Familie, Reisen
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Tipps zum Reisen mit Babys

Unser kleines Abenteuer, die erste Flugreise mit zwei achtmonatigen Babys, liegt nun schon wieder einige Wochen hinter uns. Zeit Resümee zu ziehen und meine wichtigsten Erkenntnisse festzuhalten und ein paar Tipps herauszuhauen.
 
 
 
Urlaub mit Baby(s) ist anders. Ich denke, es ist egal, ob ein, zwei oder noch mehr Kinder dabei sind. Urlaub wird zum Alltag, an einem anderen Ort. Wir haben uns einen warmen Ort gewünscht und mussten deshalb im März vier Stunden Flugzeit in Kauf nehmen. Es ging auf die Kanaren, nach Gran Canaria. Falls Interesse besteht, würde ich bei Gelegenheit dazu noch mal ein paar Ausflugstipps und Eindrücke separat verbloggen…?!
Normalerweise bestreiten wir den Alltag zu dritt, während der vierte Mann arbeiten ist. Die Zeit zu viert ist einerseits wahnsinnig wertvoll. Andererseits ist es aber auch eine Herausforderung, wenn plötzlich ein neuer Spieler ins Team kommt. Es gab einige wunderschöne Bilderbuchmomente für uns vier. Es gab aber auch Situationen, in denen mein Mann und ich uns ganz schön angezickt haben, in seiner Blitz-Elternzeit. Das will ich nicht schönreden.
Wenn man zum ganzen Alltags-Paket noch Ausflüge machen und hochwertig essen möchte, bleibt mit Vor- und Nachbereitung trotz ausgeglichenem Verhältnis zwischen Kindern und Erwachsenen keine Zeit für Schläfchen am Pool, Roman oder die Fußnägel.

Mit Kindern fängt der Tag zwar früh an, trotzdem ist alles entschleunigt und viele Programmpunkte, die früher nur ein kleiner Zwischenstopp gewesen wären, werden zur Tagestour. Hier eine Windel, dort Brei oder Schläfchen…
 
Die wichtigste Erkenntnis ist somit: habe keine Erwartung an Erholung oder Unternehmungen, wie du sie aus früheren Urlauben kanntest!
 
Trotzdem waren unsere Babys flexibler, als wir vorher dachten. Man kann den ganzen Tag unterwegs sein. Geschlafen wird im Auto oder Buggy, so wie es auskommt. Gestrampelt wird auch mit nackten Beinchen im Kinderwagen, statt auf der Decke. Auch wenn es mal eine Stunde später ins Bett geht, wird die Nacht keine Vollkatastrophe. Es ist zwar alles anstrengend, aber hinterher ist man überrascht und glücklich, dass es alles klappt. Und stolz.
 
So, nun habe ich aber noch ein paar konkrete Tipps, die vielleicht dem ein oder anderen die Urlaubsplaung erleichtern könnten, wenn er sie zur richtigen Zeit findet. Sie beziehen sich auf das Reisen mit zwei Säuglingen, die noch nicht stabil sitzen können, allerdings auf dem Boden beweglich sind. 
 
 
Mobilität am Flughafen und vor Ort
 
Eigentlich hatten wir einen faltbaren Buggy rechtzeitig vor dem Urlaub gekauft. Dieser kam aber auf Grund von Lieferschwierigkeiten des Herstellers nicht mehr pünktlich an, was uns ganz schön Stress bereitet hat. Letztendlich habe ich mit der Fluggesellschaft klären können, dass wir auch einen dreiteiligen Kinderwagen und zwei Babyschalen ohne Probleme/ Zusatzkosten befördern dürfen und dass der Kinderwagen auch mit zum Gate genommen werden kann. In unserem Fall dürfen nämlich beide Kinder ein zusätzliches Gepäckstück zum eigentlichen Koffer mitnehmen. Den zweiten Kindersitz, also das dritte Extrateil, konnten wir dann der Theorie nach als reguläres Gepäckstück aufgeben, weil die Zwillinge sich eine (30 kg schwere!) Reisetasche teilten. Insgesamt war man sehr hilfsbereit und kulant zu unserer Reisetruppe.
Es passen drei große Gepäckstücke und ein Bugaboo Donkey in den Kofferraum eines Kastenwagens (Citroen Berlingo, Renault Kangoo…), wenn das Handgepäck im Fußraum verstaut werden kann. Diese Frage konnte mir die Suchmaschine vor dem Urlaub nicht beantworten. Ich hoffe, dass mein Artikel Dr. Google da nun auf die Sprünge hilft. Da haben wir uns nämlich wirklich Sorgen drum gemacht… 
Letztendlich waren wir sehr froh, einen rückwärtsgerichteten, bequemen Kinderwagen mitgehabt zu haben.
Den Flug hat er bis auf ein paar Schrammen ganz gut überstanden. Eigentlich hatten wir vor, das Gestell mit Frischhaltefolie zu polstern. Leider fehlte uns dafür aber Zeit und Hände vor dem Abflug.
Am Ankunftsflughafen werden die Kinderwagen nicht wie von mir ausgemalt an die Gangway gestellt, sondern zum Band oder sogar zum Sperrgepäck befördert. Für diesen Fall hatten wir aber Tragen im Handgepäck. Somit waren wir beide mobil und in der Lage, das Gepäck zu befördern.
An der Sicherheitskontrolle war es ganz schön friemelig. Auf dem Hinflug wurde jeder mit einem Baby auf dem Arm durchgeschleust. Das Zusammenklappen und Wiederaufbauen des Kinderwagens übernahm freundlicherweise ein Mitarbeiter.
Auf dem Rückflug gab es eine Familienschleuse mit einer Art Laufstall. Mein Mann musste sich mit dem Kinderwagen an einer Extraschlange anstellen.
 
 
 
 
Der Flug
 
Nur wenn man einen zusätzlichen Platz kauft oder dieser glücklicherweise frei bleibt, darf man als Familie in einer Dreierreihe mit Zwillingen sitzen. Es dürfen nämlich wegen der festinstallierten Sauerstoffmasken maximal vier Personen pro Reihe sitzen. Kinder dürfen generell nicht am Gang sitzen. Da wir mit Freunden geflogen sind, konnten wir uns mit dem Hintereinandersitzen glücklicherweise ganz gut sortieren. Wenn ich beispielsweise zur Toilette musste oder wir Babys tauschen wollten, konnten wir das durch Ringtausch mit den Freunden bewerkstelligen. Wenn das Baby im Fußraum abgesetzt oder hingestellt werden kann, sollte es auch ohne Hilfe der Sitznachbarn irgendwie zu machen sein. 
Ich empfehle wirklich, so wenig Handgepäck wie möglich mitzunehmen und das dann so zu sortieren, dass man nicht an alle Gepäckstücke während des Flugs muss. Daran hatte ich auf dem Hinflug überhaupt nicht gedacht und schön eine Tasche mit Wickelkram und Wechselsachen, eine Tasche mit Essen, eine Tasche mit Spielzeug gepackt. Das war totaler Mist! Lieber eine Tasche mit dem wichtigsten Essen/ der Beschäftigung/ Windeln. Und die Tasche mit den Wechselklamotten, dem Notfall-Entertainment und dem Brei für nach der Ankunft wird überm Kopf verstaut und wenn es nötig wird vom Bordpersonal angegeben.
Ich hatte noch ein kleines Stillkissen und eine Decke griffbereit dabei, was ich als sehr praktisch für unsere Situation empfunden habe, aber natürlich bei den folgenden Reisen nicht mehr mitschleppen werde.
Übrigens empfehle ich 1-2 Mahlzeiten mehr als nötig ins Handgepäck zu packen, wenn das Baby wirklich noch nichts essen kann, was an Bord verkauft wird. Sollte es zu einer Verspätung kommen, ist zumindest das Problem abgedeckt.
 
 
Die Unterkunft
 
Ich denke, dass alle Varianten von All-Inclusive-Club bis Camping ihre Vor- und Nachteile als junge Familie haben werden. Wir haben uns dazu entschieden, zusammen mit unseren Freunden ein gemeinsames Ferienhaus zu mieten und uns selbst zu verpflegen.
Das hatte für uns folgende Vorzüge:
Wir konnten uns das Schlafzimmer so umbauen, dass wir mit zwei vom Vermieter gestellten Reisebetten zu viert in einem Raum schlafen, aber auch die Babys halbwegs absturzgesichert neben uns liegen lassen konnten.
Durch eine Wohnküche und die große Terrasse hatten wir genügend Platz auch mal ein paar halbe Tage nicht unterwegs zu sein.
Ich konnte wie gewohnt den Brei für die Kinder selbstmachen und gut lagern. Wir hatten sogar eine vernünftige Tiefkühltruhe. Pürierstab und Waage hatte ich mitgenommen. Wir konnten uns mittags flexibel unterwegs im Restaurant verpflegen oder auch abends kochen und in Ruhe essen, wenn die Kinder im Bett waren. Es gab keine zeitlichen Einschränkungen. Morgens konnten die Zwillinge auf (eher neben) der Krabbeldecke herumturnen, während wir gefrühstückt haben und mussten nicht wie in einem Hotel im Kinderwagen daneben sitzen.
Es gab eine Waschmaschine und einen Trockner. Das spart Gepäck und Aufwand. Ein vollgekotzter Schlafsack ist im Nu wieder einsatzbereit…
Auch wenn ich es für optimal halte und so wieder handhaben würde, gab es auch ein paar Nachteile/ Schwierigkeiten:
Hausarbeit (trotz Spülmaschine), Kochen und Einkaufen nimmt einfach Zeit in Anspruch und kann im Urlaub nerven.
Unser Schlafzimmer war mit den vier umgeschobenen Betten so vollgestopft, dass man nicht mehr, zum Beisiel auf dem Bett oder auf dem Boden, wickeln konnte. Das machten wir im Wohnzimmer auf einer Recamiere, was hoffentlich okay für unsere Freunde war.
Es gab im ganzen Haus keine Badewanne oder geräumige Spüle. Duschen mit Zwillingen, die nicht sitzen können, geht – es geht aber auch deutlich einfacher. Zum Beispiel dann in einem eben schnell gekauften Planschbecken.
Unsere Terrasse bestand aus Holzdielen. Eigentlich dachten wir, das wäre zum Robben und Erkunden besser als Rasen und wärmer als Fliesen. Letztendlich mussten wir aber einige Splitter entfernen. Das war nicht schön.
Natürlich war in der Wohnung auch nichts babysicher, sodass die Zwillinge immer im Auge behalten werden mussten.
 
 
 
Sonnenschutz
 
Das Thema war für mich als hellhäutige, gewissenhafte Erstlingsmama eine ganz schöne Herausforderung. Immerhin sind die Kanaren recht nah am Äquator, das heißt die Sonne steht relativ hoch und ist auch im März schon kräftig. Nach kleineren Nervenzusammenbrüchen und Experimenten hat sich für uns als am sinnvollsten herausgestellt: Füße, Beine, Hände, Arme, Gesicht und Nacken werden morgens vor dem Anziehen gegen Protest eingecremt und gegebenenfalls am Mittag noch einmal aufgefrischt. Heller Langarmbody und kurze Hose war die Standarduniform. Morgens und zum Beispiel in der Trage wenn Sonnenkontakt nicht zu vermeiden war gab es zusätzlich Socken, manchmal auch eine lange, dünne Hose. Aber man hat deutlich gemerkt, dass sie nackte Beine bevorzugt werden.
Im Kinderwagen haben wir uns mit Sonnensegeln beholfen. Fürs Auto hatte ich faltbare Sonnenschutz-Saugnapf-Dinger dabei. Bei allen Outdoor-Aktivitäten, auch im Auto und im Wagen, hatten die Babys Sonnenhüte auf.
Für den Strand hatte ich eine Strandmuschel besorgt. Da seht ihr übrigens, wo die 30 kg Gepäck herkamen… Trotz hohem UV-Schutz war den Babys es in der Strandmuschel  viel zu hell. Deshalb haben wir immer noch ein Strandlaken drüber gehangen.
Geblendet sein war natürlich sobald auf dem Rücken ein großes Thema, das für Unmut gesorgt hat. Für den nächsten Urlaub werde ich Babysonnenbrillen ins Auge fassen. Ob sie die tolerieren, wird sich zeigen…
Auch wichtig bei der unbekannten Wärme ist der erhöhte Flüssigkeitsbedarf. Wir haben unterwegs häufiger als sonst Trinkpausen eingelegt, einmal habe ich am Nachmittag immer noch gestillt. An ganz heißen Tagen haben wir zwischendurch ein bisschen gekühltes Obstmus zusätzlich angeboten.
 
 
Mietwagen
 
Mit unserem Kastenwagen waren wir sehr zufrieden. Wie schon oben geschrieben haben der Zwillingskinderwagen und das Gepäck in den Kofferraum gepasst. Ohne Gepäck konnten wir das Gestell sogar ohne es zusammen zu klappen verladen, was kurze Stopps deutlich angenehmer gemacht hat. Im Notfall konnte ich auch hinten zwischen den Babyschalen sitzen und bespaßen. Diese hatten wir ja von zu Hause mitgenommen. Die folgenden Kindersitze würde ich allerdings nun immer versuchen, bei verlässlichen Autoverleih-Firmen zu leihen, um Gepäck zu sparen.
Generell haben wir die Flexibilität, die ein Leihwagens im Urlaub mit sich bringt, schon bevor wir Eltern geworden sind, sehr geschätzt. Nun will ich ihn aber wirklich nicht mehr missen müssen.
 
Baby-Bedürfnisse
 
Brei gab es größtenteils weiterhin zu dritt, also ein Erwachsener füttert beide Babys parallel. Dazu haben wir unterwegs den Kinderwagen schnell in die halbsitzende Vorwärtsposition umgebaut, damit die Lenkstange nicht im Weg war. In der Wohnung haben wir die Babyschalen benutzt. Es gab auch vom Vermieter gestellte, einfache Plastikhochstühle. Darin saßen die Früchtchen auch super stolz zum selbstständigen Snacken, allerdings noch nicht stabil genug für eine ganze Breimahlzeit. Auf der Terrasse oder in der Küche (Marmorfliesen) konnten wir sie auch endlich mal experimentieren lassen. Hier war es ja bislang eher zu kalt für eine Outdoor-Sauerei bzw. fehlt die Zeit fürs anschließende gründliche Saubermachen im Alltag.
Wir haben einen Grundstock an Windeln dabei gehabt, mussten aber nachkaufen. „Dodot“ ist übrigens die spanische Marke, die von P&G vertrieben, den hiesigen Produkten entspricht. 
Strand mit Kamikaze-Baby(s) ist ganz schön stressig. Vom Meer waren sie eher verängstigt. Sand in der Hand/ am Fuß war zwar spannend, aber angespeichelt zu schnell im ganzen Gesicht und in den Augen, was die Laune hat kippen lassen. Letztendlich haben wir sie im Schatten der Strandmuschel immer mal wieder in ein Planschbecken gesetzt. Manchmal nur so mit Spielzeug, manchmal mit Süßwasser. Da hatten sie für 20-30 Minuten ziemlich viel Spaß zusammen. Kinderwagenausflüge wurden immer genossen. Eigentlich haben sie alle Ausflüge gut mitgemacht und sich ihren Schlaf dann geholt, wenn sie ihn brauchten. Wir sind meistens zu einem Ausflug aufgebrochen, wenn sie morgens zum ersten Mal müde wurden, sodass sie im Auto simultan schlafen konnten. Wenn sie viel im Kinderwagen oder in der Trage waren, haben wir immer wieder Pausen gemacht und einfach eine Decke auf einem Rasenstück ausgebreitet und ein paar Minuten gespielt. Der stärksten Mittagshitze sind wir meistens durch einen Restaurantbesuch entflohen.
 
 
 
So, nach und nach wird mir bestimmt noch einfallen, was ich unbedingt festhalten wollte, nun aber vergessen habe. Aktuell fällt mir aber nichts mehr ein. 😉
Wir haben den Urlaub wirklich in positiver Erinnerung. Es war schön. Aber es war auch wirklich anstrengend. Ob ich es noch einmal genauso machen würde, weiß ich nicht. Teilweise hatte ich das Gefühl, ohne unsere Freunde wären wir (zumindest am Flughafen) aufgeschmissen gewesen. Vielleicht ist die Autofahrt mit Säuglingen doch die bessere Wahl? Trotzdem konnte ich hoffentlich zeigen, dass es alles irgendwie geht, wenn man sich traut und dass man auch mit einer kleinen Großfamilie eine schöne Zeit in der Fremde haben kann.
 
Habt ihr schon ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder ganz andere? Vielleicht helfen euch unsere Erfahrungen ja weiter oder ersparen euch die ein oder andere verzweifelte Google-Stunde. 
 

 

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Ps.: Die liebe Pippa war fast zeitgleich mit uns unterwegs und hat auch ein paar richtig gute Tipps zum Reisen mit Kleinkindern festgehalten. Den Artikel kann ich auch wärmstens empfehlen und nehme da ganz viele Hinweise für unseren nächsten Urlaub mit sitzenden, mobilen, einjährigen Früchtchen mit… 🙂
 
PPs.: Hier habe ich einen unserer schönsten Urlaubstage festgehalten, falls noch mal jemand nachlesen möchte!

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