Beikost, Ernährung, Kleinkind Ernährung
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Zu viel Obst – zu wenig Gemüse für Babys und Kleinkinder – geht das?

Schadet es Babys und Kleinkindern, wenn sie zu viel Obst und zu wenig Gemüse essen? Was richtet Fruchtzucker an? Was ist überhaupt zu viel und was zu wenig?
Ich habe mittlerweile einige Fragen von meinen lieben Lesern-Mamas gesammelt, die sich alle um das gleiche obige Thema drehen. Von daher ist dazu nun ein Post dringend fällig.
Während ich diesen schreibe, habe ich mir übrigens drei leckere Kaktusfeigen gegönnt. Als Nachtisch. Quasi selbst erlegt aus dem Garten (den Text hatte ich im Urlaub angefangen). Und somit komme ich schon direkt zu meiner – zugegebenermaßen relativ subjektiven – kurzen und knappen Antwort auf die Frage, ob man zu viel Obst essen kann: nein! Zu viel Obst geht nicht. Quasi. Aber gut, ein bisschen Theorie und Begründung sowie ein paar Einschränkungen müssen doch sein.
Denn oft liest und hört man eher Gegenteiliges: zu viel Fruchtsüße macht Karies, Obst macht dickt und das fehlende Gemüse macht krank. Stimmt das wirklich?

Obst versus Gemüse Beikost

Obst vs. Gemüse

Gemüse ist der König unter den Lebensmitteln. Der Sieger auf dem Lebensmitteltreppchen. Kein anderes Lebensmittel hat ein so gutes Verhältnis zwischen benötigten Nährstoffen, wichtigen Ballaststoffen und unliebsamen Dickmachern. Also ist es theoretisch natürlich sehr sinnvoll, möglichst viel davon im Speiseplan zu haben, gerade wenn man ein Baby ist und im extremen Wachstum steckt. Allerdings kommt Obst in der Lebensmittelhirarchie wirklich nur ganz knapp unter dem König. Fruchtzucker (Fructose) ist eine schnelle, einfache Energiequelle und der Ballaststoffgehalt ist bei den meisten Obstsorten eher mau. Trotzdem enthält Obst wichtige Vitamine, Spurenelemente und vieles mehr. Der hohe Wasseranteil ist außerdem bedeutsam für kleine Trinkmuffel. Und der eindeutige Vorteil: Obst schmeckt süß. Die meisten Menschen, vor allem die Kleinen, lieben den Geschmack und müssen zum Essen nicht überredet werden. Wenn ich ehrlich bin, ziehe ich einen Fruchtteller einer Rohkostplatte vor. Apropos, Obst kann im Vergleich zu vielen Gemüsesorten auch ungegart und mit Schale verzehrt werden. Da beim Garen und Schälen einige Vitamine verloren gehen, ist der Abstand in der Lebensmittelhirarchie gar nicht so leicht anzugeben. Ich wüsste gerne, was ein Lebensmittelchemiker noch zu berichten hätte…



Generell kommt es natürlich auch immer auf die Obst- und Gemüsesorten an. Jede hat unterschiedliche Eigenschaften. Bei einigen Vertretern ist die Zuordnung manchmal auch gar nicht so leicht. Somit ist das Schubladendenken eigentlich nicht zielführend. Wusstet ihr zum Beispiel, dass es Fruchtgemüse gibt zu dem auch Melonen gehören? Und eine Avocado zählt per Definition zum Obst (mehrjährig beerntbar), hat aber eine unschlagbar gute Nährstoffbilanz.

tägliche Mengen

Für Babys, die Brei essen, finde ich die grobe Faustregel „zirka 200 g Obstmark, 200 g Gemüsebrei täglich“ gar nicht so schlecht.
Ab Kleinkindalter gibt es die Empfehlung von „5 Portionen pro Tag“. Eine Portion entspricht in etwa dem, was in eine Hand passt. Das gilt auch noch für uns Erwachsene. Ob es nun täglich 3 Portionen Gemüse, 2 Portionen Obst sein müssen, wie man in einigen Ratgebern liest, halte ich für unwichtig. Eine vielseitige, ausgewogene Ernährung ist wichtiger. Und sie sollte sich bei den Kleinen ein bisschen an dem orientieren, was die Eltern essen.
Da es auch eine Leserfrage war – hier mal unseren durchschnittlicher, geschätzter Obst- und Gemüsekonsum (zirka 1 Jahr alt):
Frühstück: 1-2 Händchen Obststücke im Müsli
Mittag: 140 g Gemüsepüree (Brei), 1/2 Händchen gegarte Möhre (Appetizer), ggf. 1 Händchen Gemüse in Saucen oder Beilage
Nachmittagssnack: 1/2 Banane (das wären ja schon 2-3 Händchen?!), ca. 100 g Obstmark (Quetschi oder vom Löffel) oder 1-2 Händchen frisches Obst
Abendbrot: 1/2 – 1 Händchen Obst oder Rohkost zum Brot
Applaus für die, die bei diesen ganzen Händchen noch durchsteigen. So richtig gut einschätzen, wie viel Hand nun ein Stück Wassermelone oder eine Erdbeere ist, kann ich nicht. 🙂 Also habe ich eigentlich keine Ahnung, ob das „Soll“ erfüllt ist. Aber ich finde es okay so.

Beikost Obst Gemüse Mengen

Ein typisches Frühstück für zwei Kinder (ca. 1 Jahr alt).

Quetschis: Pro & Contra

Aktuell sehr beliebt sind ja Obst-Quetschis. Es gibt allerdings mittlerweile auch einige Varianten mit Gemüseanteilen. Die der neuen Firma Pumpkin Organics** zum Beispiel,durch deren Sortiment wir uns gerade testen dürfen, enthalten sogar mehr als die Hälfte Gemüse und sind damit etwas Kohlenhydrat-ärmer.
Ich finde die Dinger generell echt praktisch, rate aber dazu, den Einsatz vernünftig zu dosieren. Warum?
Ich kenne eine sehr ambitionierte Zahnhygiene-Beauftragte, die die Quetschis absolut verteufelt. Das Nuckeln des süßen Fruchtmarks kommt in ihren Augen dem Genuss eines Lollis gleich.  So drastisch sehe ich es als Medizinerin, die den ganzen Körper behandelt, absolut nicht. Die Zähne sind stabile Organe, solange der Rest des Körpers intakt ist. Natürlich kann es durch Fruchtsüße zu Karies kommen, allerdings fördern die Vitamine das Immunsystem und unterstützen damit die Abwehr der Karies-Bakterien, die übrigens am allerliebsten Saccharose (also Rübenzucker) futtern.

Fruchtquetschi oder Obst

Ein typisches Nachmittagspicknick für drei Kinder (1 & 3 Jahre alt).


Der Zuckergehalt ist in Nektar und Konzentraten höher, sodass man beim Quetschi-Kauf auf entsprechende Sorten und Hersteller achten sollte, die pures Fruchtmark/ Püree verwenden. Oder eben im besten Fall einen hohen Gemüseanteil bieten, siehe oben.
Bei einigen Quetschbeuteln findet man noch Ascorbinsäure (= zugesetztes Vitamin C) zur Konservierung in der Zutatenliste. Das halte ich nicht für sonderlich schlimm, aber auch nicht für absolut nötig.
Sehr praktisch finde ich deshalb auch wiederbefüllbare Quetschbeutel. Wir haben nun die von Happy Squeezy**. Dort kann ich genau das Mus einfüllen, was ich für richtig halte. So kann ich nicht nur die Zutaten an meine Vorstellungen und die der Kinder anpassen, sondern auch die Menge kontrollieren.
Ein bisschen würden Geschmackssinn und der orale Erkundungsinn leiden, wenn die Kinder nur gemixte Smoothies zu sich nehmen. Sie sollen schon lernen, wie knackig sich ein Apfel anfühlt und wie er pur schmeckt, nicht nur mit Mango und Banane vermengt. Allerdings schließt der eine Obst/Gemüse-Genuss den anderen ja nicht aus.
Ich finde es allemal besser, hin und wieder einen Quetschi anzubieten, als ein Trinkpäckchen oder gezuckertes Milchbrötchen – wie es zu meiner Zeit noch unterwegs normal war. Und wenn die Eltern selbst Obst- und Gemüsemuffel sind, profitiert ein Kind eindeutig davon, wenn es wenigstens so auf die Schnelle ein paar zusätzliche Vitamine bekommt.
Für mich sind sie eine gute Notfall-Mahlzeit und neuerdings auch eine prima Ergänzung des breifreien Nachmittagssnacks, sollte dieser unterwegs stattfinden. An heißen Sommertagen biete ich sie auch direkt aus dem Kühlschrank an. Und überhaupt – die Phase des Selbermachenwollen-Aber-Nochnichtkönnens ist so definitiv hygienischer, als würden meine beiden Schleckermäuler ihren Obstbrei löffeln.
Babys sollte trotzdem assistiert trinken und auf keinen Fall länger auf dem Plastikverschluss herumlutschen (Stichwort: Nuckelflaschenkaries!).

Nachmittagssnack Kleinkind Obst 1 Jahr

Eine typische Nachmittagsmahlzeit unterwegs für zwei Kinder (ca. 1 Jahr alt).

Obst und Zahngesundheit

Damit wären wir noch einmal kurz beim Thema Zahngesundheit, obwohl ich ja im vorherigen Abschnitt schon alles wichtige dazu erwähnt habe. Natürlicher Fruchtzucker (Fructose) ist genau wie raffinierter Zucker (Saccharose) Nährmedium für Karies-Bakterien. Allerdings kann man mit einer vernünftigen Zahnhygiene gegensteuern. Diese kommt nicht nur von außen, sondern auch von Innen: Durch ein durch Vitamine und Mineralien gestärktes Immunsystem. Und wo kommen die her? Aus dem Obst natürlich. 🙂
Das ständige Nuckeln an Fruchtsäften in Flaschen und an Quetschis sollte unbedingt verminden werden. Ansonsten halte ich Obst für absolut unproblematisch, wenn die anderen Faktoren stimmen.

Vorbilder am Familientisch

Wichtig finde ich, dass Obst- und/ oder Gemüse-Verweigerern der richtige Umgang mit den gesunden, wichtigen Lebensmitteln vorgelebt wird. Da sollte kein großes Theater drum gemacht werden, sondern einfach vorgelebt werden, dass die Lebensmittel zu allen Mahlzeiten dazu gehören. Wenn das Baby alltäglich sieht, dass die Eltern genüsslich  Obst verdrücken, wird es in den meisten Fällen von alleine Interesse zeigen. Ich würde vermeiden, Druck und Belohnungsstrategien aufzubauen wie „es wird nicht gespielt, bis du den Apfel gegessen hast“ oder „wenn du das Gemüse isst, gibt es anschließend noch einen Keks“.
Wir lassen die Zwillinge schon seit dem Beikoststart sehr viel Obst bei uns probieren. Wochenlang bestand das nur darin, das sie kurz geleckt haben. Mittlerweile muss ich mir manchmal (m)einen  Apfel dritteln, von dem sie äußerst stolz abbeißen. Auf der anderen Seite würde ich mir keinen Teller gekochten Blumenkohl einverleiben und erwarte das also auch nicht von meinen Kindern.

Zu viel Obst für Babys? Geht das?

Wann ist es doch zu viel Obst?

Natürlich dann, wenn die Obstmenge nicht mehr vertragen wird! Das ist komplett individuell, stark vom Alter des Kindes und von der Obstsorte abhängig. Bei sehr säurehaltigen Obstsorten (Kiwi, Organgen, Erdbeeren…) kann es leicht zu wundem Windelbereich kommen. Bei Kernobst, Melone und Birne zu Durchfällen. Bei Bananen hingegen zu Verstopfungen. Außerdem enthalten Bananen sehr viel Kalium, was manchmal (aber vor allem bei vorerkrankten Personen!) zu Problemen führen kann und sind im Vergleich zu anderen Obstsorten ordentliche Energielieferanten (ca. 100 kcal, je nach Reifegrad und Größe). Sie enthalten sehr viele Kohlenhydrate und machen richtig satt. Deshalb sind sie eher eine Ersatzmahlzeit als ein leichter Zwischendurch-Snack.
Bei von Diabetes betroffenen Kindern muss man natürlich auch vorsichtiger sein.
Ich habe im Studium mal gehört, dass es tatsächlich Menschen gibt, die vom Obstessen fettleibig werden. Allerdings waren das essgestörte Extremfälle.


Wie steht ihr zum Thema „Obst versus Gemüse“? Was haltet ihr von Quetschis? Konnte ich alle Fragen klären und Ängste nehmen? Lasst es mich wie immer gerne in den Kommentaren wissen!

Milch und Mehr

 

Mit ** gekennzeichnete Artikel wurde mir kosten- und bedingungslos zu Verfügung gestellt. Alles was ich darüber schreibe, entspricht meiner persönlichen Meinung (Werbung). 

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