Babys & Kinder, Gesundheit
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Hausapotheke fürs Baby

Pillen und Co sind wie wir ja alle wissen berufsbedingt mein Ding. Da liegt es natürlich nahe, dass ich immer mal wieder unsere aktuelle Hausapotheke vorstelle. Dabei kann ich nämlich im Gegensatz zur Schlafsack-, Fußsack- oder Beikost-Kunde, wo mir momentan definitiv das nötige Diplom fehlt, nicht nur mit frischen Erfahrungen, sondern auch mit einer Prise Fachwissen glänzen.
Trotzdem ist meine Devise bei Medikamenten, egal ob für Klein oder Groß, ganz klar: weniger ist mehr! 
So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Und da wir ja glücklicherweise bislang mit gesunden Kindern gesegnet sind, fällt die Hausapotheke noch relativ klein aus. Gibt definitiv schlimmeres. Auch sind die „Pillen“ im engeren Sinn natürlich fast nicht existent. Das Auflösen von Tabletten und das Verfüttern ans schluckunwillige Baby gehören nicht zu meinen Lieblingsaufgaben. Zäpfchen (auf schlau: Suppositorien, kurz Supp., falls sich schon mal jemand gefragt hat, was da auf dem Rezept steht…) und Tropfen sollten im ersten halben Lebensjahr definitiv immer bevorzugt werden, wenn ein Medikament verabreicht werden muss.


Im Folgenden stelle ich vor, was man meiner Meinung nach an Medikamenten und Hilfsmittelchen zu Hause haben sollte bzw. sich teilweise auch erst bei Bedarf besorgen kann und ich berichte von unseren Erfahrungen:
Verdauung, Blähungen und Bauchschmerzen
In den ersten Lebenswochen ist es bei fast jedem Baby und somit auch bei dem Großteil aller Eltern das zentrale Thema! Alle reden von Koliken. Der Kampf mit der Luft. Das große Geschäft. Vielleicht sogar Schmerzen? Ich habe es mal mit einer netten Formulierung versucht. Natürlich könnte man es auch plumper ausdrücken. 😉
Der neugeborene Darm ist ständig mit großen Milchladungen beschäftigt, verfügt aber noch nicht über eine ausreichende Keimflora. Gerade nach einer Kaiserschnitt-Geburt kann sich diese nicht optimal aufbauen, weil der Kontakt zu mütterlichen Sekreten fehlte. Die Milch gärt, es entstehen Gase. Zusätzlich wird beim schnellen Trinken und beim Schreien Luft geschluckt. Das ganze Geblubber nervt und muss raus!
Wärme, Bauchmassage, Turnübungen – all das kann schon helfen. Muss aber nicht.
Simeticonheißt der Wirkstoff, der in Tropfen wie Lefax, Sab simplex oder Espumisanenthalten ist. Er bringt die Gase zum Platzen und soll so Blähungen bekämpfen. Alle drei Präparate sind für Babys zugelassen, aber widerlich süß. Ich würde im Nachhinein immer Lefax empfehlen. Sab simplex schmeckt künstlich nach Himbeere, Espumisan nach Banane. Finde ich für Säuglinge nicht sonderlich nötig. Ich würde bei Bedarf erstmal 10 bis 15 Tropfen (bis zu 1 ml) auf einem Plastiklöffel vor der Mahlzeit geben. Es gibt auch eine Variante mit Pumpaufsatz zur einfacheren Dosierung.
Simeticon wirkt rein physikalisch ausschließlich im Darm, wird also nicht in den Rest des Organismus aufgenommen. Das bedeutet, so richtig überdosieren kann man es nicht. Aber es sind natürlich noch die anderen Konservierungs- und Bindestoffe in den Tropfen enthalten…
Im Krankenhaus bekamen unsere Kinder in jede Flasche Tropfen. Meine mühevollgewonnene Milch wurde somit zu ekeliger Bananenmilch. Wir hatten zu Hause dann den Eindruck, dass die kleinen Verdauungsorgane ein bisschen davon abhängig waren und entwöhnten langsam.
Da ich das Gefühl hatte, die Darmflora der Früchtchen besser in Gang bringen zu müssen, habe ich mich für die temporäre Gabe von Bigaia-Tropfen entschieden. „Lactobacillus reuteri“ heißt das darin in großer Anzahl enthaltene Tierchen. Sie sind recht kostspielig und sollen erst nach regelmäßiger, längerer Anwendung Wirkung zeigen. Wir haben über einige Wochen jeden Abend 5 Tropfen verabreicht und hatten wirklich den Eindruck, dass es die Verdauung reguliert. Oder war es alleinig die Reife? Wir haben die Variante mit Vitamin D gewählt, um eine weitere Medikamentengabe „einzusparen“.
Außerdem haben wir noch Erfahrungen mit Kümmelzäpfchen (Carum carvi von Wala) und Glycilax-Zäpfchen gemacht.
Erstere stammen eher aus dem naturheilkundlichen Arzneischrank und sollen Bauchweh/ „Koliken“ bekämpfen. Letztere verflüssigen den Darminhalt im untersten Abschnitt. Meiner Meinung nach tun beide Zäpfen in etwa da gleiche. Schon alleine durch die mechanischen Reizung. Da reicht übrigens manchmal auch einfach ein Fieberthermometer. Dazu unten gleich mehr. Manchmal hilft es, manchmal nicht. Es kommt halt drauf an, in welchem Darmabschnitt der störende „Inhalt“ gerade ist…
Wann man so ein abführendes Zäpfchen geben mag, muss man aus dem Bauch heraus entscheiden (haha, Wortwitz). Abhängig vom Alter des Kindes und vom Leidensgrad. Bei Still-Kindern sagt man ja immer so schön 10-20 x am Tag die Windel voll oder 10-20 Tage gar nicht ist „normal“. Wenn das kleine Baby den ganzen Abend rumdrückt und weint, würde ich aber auch schon nach fünf Tagen einschreiten. Wenn es zufrieden und quitschfidel ist, würde ich es zwei Wochen in Ruhe lassen. Mit einem Zäpfchen kann man nämlich auch schlafende Hunde wecken. 😉


Fieber, Schmerzen
Gegen Fieber und Schmerzen sollte man definitiv ab Geburt etwas im Haus haben. Bis 7 kg reichen 75 mg Paracetamol in Zäpfchen-Form (wir haben ben-u-ron). Anschließend muss man daran denken, auf 125 mg aufzustocken. Die geringere Dosis ist dann nicht mehr wirkungsvoll. Das ist echt wichtig! Eine befreundete Kinderärztin sieht ganz oft verzweifelte Eltern in ihren Nachtdiensten, die aus diesem Grund das Fieber ihrer Babys nicht gesenkt bekommen.
Für Kinder, die mehr als 6 kg wiegen, ist zusätzlich Ibuprofen zugelassen. Das gibt es auch als Saft (Nurofen).
Mit dem richtigen Fiebermessen ist das so eine Sache. Als Medizinerin würde ich ganz klar sagen: „bei Babys bitte immer rektal, das ist genauer“. Als Mama stehe ich mit dieser Messart mittlerweile auf Kriegsfuß. Bei jeder Windel im Krankenhaus mussten wir am Anfang die Temperatur kontrollieren. Teilweise machten wir Witze darüber, dass unsere Kinder nur mit dem Defäkationsreiz, den das Thermometer auslöst, die Windel voll kriegen…
Deshalb testen wir momentan Oblumi tapp . Das ist ein Infrarot-Temperatursensor für Stirn oder Ohr, der mit dem Smartphone (+ App) gekoppelt ist. Ich bin bei Technik-Schnick-Schnack ja eher skeptisch, muss aber zugeben, dass ich mittlerweile deutliche Vorteile sehe.
Die Messwerte werden für diverse Familienmitglieder in separaten Profilen gespeichert. Bei zwei Kindern, die gleichzeitig fiebern, und zwei messenden Eltern ist das vor allem in der Nacht absolut praktisch, um unkompliziert den Fieberverlauf festzuhalten. Keine Gehirnleistung, keine Zettelwirtschaft, kein nächtliches Thermometer-Waschen und kein unnötiges Wickeln, kein ständiger Defäkationsreiz. Natürlich wird man mit der Zeit ein Gespür dafür bekommen, wie hoch die Temperatur des kleinen Glühwürmchens gerade so ist. Aber momentan verlasse ich mich darauf noch nicht, sondern kontrolliere zum Beispiel nach Impfungen regelmäßig. Beim Trinken kriegen die Früchtchen das Messen im Ohr sogar gar nicht mit. Und wenn dann dabei wirklich eine grenzwertige Temperatur angezeigt wird, kann man bevor man das Fieberzäpfchen gibt, immer noch einmal rektal nachkontrollieren. Wir haben nämlich auch festgestellt, dass im Ohr die Schwankungen und Fehler etwas höher sind (generell ca. 0,2 °C weniger). Die Stirnmessung klappt zwar bei uns Erwachsenen, aber bei den Kindern kriegen wir das bislang nicht verlässlich hin.
Mit dem Ding kann man übrigens auch die Temperatur von Flüssigkeiten (Milch, Brei…) bestimmen, indem man den Sensor ans Gefäß hält.
Doof ist, dass der Stecker (Kopfhöreranschluss) nicht mehr ins Iphone 7 passt. Es gibt aber wohl mittlerweile einen Adapter.
Wann schreit ein Baby vor Schmerz? Das ist für mich auch nach fast einem halben Jahr noch absolut schwer einzuschätzen.
Wann durchbreche ich die natürliche Immunreaktion des Körpers, das Fieber, mit einem Medikament?
Diese beiden Fragen müssen individuell nach Zustand und Begleitumständen entschieden werden.
Wenn das Fieber (rektal) über 39 °C gehen würde, würde ich es definitiv senken. Wenn das Baby schlecht zurecht ist und leidet, aber auch schon bei niedrigerer Temperatur… 
Ein einziges Mal habe ich bislang ein Paracetamol-Zäpfchen verabreicht, da ich bei starker nächtlicher Unruhe Zahn- oder Wachstumsschmerzen nicht ausschließen konnte und mich hilflos gefühlt habe. Anschließend hat das Früchtchen vier Stunden geschlafen. Es kann aber auch Zufall gewesen sein. Am Tag danach hatten wir übrigens zwei Mal einen grell gelben Streifen in der Windel, bei dem es sich um Abbauprodukte gehandelt haben dürfte.

Husten & Schnupfen
Die erste richtige Erkältung kündigt sich bei uns gerade erst an. Bislang wurden wir weitestgehend verschont. Deshalb habe ich noch nicht allzu viel Praxis-Erfahrung.
Was ich aber in jedem Fall weiterempfehlen möchte, ist der Einsatz von steriler Kochsalz-Lösung(0,9%) statt Nasentropfen. Entsprechende Fläschchen gibt es mittlerweile sogar im DM und natürlich in der Apotheke. Damit lässt sich Schleim wunderbar aus der Nase holen ohne dass man drin rumpopeln muss. Auch ein kletschiges Auge kann man damit wegbekommen.
Für schlimmere Fälle liegt bei uns die Nosefrida ** im Wickeltisch. Ihren ersten Einsatz muss ich allerdings an dieser Stelle irgendwann nachtragen…
Wenn man sich mit fieser Erkältung oder entzündetem Auge beim Baby nicht wohl fühlt, sollte man sich wirklich nicht scheuen, den Kinderarzt mit drauf schauen zu lassen! Vielleicht müssen auch härtere Geschosse zum Einsatz kommen.
Sollte ein erhöhtes Risiko für Fieberkrämpfe oder Pseudokrupp-Anfälle bestehen, lohnt es sich natürlich auch dafür Notfall-Medikamente im Haus zu haben. Diese sind verschreibungspflichtig und werden vom Kinderarzt verordnet.
Generell gibt es für Kinder die meisten Medikamente – also auch die für die „banaleren“ Erkrankungen – auf Rezept bzw. sind die Rezepte erstattungsfähig.
Falls noch Fragen bestehen oder ich noch weitere Medikamente unter die Lupe nehmen soll, lasst es mich wissen!

Ps.: Eigentlich wollte ich noch das Thema Hautpflege und die medikamentösen Prophylaxen aufgreifen. Teil 2 folgt somit demnächst…

PPs.: Mit **gekennzeichnete Links sind Affiliate Links. Der Link ist lediglich ein Vorschlag von mir, wie man einfach an die empfohlenen Dinge kommt bzw. kann ich sie so ohne großen Umstand zeigen. Ob und wo ihr etwas davon kauft, ist selbstverständlich euch überlassen. Es kostet euch jedoch nicht mehr und ich darf mich über eine kleine Provision freuen.

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