Ernährung, Kleinkind Ernährung
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Projekt Zuckerfrei – keine Schokolade für meine Babys

Bezahlte Kooperation | „Ach komm, sei doch nicht so – ein Stück Schoko-Keks kann ich ihnen doch mal geben?!“ Solche Diskussionen habe ich mit diversen Familienangehörigen und Freunden in den letzten Monaten öfters mal geführt. Die einen finden mich fies. Wie kann ich nur meinen armen Kindern das ganze leckere Zeug vorenthalten? Die anderen finden mich kleinlich. Übertreibe ich es nicht ein bisschen, wenn ich jedes Mal im Café die eigenen Kekse auspacke? Gar nicht so selten kommen aber auch mal interessierte Nachfragen. Warum mache ich das eigentlich? Warum versuche ich meine Kinder so lange wie möglich vom raffinierten Zucker fern zu halten? Wieso profitiert der kindliche Körper davon?
Darum soll es in diesem Artikel gehen. Ich habe keinen Grund, mich zu rechtfertigen. Und ich habe mit meinen Ernährungsprinzipien auch nicht die goldene Allwissenheit gefressen. Ich möchte lediglich erklären und inspirieren. Und ich kann auch wunderbar damit leben, wenn andere Familien bewusst einen anderen Weg gehen. Jeder so, wie er mag! Wissenschaft und Medizin sind nicht schwarz weiß. Ob die kleinen Hinweise und Ansätze, mit denen mein Bauchgefühl arbeitet, letztendlich so viel wert sind, kann natürlich keiner prophezeien…

zuckerfrei in den ersten zwei Lebensjahren

Auch ein Stück Wassermelone kann verdammt glücklich machen.

Über die ersten 1000 Tage – für einen gesunden Start ins Leben.

Diesen Text darf ich in Zusammenarbeit mit der Initiative 1000 Tage schreiben. Auf der Plattform von Milupa Nutrica geht es genau um die Hintergründe, die in meinem Kopf herumspuken. Bestimmt haben einige von euch schon davon gehört oder sogar gelesen. Die ersten eintausend Tage eines Menschen, gerechnet ab dem ersten Tag der Schwangerschaft bei der Mutter im Bauch bis zum zweiten Geburtstag, beeinflussen maßgeblich Entwicklung und die Gesundheit bis ins Erwachsenenalter hinein. Also sollte man hier nach Stand der Wissenschaft alles geben, dem Kind vernünftige „Ernährungswurzeln“ mitzugeben. 1000 Tage hat viel Wissen und tolle gesunde Rezepte für jede Entwicklungsphase des Kindes gesammelt. Die Seite ist wirklich eine gute Informationsquelle für alle, die auf eine gesunde Kinderernährung (und auch die eigene!) wert legen und ich freue mich, dass ich 1000 Tage in den nächsten Monaten mit ein paar Beiträgen unterstützen darf.

zuckerfrei durch die ersten zwei Lebensjahre

Wie ihr wisst, lege ich sehr viel wert auf eine ausgewogene, vollwertige Ernährung. Sowohl bei mir selbst – auch schon vor der Schwangerschaft -, als auch bei meinen Kindern. Trotzdem liebe ich Eis, Kuchen und vollkommen süße Weingummi. Auf dem Speiseplan meiner Kinder möchte ich raffinierten Zucker und künstliche Zusätze allerdings weitestgehend heraushalten. Das ist mir bislang auch gut gelungen, ohne dass es hier zu großen Krisen kam oder dass ich mir bei der Beschaffung unserer Lebensmittel ein Bein ausgerissen hätte. Wir sind relativ viel unterwegs, waren im Urlaub, auf diversen Feiern, in Cafés und Restaurants. Satt und zufrieden sind wir immer alle geworden. Auch wenn ich oft Snacks von zu Hause mitnehme oder auch hin und wieder schon einmal etwas zum Kuchenbuffet beisteuere.
Welche Produkte man eher meiden soll und wie gute Alternativen aussehen können, werde ich weiter unten noch einmal anreißen. Zunächst soll es um Sinn und Zweck der zuckerfreien Ernährung gehen.

Projekt Zuckerfrei - Umsetzung und Inspirationen Quark mit Obstmark statt industrieller Joghurt. Geht schnell. Schmeckt.

Vorteile einer zuckerfreien Ernährung

Zu viel Zucker macht krank. Adipositas und Diabetes mellitus sind die Krankheiten, die vor allem mit einem erhöhten Zuckerkonsum in Zusammenhang gebracht werden. Die Erkrankungshäufigkeiten – ja, auch Übergewicht ist eine Krankheit – steigen seit einigen Jahren im Kindes- und Jugendalter, was auf die Ernährungsgewohnheiten in den Industrienationen zurückgeführt wird. 15 Prozent aller Kinder in Deutschland zwischen 3 und 17 Jahren sind übergewichtig1. Und diese Krankheiten sind erst der Anfang. Unzählige Probleme folgen: Gefäßschäden, Herzerkrankungen, Sehstörungen, aber auch weniger direkt Fassbares wie Mobbing und sozialer Abstieg können entstehen.
Und da es wissenschaftliche Hinweise gibt, dass frühkindliche Ernährungsgewohnheiten – auch schon im Mutterleib – das spätere Essverhalten prägen, möchte ich meinen Kindern einfach das Beste mitgeben, was mir möglich ist: bewusster Umgang mit tierischen Produkten, viel Vollkorn im Alltag und pure Geschmäcker. Und ich möchte ihren Geschmack insoweit schulen, dass sie mild gesüßte Speisen und vor allem Fruchtsüße als ausreichend lecker empfinden und gar nicht erst diese Zucker-Sucht entwickeln. Übrigens bin ich der persönlichen Auffassung, dass ein Kind nicht zu viel Obst essen kann. Die Gründe habe ich in diesem Artikel aufgeführt. Aber auch da gibt es andere Meinungen und Eltern möchten selbst den Konsum von Fruchtzucker (also Fructose, einem Einfachzucker) reduzieren. Kristallzucker hingegen besteht aus Saccharose, einem Zweifachzucker.
Die Forschung geht sogar noch einen Schritt weiter: es gibt Hinweise darauf, dass die typischen Stoffwechsel-Krankheiten, die wir im Erwachsenenalter bekommen, durch die falschen Ernährungs- und Umwelteinflüsse in der frühen Kindheit quasi schon auf die Gene geschrieben werden. Ein weiterer Grund alles zu geben!
Generell benötigt der kindliche Körper zum Wachsen viel Energie und Rohstoffe. Je komplexer und vielseitiger diese sind, desto besser ist es. Industriezucker und weiße Kohlenhydrate bieten leider nicht viel mehr als Energie, also keine Mineralstoffe, Vitamine, Proteine, die ein Baby und Kleinkind aber gut gebrauchen kann. Das ist für mich der Grund, wieso es einen Unterschied zwischen dem, was auf meinem Teller und dem Teller meiner Kinder landet, geben darf. Ich bin einfach ausgewachsen.

Ein weiteres Thema ist die Zahngesundheit: Raffinierter Zucker ist der Lieblingsnährstoff von Karies-Bakterien und greift den Zahnschmelz an. Zwar verursachen Fruchtzucker, Kohlenhydrate und auch andere Nahrungsbestandteile auch Karies. Aber besonders gefährdet sind die Milchzähne durch den regelmäßigen andauernden Kontakt mit Kristallzucker. Sie können ihn am besten verdauen. Am schlimmsten ist es für die Zähne, wenn sie damit in Form von süßen Getränken dauerhaft umspült werden (Nuckelflaschen-Karies). Da in den letzten Jahren viel Aufklärung in Sachen Zahngesundheit betrieben wurde, ist das Karies-Bakterium nun wohl dabei, in den jüngeren Generationen ausgerottet zu werden. Das wäre super!

Es konnte wohl in diversen Studien2 widerlegt werden, dass Zucker in Zusammenhang mit Konzentrationsstörungen (ADHS) steht, auch wenn betroffene Eltern immer wieder einen anderen Eindruck haben. Aber Zucker ist nun mal ein effektiver und schneller Energielieferant, mit dem der Abend schon mal gerne etwas länger und alberner werden kann, wenn zu spät zu viel aufgenommen wurde. Teilweise ist es aber auch ein Gewöhnungseffekt, so wie bei uns Erwachsenen der Kaffee.

Ausblick: strenges Tabu oder maßvoller Umgang im Kindesalter?

Mittlerweile steuern wir auf den zweiten Geburtstag zu und ich sehe vieles nicht mehr so eng. Ich lebe meinen Kindern eine gesunde Ernährung vor. Aber wenn ich in ihrem Beisein etwas Ungesundes essen oder trinken möchte, muss ich damit leben, wenn sie auch probieren wollen. Für die letzten Monate hat es bei uns immer gut mit dem Angebot einer von den Kindern geschätzten Alternative funktioniert: Ein Baby muss nicht Mamas Apfelkuchen essen, sondern ist mit den geliebten Knuspersternen und ein paar Apfelstücken zufrieden. Ich finde es moralisch vollkommen okay, zwischen Kinder- und Erwachsenen-Lebensmitteln zu sortieren (Gründe siehe oben). Das hat nichts mit fehlender Augenhöhe und Verkohlen zu tun. Schließlich dulden wir bei Kaffee oder Alkohol auch keine Kompromisse. Somit ist Papas abendliches Schokoladenbrot einfach Papas. Dafür essen wir Erwachsenen aber auch nicht die Käsewürfel des Kindes weg oder eine Tüte Chips am Nachmittag auf dem Sofa. Das sind hier unsere Regeln.

warum Zucker fuer Babys schaedlich istTrotzdem möchte ich meinen Kindern ab dem zweiten Geburtstag den maßvollen Umgang mit Süßigkeiten beibringen, größtenteils in dem ich ihn einfach vorlebe. Ein striktes Verbot würde alles nur reizvoller machen und dazu führen, dass sie sich mit Süßkram vollstopfen, sobald sich eine Gelegenheit bietet. Damit ist keinem geholfen. Die Dosis macht’s! Ich bin gespannt, wie uns das in den kommenden Monaten gelingt und ob die ganzen frühkindlichen Essgewohnheiten Früchte tragen werden. Hihi, welche Doppeldeutigkeit.

keine Schokolade fuer Babys

Zuckerhaltige Lebensmittel und Alternativen

Erschreckend finde ich oft den Blick auf die Zutatenlisten der industriellen Baby- und Kleinkindnahrung. Diverse Baby-Kekse enthalten genauso viel Zucker wie ein herkömmlicher Butterkeks. Wieso verdienen sie dann dieses Attribut? Weil sie mit Bio-Weizenmehl oder Bio-Maisstärke gebacken sind? Es gibt aber auch wirklich vernünftige Alternativen, die dann wirklich nur etwas mit Fruchtsaft (auch hier gibt es Unterschiede und Fallen!) gesüßt sind oder komplett auf Zucker verzichten. Für ältere Kinder (definitiv > 1 Jahr) finde ich auch Agavendicksaft oder Honig eine ganz gute Alternative.
Eine weitere versteckte Zuckerquelle sind industrielle Joghurts, auch oder gerade die mit den niedlichen Kindermotiven. Eine günstige, babytaugliche Variante, die meine Kinder immer noch lieben, ist eine Mischung aus Quark und Fruchtmark.
Wenn ich selbst backe, lasse ich nicht einfach nur den Zucker im Rezept weg. Dann wird Teig nicht nur nicht süß, sondern auch komisch trocken und hart. Ich ersetze durch Obst (zum Beispiel Banane, geriebener Apfel oder Fruchtmark), Mandelmus oder gemahlene Nüsse. Mein liebstes Rezept für Muffins oder Küchlein – sogar mit Gemüseanteil – findet ihr hier.
Bei den industriellen Backwaren sind vor allem Milchbrötchen die größten Zuckerbomben. Aber auch in einer Fertigpizza schlummert das ein oder andere Würfelchen. Auch in diversen Brotaufstrichen, Saucen, Fischstäbchen und sogar in der herkömmlichen Gemüsebrühe. Hier schließe ich entweder kurz die Augen oder stelle einfach selbst her. So wie es der Alltag gerade hergibt.
Um Weihnachten herum, als an allen Ecken und Enden der Kaffeetafeln genascht wurde, haben wir Rosinen eingeführt als exklusive Besonderheit. Ihr glaubt gar nicht, wie stolz die hier feinsäuberlich gepickt werden.

Ich bin gespannt, wie ihr zum Thema Zuckerfreiheit steht und freue mich über einen regen Austausch – auch wenn ihr eine ganz andere Sicht auf die Dinge habt! Sowohl ins lockerere als auch ins strengere Extrem. Ich bin gespannt. Und vielleicht wisst ihr ja noch hilfreiche Ergänzungen zu den Zuckerfallen und Ersatzprodukten?!

Milch & Mehr Mamablog Signatur
Ps.: Der Artikel entstand in freundlicher Zusammenarbeit mit Milupa Nutrica. Text, Thema und Meinung kommen aber zu 100% von mir.

1 Nach IFB Adipositas
2 unter anderem in: „The effect of sugar on behavior or cognition in childeren. A meta-analysis“ von Wolraich, Wilson, White; 1995

7 Kommentare

  1. Silke sagt

    Ich gebe dir leider völlig recht. Aber mein Kind isst dennoch häufiger Zucker. Warum? Es hat große Geschwister und die teilen gern und sind doch noch zu klein, um sich das verbieten zu lassen. Und die Maus ist stur nur, was auch die Gescheister essen. Also ist auf Pfannkuchen ein bisschen zimtzucker und auf Brot auch mal Marmelade. Und Chips gibt es spätestens bei der WM auch wieder, lässt sich nicht vermeiden hier.

    • Nora | milchundmehr.de sagt

      Liebe Silke,
      dass ältere Geschwister die Ernährung maßgeblich beeinflussen, kann ich mir sehr gut vorstellen. Fängt ja sogar eigentlich schon in der Schwangerschaft an, wenn man als Mama die eigenen Bedürfnisse gar nicht mehr umgesetzt bekommt. Aber oft ist Perfektion ja gar nicht nötig und die Kleinen profitieren in so vielen anderen Belangen von den Großen! Liebe Grüße

  2. Tina sagt

    Danke für diesen Beitrag. Ich plane es genauso (meine Kleine ist erst 6 Monate alt) und mein Mann und ich essen sowieso wenig Zucker (ich habe Probleme mit Reizdarm und das war meine Lösung). Am schlimmsten sind die Kommentare von allen Verwandten, warum man denn so gemein sei und überhaupt diese ganzen Diskussionen. Können sie nicht einfach machen lassen? Ich verstehe das nicht. Aber das war auch schon so, als ich mit dem Zucker aufgehört hatte. Wichtig finde ich auch das Augenmaß, wie du so schön dargestellt hast. Nicht verbieten, das macht nur mehr Lust. Einfach vorleben. Fertig. Danke!

    • Liebe Tina,
      Ich kann dich gut verstehen. Ich stolpere auch ganz oft über diese Momente: Kindergarten, Familie, Fremde auf der Straße.
      Unwissenheit, schlechtes Gewissen im Unterbewusstsein oder ganz einfach eine andere Einstellung. Egal was, ich stimme dir voll zu: „Leben lassen“ wäre angebracht und manchmal auch ein bisschen mehr Rücksicht, da die Evidenz ja nicht schlecht ist…
      Super spannend, dass du so eine einfache, gute Lösung für eine ätzende Erkrankung gefunden hast.
      Alles Gute und viel Erfolg! 😉
      Nora

  3. Ich Teile deine Meinung voll und ganz und Handhabe es mit unserem Kleinen genauso. Er ist mittlerweile 20Monate und wir verzichten auch noch auf Zucker. Ich experimentiere viel mit Alternativen und er muss eigentlich auf nichts verzichten. Er hat seine eigene Marmelade für das Sonntags Frühstück, bei Kuchen/Waffeln gibt es eine zuckerfreie Alternative.
    Aber das Unverständnis auf das man teilweise trifft, ist echt schon heftig.
    Allerdings ich bin überzeugt, dass wir den richtigen Weg für uns gefunden haben.

    • Liebe Anna,
      wenn man selbst von etwas aus vollem Herzen überzeugt ist, überträgt sich das meiner Erfahrung nach zumindest ganz gut auf die Kinder. Mit Blicken/ Kommentaren/ Einmischungen von den anderen kann ich mittlerweile ganz gut umgehen. In den ersten zwei Jahren hat mich das öfter mal richtig gestresst!

  4. Christine sagt

    Hallo Nora,
    mein kleiner Mann ist bald 6 Monate alt, wir wollen auch möglichst lange auf Zucker verzichten.
    Mein Mann und ich haben beide eine Bauchspeicheldrüsenunterfunktion und müssen eh auf raffinierten Zucker und Weißmehl verzichten. Schon bei uns kommt sehr viel Gegenwind beim Thema essen aus der ganzen Familie, was ich sehr schade finde.
    Gerade bei mir hat sich der Zuckerkonsum ausgewirkt. Schon sehr früh hab ich als Kind Zucker in rauen Mengen erhalten, zum leitwesen meines Körpers. Mit 150 kg erhielt ich die Diagnose Bauchspeicheldrüsenunterfunktion. Zucker weg gelassen und 9 Monate später wog ich 60 Kilo weniger.
    Ich will meinem Kind unbedingt die Mittleidigen Blicke und beschämenden Kommentare ( auch von der eigenen Familie) ersparen und dafür werde ich einstehen und kämpfen, egal wie viel Gegenwind und hasserfüllte Kommentare ich dafür Ernte.
    Dabei alles mit Maß und Ziel, alles verbieten möchte ich nicht, aber möglichst viel selber machen und ansonsten nicht zu viel oder nur zu besonderen Anlässen.

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