Ich möchte ein Geständnis ablegen: Pädagogik interessiert mich einfach nicht. So, jetzt ist das schon mal raus. Wozu dann aber dieser Artikel und nicht lieber ein nettes Rezept oder spannendes Gesundheitsthema?
In den letzten Wochen bin ich immer wieder an meine Grenzen gestoßen. Als Hauptbezugsperson für zwei Zweieinhalbjährige und ein Baby. Streitigkeiten, Trotzanfälle, Trödeleien und weit auseinanderdriftende Bedürfnisse aller Beteiligten bestimmen unseren Alltag.
Ich fühle mich oftmals richtig hilflos. Mir raucht der Kopf. Ich werde irgendwann gemein und bin hinterher unzufrieden mit mir selbst. Ich fühle mich schuldig.
Jeden zweiten Abend schildere ich zwischen Tür und Angel meinem Mann Situationen des Tages und hoffe, eine einfache Lösung auf dem Silbertablett serviert zu bekommen, weil ich nicht mehr weiter weiß. Er hat meistens auch keine guten Ideen.
Da lag es neulich auf der Hand: Fortbildung mit einem Erziehungsratgeber! Wie machen andere Mütter das? Eine gute Mutter zu sein? Denn ich hatte das Gefühl, dass die anderen es alle besser machen als ich. Ich durchforstete das Internet. Ich landete auf dem ein oder anderen Klappentext eines Sachbuchs, auf Blogs von Herzblut-Pädagoginnen oder selbsternannten Supermuttis.
Und ich merkte immer sofort: hier kann ich nicht weiterlesen. Das interessiert mich nicht! Das passt nicht zu mir. Und manchmal kreuselten sich mir auch einfach nur die Fußnägel. Heißt das also im Umkehrschluss, ich bin eine schlechte Mutter?
Super- oder Rabenmutti?
Ich halte mich für eine leidenschaftliche Mama. Ich gehe (meistens) in meiner Rolle auf. Ich gebe hundert Prozent. Ich habe mich aus freien Stücken und Überzeugung dazu entschlossen, meine Kinder bis zum Kindergarteneintritt selbst zu betreuen. Dafür verzichte ich aktuell auf ziemlich viel Lebensqualität und Karriere. Ich denke mir spaßige Sachen für uns aus, bin kreativ mit ihnen, fördere und fordere, versorge sie mit allem, was sie brauchen. Und schenke ihnen so viel Wärme und Aufmerksamkeit, wie ich kann.
In meiner spärlichen „Freizeit“ nähe ich ihnen dann auch noch Karnevalskostüme oder Geburstags-Shirts und stöbere in Onlineshops nach schöne Geschwister-Outfits. Unter anderem weil mir selbst der Anblick freudige Momente beschert.
Mir ist es eine hohe Priorität, dass sie eine glückliche Kindheit haben und dass sie mich auch rückblickend als „gute Mutter“ in Erinnerung behalten.
Ich brenne für eine gesunde Ernährung. Das ist mein Herzensding. Da habe ich mir viel Wissen angehäuft, das ich gerne an andere Eltern weitergebe. Stillen, Beikost, Familienküche: Bei den Themen habe ich eine fundierte Meinung. Sie haben auch im Alltag eine recht hohe Priorität für mich.
Erziehung mache ich aber – etwas halbherziger – aus dem Bauch heraus.
Aber wenn ich dann nach links und rechts schaue, fühle ich mich damit manchmal schlecht. Das was ich mache, sei manipulativ und gewaltsam. Veraltet und falsch. Sagen die Mamas, deren Herzensding nicht die Ernährung, sondern die Pädagogik ist. Sie haben „bedürfnisorientiert“ oder „unerzogen“ auf ihren Arm Instagram-Account tätowiert. Und brennen dafür! Sie achten im Gespräch mit ihren Kindern auf die perfekte Wortwahl, sagen nie nein, werden niemals laut, können ihre eigenen Bedürfnisse komplett verdrängen und haben einen Geduldsfaden bis zum Mond und zurück. Diese Mamas wettern gegen alles andere. Gegen Belohnungen und Verbote, gegen Regeln, gegen ein autoritäres Rollengefüge. Schimpfen sei schon verbale Gewalt. Gewalt ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte. Und grundsätzlich sind sie immer gegen das, was „früher“ gemacht wurde.
Ich finde diese Strömungen okay. Erziehung oder eben nicht ist das Hobby dieser Mütter. Bei einigen ist es sogar der Beruf.
Aber ich traue mich jetzt einfach mal, zwei kritische Anmerkungen zu den aktuellen „Erziehungstrends“ zu machen.
Warum machen wir Mamas uns gegenseitig Schuldgefühle?
Wieso maßen sich die Pädagoginnen unter uns an, den einzig richtigen Weg zu kennen? Wieso fühlt man sich nach dem Lesen ihrer „Leitlinien“ so schlecht? Leben und Leben lassen, das wünsche ich mir!
Ich würde genau diese Mamas, deren Herzen für eine bedürfnisorientierte Erziehung schlagen, niemals dafür kritisieren, dass ihre Kinder täglich Nutella-Toast frühstücken oder den ganzen Nachmittag auf dem Spielplatz snacken, obwohl ich das für falsch halte.
Bekommt man beim Lesen meiner Artikel das Gefühl, eine schlechte Mama zu sein, nur weil man seine Kinder anders ernährt?
Ich möchte lediglich meine Ideen sammeln und ein bisschen Wissen vermitteln für diejenigen, die danach suchen. Ich halte aber niemanden für eine schlechte Mutter, nur weil sie dem Speiseplan des Kindes weniger Beachtung schenkt als ich.
Ich persönlich halte die Ernährung für extrem wichtig. Beeinflussbare Gesundheit kommt MEINER MEINUNG nach von Innen und das, was man isst, ist Grundgerüst für so vieles mehr. Nicht nur die Bindung zum Kind.
Übrigens ist auch in meiner Familie nicht nur das, was ich öffentlich zeige, weil ich euch damit inspirieren möchte auf dem Speiseplan, sondern auch mal Tiefkühl-Fischstäbchen oder Kekse.
Für mich hat es keine Priorität, dass ein Kleinkind ausschließlich Schuhe mit Barfußsohle, Bio-Schurwolle trägt und Holzspielzeug besitzt. Es ist für mich kein Weltuntergang, wenn mal an einer schadstoffbelasteten Quietscheente aus Plastik geleckt oder ab einem gewissen Alter genüsslich ein Stück Schokolade genascht wird. Im Haushalt gibt es tausende kleine, optimierungsbedürftige Baustellen. Ich bin kein Interior-Liebhaber. Keine Montessori-Anhängerin, Minimalistin oder Nachhaltigkeits-Beauftragte. Aber ich kann nachvollziehen, dass genau eines dieser Dinge (d)ein Herzensthema ist.
Eigentlich mag ich keine krassen Extreme. Doch ich respektiere, wenn andere Familien andere Schwerpunkte aus persönlicher Überzeugung setzen.
So möchte ich aber auch dafür respektiert werden, dass ich erziehe. Ich bekomme nämlich immer mehr das Gefühl, dass man das nur noch heimlich machen darf.
Attachment Parenting früher und heute
Ich frage mich, ob früher tatsächlich alles so falsch gemacht wurde? Bedarf die Kindererziehung wirklich einer grundlegenden Reform, nach der so viele Stimmen schreien? Das impliziert doch, dass unsere eigenen Eltern bei uns alles verbockt haben. Dass wir traumatisiert sind und zu schlechten Menschen gemacht wurden? Das mag vielleicht im Einzelfall ausschlaggebend sein. Aber doch nicht pauschal. Ich mag mich eigentlich!
Außerdem: kann Erziehung uns überhaupt soweit beeinflussen oder ist es doch eher der Charakter?
Es ist total normal und natürlich, dass man sich von seiner Elterngeneration distanzieren möchte. Dass man es besser machen möchte als sie. Oder bloß anders. Dass man aus ihren Fehlern lernt. Das ist Teil der Evolution.
Aber ich persönlich habe gar nicht das Gefühl, dass meine Mutter in meiner frühkindlichen Phase so viel falsch gemacht hat. Sie hätte damals sicher das neue Gütesiegel „bedürfnisorientiert“ bekommen.
Aber auch ich lerne natürlich auch aus den Fehlern meiner Eltern. Da wäre zum Beispiel die Pubertät, in denen ich meine Kinder ganz sicher anders begleiten werde, als ich damals begleitet wurde. Da wäre das Thema Ernährung, bei der ich meine Eltern rückblickend etwas naiv und einfallslos fand. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum ich dafür besonders brenne?
Neulich habe ich mit einer meiner wertvollen Zwillingsmama-Freundinnen über das Dilemma geredet. Sie hat sich einfach mal die damaligen, verstaubten Erziehungsratgeber aus dem Bücherregal ihrer Mutter geschnappt und überraschend festgestellt: die Grundansätze von damals und heute sind komplett gleich!
Und wir haben beide bemerkt: Kann es sogar sein, dass wir als Zwillingsmütter, also als Begleiterinnen von ZWEI gleichaltrigen Kindern, sogar konsequenter und strenger sind, als unsere Eltern es mit uns waren?
intuitive Erziehung
Nun fragt ihr euch sicher, was die Erziehung, die aus meinem Bauch heraus läuft, anstatt von Fachkundigen abgesegnet zu sein, auszeichnet?!
Ich versuche meinen Kinder mit Respekt und auf Augenhöhe zu begegnen. Ich bin liebevoll und richte mich in meinen Möglichkeiten nach ihren Bedürfnissen. Aber ich führe sie auch. Es gibt klare Regeln und Grenzen. Ich bin emotional. Ich zeige ihnen meine Gefühle – positive und negative. Ich lobe und ich werde laut. Und wähle meine Worte ganz sicher nicht immer pädagogisch wertvoll. Vor allem, wenn ich sowieso gerade überfordert bin. Das kommt häufiger mal vor. Ich mag mich nicht immer dabei. Aber ich liebe meine Kinder und versuche ihnen eine grandiose Kindheit zu bieten.
Eine gute Mutter darf auch Fehler machen
Ich raste manchmal mitten in der Öffentlichkeit aus. Meistens ist es in einer Gefahrensituation, zum Beispiel im Straßenverkehr. Die Zwillinge müssen da einfach auf mich hören und kooperieren. Mit Kindern in der Überzahl sollte man meiner Meinung nach manche Dinge mit der Stimme regeln können. Sonst müssten wir uns stark einschränken und den Lebensstil anpassen.
Manchmal werde ich aber auch fuchsteufelswild, ohne dass es unbedingt nötig wäre. Weil ich dann gerade meine Wut abladen muss. Zum Beispiel, weil ein Kind vorsätzlich meine liebevoll gehegten Tomatenpflanzen zerstört. Natürlich ist das kein Weltuntergang. Trotzdem bin ich verletzt und möchte in dem Moment zeigen, dass das ein Fehler war, den man nicht mehr wieder gut machen kann. Dass damit meine Toleranzgrenze überschritten wurde.
Was ist daran so falsch, Wut, Ärger und Traurigkeit im behüteten Umfeld kennenzulernen? Meiner Auffassung nach ist es auch die Aufgabe einer Mama, Grenzen zu setzen und für die Gesellschaftstauglichkeit vorzubereiten.
Etwas, was ich meinen autonomen Bomben gerade oft erzähle, ohne zu wissen, ob irgendetwas davon bei ihnen ankommt: Wir alle müssen einander gegenseitig respektieren. Respekt und Bedürfnisse existieren nicht nur einseitig.
In der Schwangerschaft und im Wochenbett war ich oft einen Tacken zu barsch und hin und wieder auch richtig willkürlich – Hormonen und Überlastung sei Dank. Ich hoffe aber, dass meine Großen in keiner Sekunde an meiner Liebe zu ihnen zweifeln mussten.
Belohnungen & Bestrafungen
Ich manipuliere – bei guter Laune spielerisch – bis sich die Balken biegen. Mit einem Belohnungssystem sind die Zwillinge gerade trocken geworden. Alle fühlen sich nun damit besser! (Das ist aber eigentlich ein anderes, eigenes Thema…).
Wenn ich mir nicht anders zu helfen weiß, zeige ich Konsequenzen auf. Ich drohe also. „Wenn du nicht das machst, dann…“ Sätze fallen hier häufig. Und damit fühle ich mich im Gegensatz zum Schimpfen oft noch nicht mal schlecht. Irgendwie müssen wir ja vier bis fünf Bedürfnisse jonglieren. Und wenn nur herumgetrödelt wird, bleibt am Ende einfach keine Zeit mehr für das gewünschte Bilderbuch oder Spiel. Das ist keine Strafe, das ist (leider) Mathematik.
Ich versuche ein gutes Vorbild zu sein. Ich schaue mir selbst auf die Finger und refelektiere. Weniger fluchen sollte ich unbedingt! Aber an den Erziehungsstilen anderer Eltern möchte ich nicht messen, ob ich eine gute Mutter für meine Kinder bin. Ich spiele nicht eine Figur, die ich nicht bin. Ich bin authentisch. Ich mache meine Sache gewiss nicht immer gut. Ich habe meine Fehler. Aber ich gebe tagtäglich mein Bestes.
Elternschaft mit Selbstzweifeln
Ich gebe zu: meine Gedanken zur Kindererziehung sind alle etwas wirr. Und an allen Ecken und Enden kommen neue Denkanstöße hinzu.
Zum Beispiel, ob Erziehung nicht vielleicht auch maßgeblich von der eigenen Persönlichkeit geprägt ist? Ein spannendes Thema, das ich demnächst noch einmal aufgreifen möchte. Oder ob man mit zu viel Aufmerksamkeit verziehen kann?
Worum es mir eigentlich hier geht: Elternschaft ist fordernd. Wenn nicht gar DIE Herausforderung des Lebens, wenn man mit dem Perfektionswahn an die Sache heran geht, der für unsere Generation in vielen Bereichen so typisch sein soll. Selbstzweifel und Selbstreflektion sind vollkommen angebracht, wenn man „nur das Beste fürs Kind“ möchte. Der Blick nach links und rechts sollte jedoch zur Inspiration geschehen, nicht, um andere Ansichten und Vorgehensweisen zu verurteilen.
Wir können nicht alles perfekt machen. Wir brauchen uns nicht komplett aufgeben. Trotzdem werden die Kinder groß! Und zu gar nicht so geringer Wahrscheinlichkeit wollen sie auch noch nach der Pubertät etwas mit uns zu tun haben.
Und wie seid ihr? Was sind eure besten und was eure schlechtesten Eigenschaften im Bezug auf die Elternschaft? Nach welchen Idealen erzieht ihr? Oder eben nicht? Ich bin sehr gespannt auf euer Feedback.
? Ich studiere derzeit kindheitspädagogik…. Und ich erwische mich immer wieder Eltern „kluge ratschläge“ zu geben. Letztens im Schwimmbad hat eine Mutter ausschließlich geschlossene Fragen (ja/Nein fragen) gestellt… Ich sagte ihr offe Fragen sind besser… Wollte sie überhaupt nicht hören und hat gesagt „es gibt schon einen großen Bruder und bei dem ist alles gut gelaufen“. Ich hätte da ein Fass aufmachen können wozu offene Fragen besser sind, aber ich hab es gelassen… Sie hätte ja auch z. B. Sagen können „ach wirklich, wieso den oder warum…“
Oder auf dem Spielplatz: Vater und Tochter… Tochter schaukelt und Papa gibt anschwung. Tochter sagt irgendwann stop und der Vater macht weiter und meint bisschen geht noch… Da hätte ich ihm so gerne gesagt, dass wenn seine Tochter stop sagt er das auf jeden Fall zu befolgen hat, weil es seine Tochter vor sexuellen gewalt schützt. Ihr Nein wird nicht übergangen und so lernt sie dass ihr Nein eine Gewichtung hat. Auch für ihr späteres Leben ist es einfach wichtig ein Nein zu sagen und darauf zu bestehen dass aufgehört wird… Schließlich ist vor kurzem erst ein Gesetz dazu durchgesetzt worden dass ein Nein auch tatsächlich auch ein Nein ist und nicht Ach bisschen geht noch…. Aber ich habe mein Mund gehalten und hoffe dass ich es später als kita Leitung in meiner Einrichtung das einführen kann und die Erzieher da mitmachen.
Liebe Lena,
dass dich sowas aufwühlt, zeigt doch eindeutig, wo dein Herzensthema liegt. Ich drücke die Daumen, dass du dann in der späteren Position die richtigen Impulse erfolgreich setzen kannst.
Ich kann vieles was du sagst total verstehen und wir handhaben das ähnlich. So falsch haben unsere Eltern das alles doch gar nicht gemacht. Trotzdem häng Erziehung und der Umgang doch von uns und vor allem auch vom Kind ab. Nicht jedes Kind ist gleich und reagiert auf alles gleich. Ich denke du handelst genau richtig für dich, die Kinder uns eure Familie ☺️ Auf den Beitrag mit dem Töpfchen freue ich mich, Felix ist ein totaler Gegner ?
Liebe Anni,
da hast du vollkommen recht! Wenn ich mir diesbezüglich auf die Finger schaue, rede ich sogar mit meinen beiden Großen teilweise ganz anders – weil sie so unterschiedliche Charaktere haben.
Liebe Grüße!
Ich finde mich zum Teil in deinem Text wieder. Ich beschäftige mich auch sehr mit manchen Themen, Ernährung, Umwelt…
Und bin auch sehr emotional und denke, dass es auch okay ist, wenn meine Kinder – übrigens vier- merken, wie es mir geht. Wenn ich mir im Nachhinein denke, dass ich unfair, zu laut etc war, dann spreche ich mit meinen Kindern und erkläre ihnen meine Beweggründe.
Je älter die Kinder werden, desto mehr zeigen sie mir, was manchmal an meinem Erziehungsstil nicht so gut läuft. Sie werden in Konflikten laut, sagen Dinge, die sie nicht sagen sollten… und woher haben sie das? Von mir. Und da bin ich nicht stolz drauf. Ich bin nicht ständig laut, aber in Stresssituationen läuft es manchmal aus dem Ruder.
Und durch den Spiegel meiner Kinder, beschäftige ich mich immer wieder mit dem Thema Beziehung statt Erziehung.
Aber das alles macht mir kein schlechtes Gewissen. Ich finde, dass meine Kinder es verdient haben, dass ich mit ihnen genauso spreche wie mit anderen Erwachsenen. Außerdem haben sie es meiner Meinung nach nicht verdient, dass ich meinen Frust oder Stress bei ihnen ablade.
Aber Regeln gibt es bei uns auch, sonst wäre ja ein Zusammenleben mit 6 Personen echt schwierig.
Aber Bestrafungen und materielle Belohnungen gibt es bei uns nicht. Bestrafungen bringen gar nichts. Das weiß ich von meiner Kindheit. Ich habe oft Bestrafungen aufgefasst. Immer wieder für dasselbe, aber das war mir egal. Ich wollte das machen, was ich machen wollte. Anstatt Belohnung und Bestrafung gibt es bei uns Gespräche. Ob das richtig ist? Ich weiß es nicht… Ich mach das eben einfach so. Und verurteile auch niemanden, der es anders macht.
Ich würde auch niemanden Tips oder Vorschläge zu meinen wichtigen Themen geben.
Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar!
Wie stark selbst schon Zweijährige spiegeln habe ich schon oft gemerkt. Das darf man wirklich nicht vergessen. Wenn ich selbst laut werde, kann ich nicht von meinen Kindern erwarten, dass sie Konflikte leise lösen. Und dann noch die komischen Tonfälle und Redewendungen. Das bringt mich aber auch schon mal ganz schön zum Lachen. Kinder sind die strengsten Lehrer. Das ist alles ganz schön vielschichtig…
Liebe Grüße
Ein sehr interessantes Thema. Mein Leitspruch schon beim ersten Kind war nach relativ kurzer Zeit meine Überzeugung, dass Kinder (glücklicherweise) kein Windows-System sind und bei kleinen Anwendungsfehlern abstürzen. Sie haben vielmehr eine hohe Fehlertoleranz und zeigen bei unterschiedlichen Menschen unterschiedliche Anpassungen im Verhalten – sehr faszinierend.
Und natürlich gibt es Regeln, warum auch nicht? Auch in einer kinderlosen Beziehung gibt es Regeln, darum auch für die Kleinen. Und ja, wenn ich mich in seltenen Fällen, weil Reden gerade nicht im Trotzkopf ankommt, entscheide etwas durchzusetzen, dann kann es auch richtig stressig werden – für alle. Bis zum Rausschicken aus dem Raum (isolieren) – komm wieder wenn Du Dich beruhigt hast! Ich stehe dazu, ich bin als Erwachsener für das Wohlbefinden verantwortlich und ich treffe die Entscheidungen dafür. Ich erwarte ab einem gewissen Alter auch die Fähigkeit zur Konzentration, Anweisungen umzusetzen oder auch präzise Antworten. Die Anforderungen können aber sehr wohl je nach Tages(zeit)form schwanken, aber ich finde, Kinder können auch an so etwas wachsen, wenn sie dann etwas (mit)schaffen. Entscheidungen durchsetzen ist für mich elementar für ein gutes Zusammenleben – was nicht im Alltag meint, dass ich diktatorisch alles bestimme. Aber es gibt dann bei der Frage des Essen kochens nur zwei Optionen zur Wahl. Ich mache es nicht schwerer als es sein muss.
Und ganz ehrlich, ein Nein kommt von mir selten, aber gerade im Kleinkindalter ist ein Nein eine deutliche Warnung, scharf ausgesprochen und das Kind muss an dieser Stelle „parieren“, sofort. Es ist für mich das allerwichtigste Mittel, um auf die Entfernung ein Kind warnen zu können vor einer Gefahr – egal ob im Straßenverkehr oder am Herd oder was auch immer. Nein ist Nein – ohne den Ansatz einer Diskussion. Und nur wenn das sicher funktioniert kann ich dem Kind damit wieder Freiräume schenken, sonst muss es dann zur Gefahrenvermeidung in der Nähe von Straßen an der Hand gehen o.ä.
Also lange Rede kurzer Sinn, ich glaube ich mache es ähnlich, meine Kinder sind jedoch nur zwei und weiter auseinander. Aber ich finde, es läuft eigentlich gut und ich habe mein Muttersein noch nie hinterfragt. Mir kam es ehrlich gesagt nie in den Sinn zu bezweifeln dass ich eine gute Mutter bin. Fehler mache ich, klar, aber wir gehen nie im Streit ins Bett und ich finde die Liebe zu den eigenen Kindern und das Verzeihen der Fehler, die Geduld mit ihnen – ein bischen davon darf jede Mutter auch für sich selber verwenden.
Liebe Maja,
danke für deinen ausführlichen Kommentar. Da teilen wir wohl wirklich ähnliche Grundsätze. Die Software-Analogie ist niedlich und hoffentlich auch wahr!
Ich kann mir gut vorstellen, dass Selbstbewusstsein in der Mutterrolle und das Nichtanzweifeln auch einen großen Teil für ein entspanntes Miteinander beitragen. Also, weiter so 😉
Liebe Nora,
Ich bin über die Beikost zu deinem Blog gekommen und nun hast du mich mit diesem Artikel sehr berührt – lieben Dank schon einmal dafür!
Bei meinem ersten Kind musste ich mich sehr als Mutter finden, war nicht bereit meinem Bauch zu folgen, weil ich meine eigene Erziehung nicht als Maßstab nehmen wollte. Ich durchsuchte das Netz nach passenden pädagogischen Ansätzen und habe auch einiges an Hilfe gefunden um mich selbst als Mama zu finden. Und doch blieb immer bzw oft dieses Stimmchen in meinem Kopf, dass nicht nur die Bedürfnisse des Kindes zählen können. Sonst werde ich als Mama doch verrückt wenn meine Bedürfnisse immer hinter denen meines Kindes stehen?! Und so habe ich meinen Weg gefunden, ich werde auch mal laut, bin wütend, schimpfe…. aber ich kann mich auch genauso bei meinen mittlerweile 2 Kindern entschuldigen, wenn ich falsch lag, unfair war oder im Stress was falsches gesagt habe. Mein Sohn ist heute 5 und ein sehr empathisches Kind, dass den Mut hat für seine Überzeugungen und Wünsche einzustehen und auch mir sagt, dass es nicht ok ist, wenn ich laut bin oder ungerecht. Das lässt mich hoffen, dass mein bzw unser Weg ok ist und auch wenn er mit Belohnung und Bestrafung und Wenn-dann-sonst Sätzen groß wird, zu einem liebenswerten Menschen heranwächst, der seinen Platz in der Welt finden wird. Dann bin ich versöhnt mit meinen Zweifeln und Selbsthinterfragungen, ob ich eine gute Mutter bin und was man nicht alles anders machen könnte und hoffe, dass wir es auch bei unserer mittlerweile 5 Monate alten Tochter ähnlich hinbekommen werden. Denn nichts lässt mich stolzer sein und mehr vor Glück und Liebe platzen als ein Blick auf meine Kinder. Und genau das sollte zählen unter uns Müttern – dass eine jede ihre Kinder liebt und zumeist nur das Beste für sie will – egal wie man dort hin gelangt und ob der Weg und die Erziehung der anderen zum eigenen Weg passt! Dann können wir uns nämlich auch versöhnen mit der Erziehung unserer Eltern und Großeltern, denn auch sie haben nur das Beste für uns gewollt und nach besten Wissen und Gewissen gehandelt!
Liebe Kathrin,
ganz lieben Dank für diesen tollen Kommentar. Du hast es so treffend auf den Punkt gebracht. Viele Grüße und noch viel Freude mit der Babyernährung. 😉
Hallo Nora,
mit viel Interesse lese ich deine Artikel und ich lasse mich gern inspirieren ?
Für mich persönlich ist die Pädagogik ein Herzensthema, da meine Eltern bei mir leider vieles nicht richtig gemacht haben.
Ich bin ein Jesper Juul Fan und finde seinen Ansatz absolut sinnvoll – sein Kind von Anfang an als vollwertigen Menschen ernst zu nehmen. Und dabei dem Kind auch die eigenen Grenzen zu zeigen, auch die eigenen Gefühle mitzuteilen. Die Haltung dem Kind gegenüber ist entscheidend, es wird grundsätzlich akzeptiert wie es ist, mit all seinen Gefühlen und Wünschen.
Meine Tochter ist erst 7 Monate alt, noch kann ich dir nicht sagen, ob sein Konzept bei uns Erfolg hat, aber ich werde versuchen es anzuwenden ?
Liebe Rieke,
vielen Dank für deine lieben Worte. Ich habe mir auch schon einige Interviews mit Jesper Juul angeschaut. Er war schon ein ziemlich schlauer Mensch. Finde seine Ansätze nicht schlecht, aber doch zu theoretisch für unser Leben mit Zwillingen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass das mit deiner Tochter und dir dann gut klappt. Alles Liebe!