeschnappt, dass er selbst eine große Familie bekocht und sich für Projekte rund um gesunde Kinderernährung einsetzt.
Die Veröffentlichung von „ONE“ nahm ich zum Anlass, ihm endlich ein Plätzchen in unseren Alltag zu geben: Holt ein Promi wirklich alle an einen Tisch? Können sich auch die Kinder für seine Gerichte begeistern? Sind die Rezepte für mich im hektischen Alltag umsetzbar?
Im Folgenden stelle ich ONE* von Jamie Oliver vor und berichte, wie der Starkoch mich in der alltäglichen Familienküche inspiriert.

Jamie Oliver für die Familie

ONE klang für mich sehr vielversprechend. Denn das dicke Kochbuch verspricht 120 geniale One Pot Gerichte für Topf, Pfanne oder Ofenform.
Die Methode schätze ich für die Familienküche. Abwasch, Zeit und Konzentration, die man fürs Kochen übrig haben muss, halten sich in Grenzen.
Im letzten Jahr hatte ich mir schon ein thematisch ähnliches Kochbuch von Donna Hay vorgeknöpft. Ihre Rezepte waren letztendlich dann aber doch eher wochenendtauglich.
Deshalb war ich sehr gespannt auf die simplen „One Pan Wonders“, so der Titel im Original.

ONE von Jamie Oliver im Alltag

Schon der erste Blick hat offenbart, wie vielseitig ONE ist.
Einerseits bietet das neue Jamie Oliver Kochbuch originelle, schnelle Rezepte für eine Person, die in maximal 15 Minuten auf dem Tisch stehen. Hier schmeiße ich mal das Stichwort Homeoffice in den Raum.
Vor allem die Pasta-Gerichte sind unschlagbar schnell fertig, da sie auf frischen Lasagne-Platten basieren.

Andererseits finden sich abwechslungsreiche Ideen für mehrere Personen, bei denen der Kochaufwand etwa 30-45 Minuten beträgt. Sie passen gut zu unserer Familienküche am Wochenende.

Dass die Mengenangaben variieren, hat mich zunächst irritiert. Aber letztendlich macht es genau so Sinn und passt zu den unterschiedlichen Ernährungs-Bedürfnissen, die innerhalb einer Familie entstehen.

Für mehr als zwei Esser ist der Trick mit den frischen Lasagne-Platten nicht mehr wirklich ökonomisch. Die Pasta-Rezepte, die ich bislang mit den Kindern zusammen ausprobiert habe, schmeckten allerdings auch mit frischgekochten Vollkornnudeln. Ich bleibe beim Nachkochen stets flexibel und passe an unsere Bedürfnisse an.

Der Jamie Oliver Funke ist bei mir nicht direkt übergesprungen. Beim ersten Blättern durch die 120 Rezepte in ONE dachte ich eher „Und was mögen hiervon bitte alle?!“.

Dabei verwendet der britische Starkoch keine exotischen Zutaten. Die Rezepte sind eher solide. Aber das, was sie alle zu etwas Besonderem macht, sind die kreativen Kombinationen.

So nutze ich das Kochbuch

Irgendwann habe ich dann aber einfach losgelegt. In unserem Fall wurde es der raffinierte winterliche Rotkohl-Salat. Das Rezept findest du übrigens auch – kostenlos – im virtuellen Blick ins Buch.

Vom Salat waren wir Erwachsenen richtig angetan. Einfach, aber total spannend kombiniert! Ein Traum!
Einmal auf den Geschmack gekommen, koche ich mich nun schon seit zwei Monaten regelmäßig durch die Jamie Oliver Rezepte. Enttäuscht wurden wir bislang noch kein einziges Mal.
Zugegeben: Während sich mein Mann vorfreudig den Bauch reibt, wenn er das türkisfarbene Buch auf der Küchenarbeitsplatte liegen sieht, beäugen meine drei Kinder jedes Mal zunächst skeptisch die Resultate. Allerdings haben sie sich nach dem obligatorischen Meckern auch bislang jedes Mal auf die Gerichte eingelassen.

Die Pasta-& Gemüse-Auswahl mag ich am liebsten. Im Kapitel „Hähnchenvergnügen“ haben wir – geringfügig abgewandelt – DAS Gericht gefunden, was wir in unser festes Repertoire aufnehmen, weil es allen so gut geschmeckt hat: Honighähnchen besteht aus nur wenigen Lebensmitteln, hat uns aber aromatisch beeindruckt.

bodenständig & besonders

Während Donna Hay z.B. eher auf exotische Zutaten aus dem Asia-Feinkostladen setzt, sind Jamie Olivers Rezepturen bodenständig.
Lediglich auf typische britische Convenience-Produkte kann ich hier in ländlichen Deutschland nicht unbedingt immer 1:1 zurückgreifen. Aber es findet sich eigentlich immer ein guter Ersatz. Zum Beispiel habe ich anstatt einer Reis-Körner-Mischung normaler Reis und Salat-Topping vermengt.

Es ist praktisch, dass die Hauptzutaten vom jedem Rezept unter der Überschrift vermerkt sind. Außerdem verrät die Foto-Leiste am linken Seitenrand auch den kleinen Nicht-Lesern die Inhaltsstoffe.

Dank ONE habe ich mich übrigens zum ersten Mal an Pfannenbrot herangetraut. Darüber war ich schon oft gestolpert, habe aber nie den Versuch gewagt. Jetzt habe ich mich endlich getraut, nachdem die anderen Gerichte auch schon so gut geklappt haben.

Nachtisch und Gebäck habe ich bislang nicht ausprobiert. Die Rezepte klingen spannend. Trotzdem ist Jamie Oliver für mich der Experte für Deftiges. Deshalb blieb Süßes erst einmal auf der Strecke.

Besonders gut gelungen finde ich den Abschnitt zur „Vorratsküche“.
Für ein ausführliches Basis-Rezept, zum Beispiel Bolognese, zeigt Jamie Oliver vier Ideen auf, zu was man es weiterverarbeiten kann. Das ist perfekt für Meal Prep, Vorkochen und nachhaltige Resteverwertung. Optisch ist das Kapitel sehr ansprechend umgesetzt.

Fazit: simpele ONE Pan Wonders

Generell haben die Food-Fotos von David Loftus und Richard Clatworthy ein großes Lob verdient. Der Fokus liegt wirklich auf dem Essen, ohne aufwendige Hintergründe und Requisiten. Sehr inspirierend!

Ich bin nun definitiv ein Jamie Oliver Fan. Vermutlich haben ältere Werke noch mehr Potenzial für die Familienküche und/ oder unseren pflanzenfokussierten Ernährungsstil. Der Wunschzettel ist schon damit bestückt.

Vielleicht magst du dir die Werke des fünffachen Vaters auch einmal näher anschauen?!

Ps.:
* Affiliate Link zu Amazon | Rezension: das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos vom DK Verlag zu Verfügung gestellt. Vielen Dank!

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