Ich erzählte ja neulich von unserem kleinen winterlichen Kurzurlaub und nahm euch mit ins Restaurant. Heute muss ich noch ein weiteres Highlight des Urlaubs verarbeiten: Unseren Besuch im Designer-Outlet. Nach drei Tagen Spielplatz, Babypool und Streichelzoo war es an der Zeit, dass auch wir Eltern uns noch einmal etwas Besonderes gönnten. Oder vielmehr etwas Nötiges, da wir ein paar wichtige Erledigungen abarbeiten wollten. Neue Wintergarderobe und so. Und irgendwie werden die Kleinkinder schon ein paar Stunden mitmachen. Oder?
Ich verrate nur so viel – Online-Shopping hat seine klaren Vorteile aus Elternsicht! Den Rest könnt ihr selbst lesen…
Meine ersten Schweißperlen bilden sich, als mein Mann mir auf der Autobahn seine Einkaufsliste vorträgt: Schuhe, Jacke, Hosen, Hemden, Pullover… Einmal alles bitte. Als ob er heute ein gemütliches Ründchen durch jeden zweiten Laden schaffen würde. Meine Liste ist deutlich bescheidener: ein Geschenk und etwas schönes für mich. Und eine total dicke Jacke für die zahlreichen nasskalten Spielplatzbesuche, auf denen ich meistens gefriere, wäre gut. Aber auch dafür braucht man nicht unbedingt weniger Zeit. Ich gebe den Zwillingen ein gutes Stündchen im Kinderwagen. Selbstverständlich nur, wenn ihnen dabei gewisses Entertainment geboten wird.
Da wir sie selbstverständlich noch vorher im Streichelzoo ausgepowered haben, pennen sie erst einmal trotz aller Wachhaltungs-Versuche aus dem Cockpit ein. Das schmälert die Chance auf einen stressfreien Akkord-Einkauf in der Mittagspause. Und leider gehören wir nicht mehr zu den ersten Gästen im Shopping-Dorf, wie es sich ja eigentlich für die Jungeltern-Fraktion gehört. Eine Parklücke zu finden, bei der alle bequem ausgeladen werden können, ist schon unmöglich – aber wer braucht schon bequem, wenn es auch kompliziert geht?
Spielplatz Umkleide
Mit Bilderbüchern, Zwischendurch-Knabbereien (die es ja sonst nie gibt) und dem üblichen Sack und Pack machen wir uns auf den Weg ins erste Jeans-Geschäft. Die Früchtchen saugen für 5 Minuten die ungewohnten Eindrücke in sich auf – laute Musik und Kleiderberge – während die Eltern hektisch alle Hosenstapel nach Papas Größe durchkämmen. Es ist auch eigentlich ganz lustig, dass Papa anschließend in dieser komischen Kuschelhöhle Guck-Guck spielt. Aber wieso darf man da bitte nicht mitmachen?
Gerade noch rechtzeitig vor dem ersten Nervenzusammenbruch erspähen die Zwillinge einen Hund. Der hat nebenbei bemerkt genauso viel Lust Shopping-Begleiter zu sein wie die Kinder. Gute Verbündete also. Ein Hund ist für die Tier-liebenden Kinder ein Event. Den kann man jetzt bitte sofort verfolgen. Wir sind ja schließlich immer noch im Streichelzoo-Urlaub! Dass wir uns von den kinderlieben Bauernhoftieren längst verabschiedet hatten, ist den Kindern egal. Für ein paar Minuten finden sie es noch amüsant, den Hund aus dem Kinderwagen anzuhimmeln und anzubellen. Dann wollen sie streicheln. Der Hund muss aber weiter, was in einen doppelten Tobsuchtsanfall ausartet. Während mein Mann dann Modeentscheidungen alleine treffen (oje) und bezahlen muss, liegt es an mir, die Stimmung draußen wiederzubeleben. Mit mäßigem Erfolg. Alle Bücher, die wir zu Hause stundenlang gucken können, sind nur halb interessant. Die Zwillinge wittern, dass sie nicht im Mittelpunkt stehen und es sich bei meinem plötzlichen Interesse an Baggern und Kipplastern um ein Ablenkungsmanöver handelt.
Shopping mit Hunden
In den kleinen Geschäftsgassen wimmelt es von Hunden. Shoppingfreunde sind also tierlieb. Teilweise sitzen sie in Buggys und Einkaufskörben, tragen Kleidchen oder sind genauso bockig, wie die Zwillinge. Die sind nämlich nur zu besänftigen, indem sie den Vierbeinern zu Fuß hinterher wetzen dürfen. Ein Hundebesitzer hat erbarmen mit uns und wir dürfen ein bisschen streicheln. Am liebsten würde ich mir zwei Leinen ausborgen. Die erscheinen mir gerade besonders praktisch. Statt weiter die Liste abzuarbeiten, führen uns die Kinder in die entlegensten Winkel des Einkaufszentrums. Dort treffen wir dann die anderen Herrchen und Frauchen. Von Hund und kleinem Mensch.
Schnell wird es auch schon wieder Zeit für das Mittagessen. Das Angebot ist auf den ersten Blick nicht so schlecht. Wir landen in einem Büffet-Restaurant. Nachdem ich allerdings fünfzehn Minuten auf eine Miniportion Nudeln-Bolognese, die eigentlich schon fertig gewesen wäre, warten muss und ich anstatt eben dieser, ein paar belegten Brötchen und Getränken mir auch gleich ein paar neue Designer-Schuhe hätte gönnen können, beschließe ich, dass wir das nächste Mal (gibt es das überhaupt?) lieber Brote schmieren. Fünfzehn Hungerminuten sind nämlich ganz schön lang für Kleinkinder und für den Mann, der in der Zeit Eskalationen vermeiden muss.
Hochstühle gibt es aber in ausreichender Zahl. Und eigentlich auch eine Wickelmöglichkeit, die wir aber nicht nutzen.
Jetzt gehts aber wirklich los…
Mit vollen Bäuchen sollten die Früchtchen nun eigentlich reif für ein Schläfchen im kuscheligen Kinderwagen sein. Mit Papa geht es eine Runde um den Block, während ich versuche, meine kleine, bescheidene Liste abzuarbeiten. Ich schwanke zwischen akuter Glückseeigkeit (endlich mal wieder nur für mich selbst verantwortlich und ein bisschen wie im früheren Leben) und erhöhtem Puls (schneller, schneller, gleich sind sie wieder da). Tatsächlich finde ich sehr schnell mehrere brauchbare Winterjacken. Allerdings fehlt nun mir die Beratung. Also rufe ich den Mann an. Facetime-Kaufentscheidung?! Er kann nicht helfen. Anstatt des Wickeltisches im Designer-Klo bevorzugt er lieber den altbewährten Kofferraum und ist mal eben die paar Kilometer zum entferntesten Parkplatz der Shoppingmeile gepilgert. Wenigstens werden die Kinder auf dem langen Rückweg sicherlich einschlafen! Denkste. In den nächsten fünfzehn Minuten entscheide ich mich also wohl oder übel alleine für eine Jacke, treibe ein Geschenk auf, ein paar Handtücher und Socken für die Kinder (können ja nicht leer ausgehen) und treffe anschließend auf wache, überdrehte Kleinkinder mit Betreuungsperson. Während der eine Zwilling bedröppelt und k.o. im Wagen herumlungert, verweigert der andere Zwilling diesen komplett und will nur rennen, rennen, rennen.
Wir lernen, dass das Einkaufszentrum eigentlich einen kleinen Kinderspielbereich und ein Karussell hat. Aber dafür sind die Herrschaften zu durch. Nächstes Mal. Ich klatsche den Mann ab, der noch ein paar Haken auf seiner Liste setzt und sie dann wegwirft.
Wir marschieren zum Auto. Ein paar Tüten schwerer ist unser Zwillingsesel schon. Nun folgt nach kurzer Fahrt, in denen wir alles geben, um die Kinder wach zu halten noch DAS Highlight: der Wocheneinkauf im ausländischen Supermarkt. Eine Fahrt im Einkaufswagen ist endlich auch mal wieder nach Gusto der Kleinkinder. Und obwohl sie total müde sind, fallen wir auch erst an der Kasse negativ auf. Normalzustand.
Übrigens kann Shopping mit Kleinkindern richtig super sein und großen Spaß machen, wenn die Erwartungshaltung und der Einkaufszettel entsprechend angepasst werden. Uns ist aufgefallen, dass viele Eltern ihre Kinder mit Snacks und Smartphone bestechen. Das muss aber gar nicht sein. Geht man morgens in ein leeres Kaufhaus, können Kleinkinder dort prima rennen, verstecken spielen, Rolltreppe und Aufzug fahren. Und Fenster gucken. Mit Baustelle und Straßenbaum auf der anderen Seite vom Schaufenster ist das wie Kino. Und solange die Zwillinge noch mit ihrer Niedlichkeit punkten und man ein wachsames Auge drauf hat, damit sie keinen Schaden anrichten, finden die Verkäufer und anderen Kunden es auch eher süß, als lästig.
Für etwas ältere Kinder kann man in diesem McArthurGlen-Outlet zum Beispiel auch Einkaufswagen-Autos leihen, die das ganze Erlebnis vielleicht etwas attraktiver gestalten. Das werde ich für den nächsten Besuch definitiv im Hinterkopf behalten.
Wann wird alles besser? Oder bleibt es anders? Wie sehen eure Familien-Shopping-Erfahrungen aus?
P.s.: Leider waren wir so beschäftigt, dass es eigentlich gar keine brauchbaren Fotos vom Tag gibt. Deshalb müsst ihr nun mit den zusammengewürfelten Impressionen leben. 😉