Geburt & Wochenbett, Gesundheit
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Geschichten vom Kinderkriegen II: Meine erste Geburt

 

 

Als ich neulich in meinem Hebammenbuch in dem Kapitel über Geburtsabläufe stöberte, fiel mir auch wieder meine „erste Geburt“ ein. Das war, obwohl ich natürlich sehr unbeteiligt war, ein total emotionaler Moment für mich.
Es spielte sich alles ganz unspektakulär in heimischen Gefilden ab. Im nahöstlichen Land, in dem ja die erste Geschichte vom Kinderkriegen spielte, habe ich auch noch ganz viele tolle Momente im Kreissaal erfahren dürfen. Aber halt nicht das richtige „erste Mal“. Ich sehe es als großes Privileg an, dass ich nicht ganz unvorbereitet im Sommer in meine eigene Geburt gehen muss. Allerdings bin ich sehr gespannt, inwieweit ich davon überhaupt profitieren werde. Eher bin ich bestimmt die schlimmste Patientin schlechthin.
Es ereignete sich vor einigen Jahren, als ich noch ziemlich grün hinter den Ohren war. Zum ersten Mal ein bisschen Alltag schnuppern hieß es da in meinen Semesterferien. Ich verbrachte die Zeit mit den Narkoseärzten im OP und lernte vorwiegend Leute zu stechen und mit Schläuchen in jeglichen Körperöffnungen zu versorgen.

Eines Tages sollte ich mit in den Kreissaal kommen. Und das bitte jetzt ziemlich schnell. Wenige Minuten später befand ich mich in einem weiteren OP-Raum in einem anderen Teil des Gebäudes, in dem eine ganze Menge Menschen routiniert Sachen vorbereitete oder einfach nur rumstand. Eine junge, bildhübsche, zierliche Blondine wurde hereingebracht. „Die sieht ja aus, als ob sie jeden Moment platzt“, dachte ich. Noch nie hatte ich einen so prallen Bauch bei einer sonst so schlanken Frau gesehen. Eigentlich wollte die Frau lieber eine natürliche Geburt erleben, aber das Baby wollte sich einfach nicht aus der Querlage bewegen. Und dann war auch noch irgendetwas kritisch geworden, von dem ich jetzt aber gar nicht mehr genau weiß, sodass etwas Eile angezeigt war. Zunächst erklärte mein Kollege das Vorgehen bei einer Periduralanästhesie. Mir und der Patientin. Dann begab er sich an die Arbeit. Währenddessen versuchte ich die junge Frau zu beruhigen, die Tränen zu trocknen und hielt ihr eine Sauerstoffmaske vor die Nase, als die lokale Narkose saß. Sofort wurden alle weiteren Menschen im Raum (drei Gynäkologen, zwei OP-Pfleger, eine Hebamme und ihre Schülerin) sehr geschäftig. Ein Tuch wurde aufgehangen und sofort der erste Schnitt gesetzt, nachdem getestet wurde, dass die Frau keine Schmerzen mehr empfand. Wie gebannt starte ich auf den riesigen Bauch und verfolgte jeden Schritt. Gleichzeitig wurde wohl noch der baldige Vater in OP-Kleidung vermummt hereingeholt und durfte sich an den Kopf der werdenden Mama setzen. Aber das nahm ich von meinem Beobachtungsposten aus kaum noch wahr. Ich tippe es waren keine fünf Minuten vergangen, da wurde das zusammengeknautschte Bündel hochgehalten und durfte zum ersten Mal schreien. Ich musste mich anstrengen, nicht selbst ein paar Tränchen zu verdrücken, so herzlig war der Moment. Huch, der kleine Junge ist ja ganz dunkel, sah ich erstaunt. Erst da schaute ich mich wieder einmal im Raum um und sah, dass auch der Papa afrikanischer Abstammung war.
Die Familie lernte sich kennen, während die Ärzte die Plazenta herausholten und die Wunden verschlossen. Wir versicherten uns noch eine Zeit lang, dass der Kreislauf der Patientin stabil blieb und verabschiedeten uns.
Keine halbe Stunde war vergangen, und wir waren wieder auf dem Weg zurück in den OP und die Welt um einen Erdenbürger reicher.

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