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Ernährung in der Schwangerschaft: Nahrungsergänzungsmittel

Wenn der Körper plötzlich ein, zwei oder gar drei Lebewesen extra zu versorgen hat, benötigt er logischerweise die ein oder andere Portion mehr an Nähr- und Brennstoffen.
Je nach dem, in welcher Phase die Entwicklung gerade ist, unterscheidet sich der Bedarf. Da relativ viele wichtige Schritte schon ganz früh stattfinden, bietet es sich an, das Nährstoffangebot schon bei Kinderwunsch hochzufahren. Gerade auch wenn medizinisch nachgeholfen wird sollten natürlich die Voraussetzungen auf diesem Gebiet optimal sein.
Oft wird suggeriert, dass eine werdende Mama Nahrungsergänzungsmittel einnehmen sollte. Es gibt diverse Kombipräparate, Säfte und Tees, teilweise für auf die unterschiedlichen Schwangerschaftsabschnitte abgestimmt, oder Einzelprodukte. Es gibt teure Markenprodukte in der Apotheke oder günstigere Alternativem in der Drogerie.
Schleichwerbung möchte ich für keines der Produkte machen, deshalb verzichte ich bewusst auf eine konkrete Produktvorstellung. Allerdings sollen meine Erfahrungen auch keine Anti-Werbung sein. Ob und welches Nahrungsergänzungsmittel eingenommen wird, kann jeder für sich selbst entscheiden, wenn das mit dem behandelnden Arzt abgestimmt ist. Aber ein bisschen Information sollte nicht Schaden… 😉

Nahrungsergaenzungsmittel in der Schwangerschaft noetig?

Wie ich schon mehrmals angedeutet habe, bin ich ja kein großer Fan von einem Überangebot von „Pillen für Gesunde“. Das ist bei mir so ein Bauch-Ding. Ich kann noch nicht mal genau sagen warum das so ist. Denn es gibt ja schon einige fundierte Studien, dass in dem einen oder anderen Fall Supplementationen medizinisch Sinn machen.
Ich verurteile aber auf keinen Fall Frauen, die in der Kinderwunschzeit und während der Schwangerschaft nach Rücksprache mit dem Arzt diverse Vitamine und Mineralstoffe substituieren. In besonderen Situationen würde ich das sogar empfehlen! Ein paar Tabletten sind wirklich unumgänglich.
Ich halte aber solange man sich vollwertig und ausgewogen ernährt nicht sonderlich viel von Kombi-Präparaten. Da ist teilweise einfach Zeug drin, wovon man gar nicht so viel braucht bzw. was in einer Überdosierung auch negative Auswirkungen haben kann. Teilweise sind die Substanzen in der falschen chemischen Form und können gar nicht richtig vom Körper aufgenommen werden.
Da ich aber keine Chemie- oder Pharma-Tante bin bezieht sich meine Einstellung lediglich auf ein bisschen Basiswissen.
Außerdem habe ich mich mit der Behandlung für den Eintritt einer Schwangerschaft schon irgendwie krank genug gefühlt. Da hat das auch einfach einen psychologischen Effekt für mich nun keine Tabletten mehr nehmen zu müssen.
Übrigens kann ich mir auch gut vorstellen, dass sich meine Einstellung geändert hätte, wären wir nicht relativ schnell zu unserem Doppelwunder gekommen und würde nicht alles relativ komplikationslos verlaufen. Denn gerade bei unerfülltem Kinderwunsch fühlt man sich oft absolut machtlos. Mit so ein paar teuren Tabletten hat man aber irgendwie das Gefühl, aktiv etwas beizusteuern. Deshalb kann ich mir vorstellen, dass ich mir und meinem Mann auch Blister-weise Vitamine verordnet hätte, wenn wir einen längeren Weg gehabt hätten.

Was ist ein Muss auf dem Tabletten-Speiseplan?

0,4 mg Folsäure täglich im ersten Schwangerschafts-Trimenon

Folsäure ist ein Vitamin (B9) und wird für das Gerüst einer jeden Zelle benötigt. Sie ist in unserer alltäglichen Ernährung hierzulande Mangelware. Für den alltäglichen Bedarf einesgesunden Erwachsenen reicht das Angebot aus. Bei schlechter Ernährung (häufig auch bei Alkoholismus) kommt es zu Blutarmut oder Nervenschäden.
Gerade in den ersten Wochen der Schwangerschaft werden viele Zellen angelegt und der Bedarf ist besonders hoch. Somit sollten die körpereigenen Speicher schon vorher aufgefüllt werden. Als Faustregel bei geplantem Kinderwunsch gilt, den letzten Pillenmonat zusätzlich jeden Tag eine Tablette Folsäure einzunehmen. Übrigens reich eine Dosis von 0,4 mg. Viel mehr kann ein gesunder Körper sowieso nicht verwerten. Der Bedarf einer Schwangeren/ Stillenden wird allgemein mit 0,45 bis 0,5 mg angegeben. Einen Teil nehmen wir aber auch über die Nahrung auf.
Leider habe ich keine seriöse Quelle bezüglich des Bedarfs in der fortgeschrittenen Schwangerschaft gefunden. Eigentlich müsste mit beendeter Organogenese der Bedarf wieder sinken.
Seitdem das Wissen über die Einnahme in Deutschland so verbreitet ist wurde das Vorkommen von Fehlbildungen des Neuralrohrs („offener Rücken“) drastisch gesenkt.<
Folsäure gibt es teilweise in Kombinationspräparaten für teures Geld und extra für Schwangere. Ich habe mir ein günstiges Einzelpräparat aus einer Online-Apotheke bestellt. Zunächst habe ich es sehr motiviert eingenommen, irgendwann sporadisch (Speicher waren ja gut gefüllt), seit der Behandlung im Kinderwunsch-Zentrum dann wieder brav täglich. Laut Organultraschall sind die zwei Neuralrohre auch zu, also alles bestens! Mit Beginn des 2. Trimenons habe ich meinen Tablettenvorrat alle zwei bis drei Tage geleert. Aktuell substituiere ich keine Folsäure mehr. Ich würde ggf. wieder bei starker Blutarmut anfangen. Gute Folsäure-Quellen sind diverse Bohnen- und Kohlsorten, Spargel und Ei.

Welche Stoffe machen zeitweise auch noch Sinn?

0,2 bis 0,4 mg Magnesium

Magnesium ist ein Mineralstoff, der an diversen komplexen elektrischen Zellvorgängen beteiligt ist, quasi gehört er zum Zellmotor an ganz vielen Orten und Organen. Eigentlich nehmen wir genug davon über die Nahrung und über das Wasser auf.
Bei Muskelkrämpfen hilft ohne ganz eindeutig nachgewiesene Ursache-Wirkungsbeziehung die zusätzliche Supplementation. Gar nicht selten findet man im Routine-Labor dann doch einen Magnesiummangel, vor allem bei älteren Leuten.
In der Schwangerschaft gibt es ja den großen stark arbeitenden Muskel, die Gebärmutter. Also wäre es denkbar, dass auch mehr Magnesium umgesetzt wird und es deshalb zu häufigen Krämpfen kommt. Es gibt aber auch diverse Theorien, die eher hormonelle Ursachen in Betracht ziehen. Laut aktuellem Fachwissen geht man nicht von einem gesteigerten Bedarf in der Schwangerschaft aus.
Allerdings könnte ein Mangel zu Frühgeburt, Eklampsie oder Bluthochdruck führen.
Ein Überangebot an Magnesium kann zwar theoretisch auch zu Schäden führen, praktisch habe ich davon aber noch nie gehört.
Da ich schon während der Stimulation nächtliche Muskelkrämpfe hatte, nehme ich seitdem regelmäßig Magnesium ein. Es ist eher besser als schlechter geworden. Ganz vermeiden lassen sich die Beschwerden aber nicht.
Zunächst hatte ich ein günstiges Präparat aus der Drogerie. Als ich es nach einigen Monaten mal genauer unter die Lupe nahm, stelle ich fest, dass es auch Eisen und Vitamin D enthält. Das steht im winzig Kleingedruckten! Fand ich nicht so lustig. Immerhin wollte ich wissen, was ich einnehme und das auch bewusst tun. Deshalb bin ich auf ein Präparat aus der Apotheke umgeschwenkt, was ich selbst auch meinen Patienten verordne.
Dabei ist mir dann aufgefallen, dass das Magnesium unterschiedlich chemisch gebunden ist, also eine andere Salzverbindung ist. Momentan nehme ich nur die Hälfte der ursprünglichen Dosis und habe noch keinen negativen Effekt festgestellt.

0,1 mg Jod

Es hieß früher immer, Deutschland sei neben den Afrikanischen Ländern ein Jodmangel-Land, weil in unserer Nahrung zu wenig enthalten ist. Mittlerweile gibt es aber auch Studien, die das widerlegen. Jod wird für die Bildung von Schilddrüsen-Hormonen benötigt, die wiederum steuern eine ganze Menge wichtiger Stoffwechselvorgänge. Beim Embryo/ Fetus sind sie unter anderem an Gehirnreifungsprozessen beteiligt. In der Schwangerschaft steigt der tägliche Jod-Bedarf von ca. 0,2 mg ganz minimal an.<
Deshalb wird der Verzehr von jodiertem Speisesalz empfohlen. Da man aber maximal einen Teelöffel Salz (= 5 Gramm) pro Tag verzehren sollte, ist der Jod-Bedarf dadurch alleine nicht gedeckt. Pro Gramm Salz enthält jodiertes Speisesalz ca. 0,03 mg Jod. Einen Großteil der täglichen Salzaufnahme in Brot und Fertigprodukten kann man ja nicht beeinflussen. Deshalb sollte man zusätzlich auch jodhaltigen Seefisch auf dem Speiseplan stehen haben. Der ist ja auch auf Grund der essentiellen Fettsäuren empfehlenswert. Milchprodukte können auch Jod enthalten, wenn die Kuh dementsprechend mit Jod gefüttert wurde.
Es ist also definitiv möglich mit gewissen Ernährungsanpassungen ohne die Einnahme von Jod-Tabletten ein gesundes Kind auf die Welt zu bringen. Für wen das nichts ist, könnten die Tabletten die sichere Variante sein. Es sollte aber mit einem Arzt abgesprochen sein. Bei bestimmten Schilddrüsenerkrankungen kann die Einnahme diese nämlich verschlimmern.
Die Einnahme von Schilddrüsentabletten, die schon das fertige Hormon enthalten, verändert den Bedarf.

gesunde Ernaehrung statt Nahrungsergaenzungsmittel in der Schwangerschaft

Eisen (Dosis und Darreichungsform und abhängig von Hb)

Bei Abgeschlagenheit, Müdigkeit und vermuteter Blutarmut ist der erste Gedanke der Schwangeren/ des Arztes: Eisen! Eisen wird für die roten Blutkörperchen, die Sauerstoff im Körper verteilen, benötigt und ist auch noch an der einen oder anderen Stelle im Körper wichtig.
Und nun eine kleine Überraschung: jede Schwangere ist reaktiv und vollkommen physiologisch bis zu einem gewissen Maße blutarm. Das Blutvolumen erhöht sich um bis zu 2,5 Liter, hauptsächlich durch zusätzliches Wasser. Deshalb sinkt der prozentuale Anteil der Zellen und es kommt auf dem Laborpapier zur Blutarmut. Manche Frauen fühlen sich dadurch beeinträchtigt. Manche haben wirklich zu wenig Ressourcen an Eisen, Folsäure ect., sodass der Hb-Wert (rote Blutkörperchen) weiter absinkt.
In diesem Fall kann eine Eisen-Substitution zeitweise sinnvoll sein. Aber: dieses Mineral ist kein Zuckerschlecken und kann zu Nebenwirkungen führen. Tabletten schlagen auf Zähne, Geschmack, Magen und Darm. Infusionen sind sehr Venen-reizend. Wenn Eisen ins Gewebe läuft, hat man hinterher einen Indianer-Arm. Deshalb würde ich es nur im äußersten Notfall bei starker Beeinträchtigung einnehmen und nicht nur nach Blutwert.
Zunächst kann man es auch mit speziellen Säften versuchen, bevor es dann an die härteren Geschütze geht.
Die aktuelle Datenlage besagt auch eher, dass ein künstliches Hochhalten des Hb-Wertes mit niedrigen Eisenkonzentrationen bei der Mutter zu keinem Vorteil bei Mutter und Kind führt.
Der Eisenbedarf von 30 mg ist in der Schwangerschaft ungefähr doppelt so hoch wie normal. Gute Eisenquellen sind rotes Fleisch (Myoglobin!), Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und grünes Blattgemüse. Eisen wird besonders effektiv bei der Anwesenheit von Vitamin C aufgenommen, durch Koffein, Alkohol, Fette oder Calcium eher gehemmt.
Durch ausgewogene Vollkost kann der Bedarf in der Schwangerschaft gedeckt werden. In besonderen Fällen (Kombination Ernährungsgewohnheiten + Hb-Wert + Beschwerden!) kann eine Einnahme aber sinnvoll sein.

Vitamin D

Vitamin D ist der einzige von mir aufgeführte Stoff, den der Körper eigentlich selbst in der richtigen, aktiven Form selbst aus Fett-Bausteinen herstellen kann. Wichtig dafür ist allerdings Tageslicht. In der Uni wurde uns eine Forschungsarbeit vorgestellt, deren Ergebnis lautet: nur 15 Minuten Sonnenlicht auf Gesicht und Unterarme täglich reichen aus, um Bedarf zu decken und Speicher zu füllen.
Wichtig ist das Vitamin (eigentlich auch ein Hormon) für Vorgänge im Knochenstoffwechsel. Momentan werden aber auch andere Funktionen, unter anderem Immunabwehr, diskutiert. Oft wird es auch in Zusammenhang mit Kinderwunsch, Eizell- und Spermienqualität gebracht.
Im Sommer sollte der (schwangere) Körper definitiv genug aktives Vitamin D produzieren können, wenn man nicht der absolute Stubenhocker oder Nachtmensch ist. Übrigens geht das bei dunkler Hautpigmentierung auch schlechter vonstatten. In den Wintermonaten kann eine Einnahme dann ggf. einen Mangel vorbeugen/ ausgleichen. Die Dosierungen werden kontrovers diskutiert. Da gibt es von Depot-Spritzen und Infusionen bis hin zu einfachen Tabletten allerhand. Ich habe Von November bis Februar sporadisch immer mal wieder eine Depot-Tablette aus der Drogerie eingenommen sowie den unbewussten Anteil in der Magnesium-Tablette. Ein Spiegel wurde nie bestimmt.

Auf welche Präparate würde ich verzichten?

Die Vitamine A,D,E und K (Merkspruch: EDeKA, keine Werbung ;-)) sind fettlöslich. Alle anderen Vitamine sind wasserlöslich. Die wasserlöslichen Vitamine werden bei Überangebot durch z.B. Kombipräparate einfach ausgeschieden, die fettlöslichen werden dann aber trotzdem aufgenommen und können negative Folgen haben. Vor allem überdosiertes Vitamin A kann Seh-/ Gehirnstörungen, überdosiertes Vitamin K kann Blutgerinnungsstörungen hervorrufen.
Deshalb würde ich definitiv nicht einfach wild Kombipräparate oder angereicherte Fruchtsäfte zu mir nehmen, ohne dass typische Symptome vorliegen oder diverse Mängel im Blut gemessen wurden. Dies ist allerdings keine Leistung der Krankenkassen und die Bestimmungsmethoden sind teilweise eher ungenau.
Überdosierte Mineralstoffe wie Magnesium, Eisen und Zink können zu Verdauungsstörungen führen. Ebenso Calcium, das kann aber prima und ausreichend über die Nahrung aufgenommen werden. Fettsäure-Kapseln bringen meines Wissens auch häufig Nebenwirkungen im Verdauungssystem mit sich und schmecken fies. Somit würde ich definitiv auch hier die Ernährungsumstellung bevorzugen.
Nüsse enthalten übrigens sowohl viele der wasserlöslichen Vitamine als auch der essentiellen Fettsäuren.

So, ich hoffe, der ein oder andere konnte ein paar Erkenntnisse aus diesem langen Post mitnehmen. Wenn ihr noch Fragen oder Anregungen habt, freue ich mich über Kommentare!

Milch & Mehr Mamablog Signatur

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