Familie, Tagebuch
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7 Monate Mama-Glück

Sieben. Monate. Sie sind schon fast Kleinkinder! Gedanklich plane ich die erste Geburtstagssause. Und verdränge die Gedanken wieder, um nicht komplett sentimental zu werden. Ich wollte nie zu diesen Eltern gehören, die ständig über die verfliegende Zeit philosophieren. Tue es nun aber doch. Es ist der Wahnsinn. Gefühlt bringt jeder Tag einen Entwicklungsfortschritt. Oder andere Abenteuer und Herausforderungen. Deswegen bin ich auch mal wieder etwas spät dran.
Für den Tagebuch-Eintrag habe ich mir mal einen Wochentag rausgepickt, der gar nicht allzu häufig vorkommt. Nämlich einen Tag, den wir komplett unspektakulär zu dritt verbracht haben. Neulich gestand mir eine Schwangere, sie mache sich Sorgen um die soziale Isolation in der Elternzeit. Wie seht ihr das? Ich habe bislang absolut nicht das Gefühl, allein zu sein. Eher das Gegenteil ist der Fall.
Es wird immer schwieriger mit meinen Foto-Models.
Die Nächte funktionieren bei uns nach dem Pralinenschachtel-Prinzip. Die heutige ist eher die bittere Schnapspraline. Das eine Früchtchen ist im Beistellbett neben ihrem Bruder zu einsam und verlangt alle zwei bis drei Stunden Nähe im Elternbett. Ob Stillen oder nur Kuscheln ist egal. Hauptsache nicht allein. Obwohl da ja noch das Geschwister wäre. Das wird zur Sicherheit wachgeklopft und ärgert sich dann über das Wachsein und über die verstopfte Nase. Die Schlafsituation ist nicht mehr tragbar. Die elterlichen Augenringe zu tief. Wir brauchen Veränderung. Am Wochenende werden Möbel gerückt und ein zweites Kinderbett ins Schlafzimmer geholt. Ein richtiges Familienbett ist nicht meins. Mit einem Früchtchen im Arm schlafe ich zu oberflächlich.
Sie sind aber so nett und lassen mich bis halb acht vegetieren. Zum morgendlichen Begrüßungskuscheln dürfen sie ins große Bett. Es ist immer so schön, wie sie dann um die Wette strahlen, weil sie mich sehen. Oder weil es hell wird? Und sich dann gegenseitig von ihren Träumen berichten, während ich mich wasche und anziehe. Dann geht es rüber ins Kinderzimmer und es folgt die Baby-Katzenwäsche und das Anziehen. Gut gelaunt wird das Mobile begrüßt. Der wartende Zwilling widmet sich schon einmal dem Spielzeug. Die gute Laune kippt kurz, als der Pullover angezogen wird. Ärmel sind eines jeden Früchtchens Feind. Und die Laune bleibt auch mies, weil die Nachwehen des Schnupfens noch von der fiesen Mama aus der Nase geräumt werden müssen. Und Taschentücher sind auf der Beliebtheitsskala noch hinter den Ärmeln einzusortieren.
Zur Belohnung für die unermessliche Tapferkeit gibt es ein Milchfrühstück für die Babys und eine Runde Internet am Handy für die Mutti. Dann geht es ins Wohnzimmer auf die Krabbeldecke. Es wird hart gezockt. Ich bereite derweil mein Müsli zu, lege alles für den Mittagsbrei zurecht. Mein Frühstück gibt es auf der Krabbeldecke, um Einsamkeitsheulanfällen zuvor zu kommen. Deshalb verfolgen vier Augen gespannt jeden Löffel, der in meinem Mund verschwindet. Wir turnen noch etwas und machen Quatsch. Zwischendurch tun wir noch den P&G-Aktionären etwas Gutes und erfrischen den ein oder anderen gerade saubergemachten Popo. Zügig fordern die Früchtchen ihren dreißig-minütigen Vormittags-Powernap ein. Nach wie vor in der Wiege. Ich wippe ein wenig, widme mich dabei meinem Tee und erledige eine überfällige Schlafsack-Bestellung. Ich ärgere mich, dass 20 Zentimeter Stoff mal eben 30 Euro mehr kosten. Zweimal. Aber weil wir uns so gut mit den Säcken angefreundet haben, bin ich auch zu unflexibel, erneut auf die Pirsch zu gehen.
Die Runde durch die Blogosphäre schaffe ich dann nicht mehr, weil schon wieder der Wickeltisch ruft. Und dann die Wäsche. In der Waschküche haben die Früchtchen mittlerweile ihre eigene Decke. Und die Sophies kommen immer mit. Die kleine und die große. Während ich also Wäsche ab- und aufhänge, den Trockner ent- und belade, kann ich zwei kleinen Hunden beim Knochenkauen zugucken. Dann ist es aber auch schon wieder Zeit für den Mittagsbrei. Elf Uhr. Hier herrschen Essenszeiten wie im Altenheim. Fenchel-Karotte-Kartoffel mit Hähnchen gibt es. Vom Breifuttern habe ich ja schon ausführlich geschrieben, das spare ich mir dann an dieser Stelle. Obwohl es eigentlich erneut zum Wickeltisch gehen müsste, schiebe ich die Hochstühle noch eben in die Küche, um die Spülmaschine auszuräumen, mal ordentlich zu trinken und mein eigenes Mittagessen vorzubereiten. Aus Boxen aus dem Kühlschrank. Gekocht wird nämlich am Wochenende. Die Früchtchen erzählen mir vergnügt von ihrem Fresskoma und zerfleischen dabei abwechselnd eine Papiertüte. Wir gehen dann wieder hoch. Also ich gehe und schleppe. Die Herrschaften werden getragen. Es gibt frische Windeln und eine kleine Spielrunde mit nackten Beinchen. Das lieben sie. Ich probiere nun auch ganz bewusst mit den Früchtchen zu spielen und herumzualbern, obwohl noch ein Korb Wäsche im Zimmer steht. Ich merke in der letzten Zeit nämlich, dass ich ständig nebenbei mit Haushalt, Organisation und Babypflege beschäftigt bin und möchte dann eben auch bewusster Momente mit den Kindern erleben.


Anschließend dürfen sie zum Herunterfahren Stillen und es geht wieder in die Wiege zum Mittagsschlaf. Ich hole mir mein Mittagessen aufs Sofa. Für einen vernünftigen synchronen Schlaf darf ich mich nicht zu weit entfernen. Im richtigen Moment das Wippen zu vergessen, wäre kontraproduktiv. Außerdem tut das gezwungene Ausruhen mir auch ganz gut. Manchmal, so auch heute, gibt es einen Zwischenfall. Das eine Früchtchen wird weinend wach. Alptraum? Bauch? Keine Lust mehr? Es hilft nur eine frische Windel und eine Kuschelrunde. So wie früher. Auf meinem Bauch. Die Kunst dabei ist, das andere Früchtchen nicht auch aus dem Schlaf zu reißen. Das gleiche Glücksspiel wie in der Nacht. Nur vertauschte Babys. Glücklicherweise ist das Früchtchen aber noch einmal für eine zweite Schlafrunde zu haben. Nach zwei Stunden werden sie aber beide wach, sie dürfen trinken und ich packe uns warm ein. Wir sind mit Nachbarsmama und Nachbarskind zur wöchentlichen Drogerie-Shoppingrunde verabredet. Dort werden wir beim Beladen der Einkaufskörbe ganz sentimental. Ein mini-mini-mini-winziges Baby, das so süß heult, wird gerade von der frischgebackenen Mama gewickelt. So klein waren die Früchtchen auch einmal? Sogar noch kleiner? Und so zaghaft hat sich die Stimme angehört? Im Vorbeigehen kriege ich mit, wie eine Frau, wahrscheinlich anfang sechzig, mit besagter Mutter ein Gespräch anfängt: Ob sie denn wisse, dass ihr Kind Schmerzen habe. Wie sie es denn so schreien lassen könnte. Sie müsse mal dringend zum Arzt. Ich werde richtig sauer. Am liebsten würde ich der Frau das Waschmittel, was ich gerade im Arm halte, über den Kopf kippen. Was bildet sie sich ein? Woher weiß sie, was dem fremden Baby fehlt? Wieso berät sie, ohne um Rat gefragt worden zu sein? Und wird dabei auch noch frech? Sie zieht dann (vielleicht lag es an meinem Mörder-Blick) wütend von dannen und ich probiere die verunsicherte Mama wieder aufzuheitern, ohne ihr zu Nahe zu treten. Wieso werden Menschen so skurril, sobald es um Babys geht? Soetwas geht mir ja mittlerweile unter die Haut. Vor einem Jahr hätte ich den Vorfall wahrscheinlich noch nicht einmal mitbekommen.
Zu Hause spielen wir noch ein wenig auf der Krabbeldecke, bevor es schon wieder Zeit für den Nachmittagsbrei ist. Hinterher bereiten wir das Abendbrot vor, erzählen und singen ein bisschen. Und warten dann auf Papa. Große Freude auf allen Seiten. Aber die Uhr tickt langsam und die Früchtchen sind fertig mit dem Tag. Auf dem Schoß dürfen sie noch der Erwachsenen-Mahlzeit beiwohnen und würde am liebsten auch herzhaft ins Brötchen beißen. Wir machen sie bettfertig und das Abendritual beginnt. Eine ausgiebige Stillmahlzeit. Dann übernimmt Papa. Und begleitet in den Schlaf. Was er genau tut, weiß ich gar nicht. Bei ihm mögen die Früchtchen nicht essen. Bei mir nicht im Bett einschlafen. So ist es nun mal mit geteilten Aufgaben und unseren Gewohnheitstierchen. Ich räume die Küche auf, dusche und versuche, meine endlos lange To-Do-Liste abzuarbeiten. Bleibe dann aber doch irgendwo im Internet und bei einer Serie hängen. Heute ist kaum etwas passiert. Trotzdem bin ich wie immer k.o.
 

 

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Bei uns sind die Wochentage aktuell wirklich wahnsinnig strukturiert. Selbst meine eigenen Toilettengänge. Wir brauchen das. Meistens. Manchmal ist es mir aber auch ein bisschen zu viel Struktur. Dann rebelliere ich, indem ich mal einfach so auf die Toilette gehe. Besser wird dadurch aber auch nichts. Mehr Rebellion ist mir zu heikel. 😉
 
 

0 Kommentare

  1. Anonym sagt

    Meine Twins sind gleich alt. Mich würde Euere Tagesstruktur sehr interessieren.

    Und: wie oft stillst du noch und wann?

  2. Huhu, leider war dieser Kommentar lange verschollen und ich befürchte, dass du nun die Antwort nicht mehr lesen wirst :-/ Gerade schreibe ich aber endlich am 8-Monate-Post, da gehe ich dann mal darauf ein. Sorry nochmal, das Nichtantworten war keine Absicht!

  3. Anonym sagt

    Doch, doch, ich lese noch. Danke für die Antwort im 8-Monate-Post.

    Wie oft am Tag schlafen denn Deine Twins in der Regel jetzt noch mit 8 Monaten?

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