Heute habe ich endlich mal wieder ein paar Stillerfahrungen für euch. Diesmal mit der lieben FrauSpinne. Ihr Sohn ist bereits Eindreiviertel Jahre alt und sie hat nochmal ihre ganzen Stillerlebnisse Revue passieren lassen. Vielen Dank dafür an dieser Stelle. Meine ersten Gedanken beim Lesen waren: auch wenn ich schon eine ganze Menge Stillgeschichten festhalten durfte – wirklich keine gleicht der anderen. Jede ist besonders. Spannend. Lehrreich. Ich kann auch in jeder Parallelen zu meiner eigenen finden. Und dann oft nach dem Lesen Dinge besser verstehen. Eine wichtige Erkenntnis von FrauSpinne ist nämlich: Belesen hilft! Stillen ist eigentlich etwas sehr intuitives. Aber ohne erfahrene Dorfgemeinschaft, die 24 Stunden zu Verfügung ist, lohnt sich die Anhäufung von Wissen – gerade wenn man dann auch noch Kopfmensch ist – um Schwierigkeiten durchzustehen und einschätzen zu können.
Bevor ich zu viel vorwegnehme – lest aber erst einmal selbst die Erfahrungen von FrauSpinne und ihrer Minispinne.
Stelle dich ganz kurz vor!
Hier im Netz heiße ich FrauSpinne, bin 34 Jahre jung, seit 11 Jahren mit einem Gefühlschaoten verheiratet. Bei 41+0 kam im Yesvember (das NO(vember) kam für mich einfach nicht in Frage 😉 ) 2015 die kleine Minispinne zur Welt.
Wie war deine Einstellung zum Thema Stillen in der Schwangerschaft? Hast du dich aufs Stillen vorbereitet? Oder einfach alles auf dich zukommen lassen?
Wie vorbereiten? Das ist doch ganz easy – dachte ich! Dass es verschiedene Richtungen gab, in denen man die Mäuse anlegen sollte, damit die Brust richtig geleert wurde, dass sie dabei korrekt hingelegt werden mussten, dass es bei der Nutzung mit Flaschen zu Saugverwirrung (vorher nie gehört) kommen könnte und und und war mir ganz einfach nicht bewusst – die Geburt war alles an das ich denken konnte – ich hatte nicht Angst vor den Schmerzen – ich wünschte mir nur, dass Spinni gesund zur Welt kommt und erst wenn dieses Hindernis genommen wurde und gut ausgegangen ist dann würde ich mich um solche Angelegenheiten kümmern (sehr naiv und auch ein wenig abergläubig).
Aber grundsätzlich war der Plan das Stillen zu versuchen – so lange es halt geht…
Kannst du dich noch an dein allererstes Stillerlebnis erinnern?
Auch wenn ich weiß, dass mir Spinni im Kreißsaal angelegt wurde so kann ich mich nicht deutlich daran erinnern. Später im Bett habe ich versucht meine irgendwie unhandliche Brust in sein winziges Mündlein zu stecken – ganz getroffen habe ich nicht immer. Ich hatte auf meinem doch recht großen W-Hof ein paar Knutschflecke…
Mussten in der Anfangszeit Hilfsmittel eingesetzt werden? Wie hast du dich damit gefühlt?
Wenn mit Anfangszeit die Zeit gemeint ist in der es noch nicht wie geschmiert läuft gemeint ist dann ja! Premilch wurde an meiner Brustwarze mit einem dünnen Schlauch befestigt damit Spinni etwas zu trinken bekommt – und aber dennoch bei mir saugt – bei mir herrschte nämlich Dürre – er nahm einfach zu sehr ab, das sahen dann auch die Krankenschwestern und halfen uns damit.
Zur Entlassung hat die Ärztin noch das Zungenbändchen durchschnitten – dieses war zu kurz geraten – das kann dazu geführt haben, dass es anfangs nicht so gut geklappt hat.
Im Krankenhaus habe ich mich einfach überfordert gefühlt aber nicht verzweifelt – solche Sachen kann man erlernen – mit Geduld (sehr viel Geduld). Aber gesorgt habe ich mich natürlich um mein Baby.
Gab es Komplikationen? Was hast du dagegen unternommen?
Es kam eine Ewigkeit keine Milch – und wenn er die Premilch dann per Flasche bekam war die superschnell ausgetrunken… er hatte also Durst/ Hunger und ich konnte ihm nicht geben was er verlangte.
Ich fühlte mich wie eine Versagerin – ich weinte nachts – und versuchte geduldig zu bleiben – ich musste doch mein Baby ernähren können…
Als bei mir dann endlich nach 6 elendig langen Tagen Milch einschoss hatte Spinni meine Brustwarzen so zerbissen, dass ich abpumpen musste – sonst tat es zu sehr weh oder blutete sogar – die linke Seite heilte recht schnell – bei der rechten dauerte es länger – ein Hoch auf die elektrischen Pumpen!
In der Zeit taten mir meine zwei Antennen einfach sehr weh – auch wenn ich raus in die Kälte gegangen bin schmerzten sie – bei jeder Berührung zuckte ich zusammen aber vor allem bei jedem Anlegen habe ich innerlich den Schmerz willkommen geheißen um ihn besser ertragen zu können. Es tat so weh.
Das Internet konnte mir auch nicht helfen – „wenn die Schmerzen nach 10 Trinkzügen nicht weggehen dann ist das Baby falsch angelegt“ – es tat die ganze Zeit weh! Und meine Hebamme konnte das falsche Anlegen ausschließen. Mich machte es so fertig im Internet nichts Gescheites zu finden, was zu meiner Situation passte… rückblickend schätze ich, dass ich sehr sensible Brüste habe, die einfach etwas länger brauchten um sich an diese Umstellung zu gewöhnen.
Als Spinni nun hauptsächlich über die like Seite versorgt wurde und das abgepumpte aus der rechten Seite bekam gab es eine echte Komplikation mit der ich nie gerechnet hätte. Sein Kopf verformte sich leicht. Sein eines Ohr lag etwas höher als das andere… und seinen Kopf konnte er nicht so einfach in die eine Richtung drehen. Meine Tante stellte es bei einem Spaziergang fest, dass den Kopf immer nur in eine Richtung legte – wir haben das beobachtet und stellten es dann auch erst mit der Hebi fest, dass sich der Kopf etwas verformt hat. Es war nicht so schlimm aber man sah es doch – der Besuch beim Arzt hat uns dann erleichtert – es dauert noch eine ganze Weile bis man so etwas behandeln muss (da der Kopf und seine Form noch im Wachstum ist) – somit ging es vorsorglich zur Physio um den Nacken zu lockern und er wurde permanent auf seiner schlechten Seite angelegt… selbst die linke Brust gab ich ihm so… ist zwar nicht optimal für den Rücken aber doch machbar. Mittlerweile ist der gute 1,5 Jahre alt und man sieht nichts mehr von der Verformung.
Was hat dir Probleme bereitet?
Als es dann irgendwann klappte – so einigermaßen – bildete sich in regelmäßigen Abständen ein Tennisball in meiner Brust – zumindest fühlte es sich so an. Ein Milchstau – ich wollte nicht, dass es sich zu einer Entzündung entwickelt und habe versucht, dass der Zwerg den Stau wegtrinkt – was war das schön wenn der Klumpen langsam verschwand… nur kam er recht schnell wieder. Und unser Sohnemann hat recht schnell nachts durchgeschlafen – meine Hupen fanden das nicht so toll – ich bin regelmäßig früh morgens geplatzt. Stilleinlagen musste ich recht oft wechseln (Bettwäsche auch) – nachts haben sie oft nicht gehalten. Ein Berg von Wäsche ist nicht unbedingt förderlich in dieser Situation.
Eines Abends habe ich dann aber doch noch Fieber bekommen – meine Brüste glühten – kalte Waschlappen halfen und auch Paracetamol… meine Hebi hat dann aber doch noch mit mir geschimpft – ich hätte ihr Bescheid geben können – und sie hätte mir geholfen… ja es war ein Sonntag und ich wollte sie nicht stören…
Wann hat sich eine Routine eingestellt? Wie sah diese aus?
Ich glaube so mit drei Monaten… aller 3- 5h wurde gestillt – so wie er es brauchte. Meist sofort danach war die Windel voll – ja fast jedes Mal danach – Spinni hat einen guten Stoffwechsel. Und Nachts da hat er dann mit ca. 4 Monaten durchgeschlafen – in seinem eigenen Bett – zwischen 6 und 10 Stunden – dieser Schlaf, der einem in den ersten Monaten fehlt… und jetzt bekam man ihn einfach so wieder – Wahnsinn… das Durchschlafen hielt dann aber nur bis zum ersten Urlaub – dort merkte er, dass zwischen Mama und Papa zu schlafen toll ist – und Milch gibt es noch gratis. Erst dachte ich es sei ein Rückschritt – aber Quatsch – seine sozialen Bindungen wachsen ja auch und da ist es nur verständlich wenn er nicht alleine sein möchte.
Wann und warum hast du den Schlussstrich gezogen? Bereust du deine Entscheidung, vorzeitig abgestillt zu haben?
Ich habe keinen Schlussstrich gezogen – ich habe durchgehalten – auch wenn das gerade am Anfang sehr schmerzhaft war. Und ich habe dafür auch den Mythos des Abstillens erleben dürfen 😉
Mit 6 Monaten haben wir Spinni angefangen mit Brei zu füttern – damals dachte ich, dass durch den Brei eine Stillmahlzeit ersetzt wird – aber zunächst kosten die kleinen (bzw. mein Mäuschen) nur ein paar Löffel… und auch wenn das langsam immer mehr wurde so wissen sie in dem Moment nicht, dass das ihren Hunger stillt und verlangen dann dennoch Milch… bis dann eine Stillmahlzeit durch Brei ersetzt wurde hat es einige Monate gedauert… und dann mit knapp einem Jahr hat er nur noch nachts nach der Brust verlangt – so um die 3 Mal – das war natürlich sehr anstrengend – vor allem da ich zu der Zeit wieder voll arbeiten ging. Dieses nächtliche Stillen beschränkte sich dann nur noch auf die linke viel ergiebigere Seite… aber dennoch die gleiche Häufigkeit.
Mit der Zeit hatte er immer mehr Zähne aber auch mit Backenzähnen ging es – und dann tat es immer mehr weh. Unteressanterweise aber erst nach dem ersten Stillen und ich erzählte ihm, dass die Brust ein AUA hat… ich sagte ihm das über Wochen hinweg. Irgendwann hat er begriffen, dass es nur noch einmal die Brust gab (weil sie danach zu dolle AUA macht). Dann habe ich ihm Wasser angeboten und nachdem er es erst weinend abgelehnt hat, so hat er es dann doch akzeptiert als er gemerkt hat, dass es keine Brust mehr gab. Und mit 1,5 Jahren habe ich es geschafft nur noch Wasser nachts zu reichen… seit dem schläft er wieder viel besser. Und ich auch.
Natürlich gab es Nächte in denen er das nicht verstand und sich laut schreien im Bett umher warf… mal hab ich nachgegeben mal blieb ich hart.
Und mein Körper gehört mir endlich wieder… und auch meine Libido kehrte nach hundert Jahren wieder… 🙂
Könntest du die erste Zeit nochmal erleben, würdest du bezogen auf das Stillen etwas anders machen?
Ja ich würde mich vorher besser belesen. Damit ich die Anzeichen für Milchstau erkennen und frühzeitig dagegen steuern kann. Auch was Fläschen und Koliken angeht.
Und dann würde ich alle Mittelchen und Stilltees frühzeitig anfangen zu nehmen. Außerdem würde ich ein anderes Stillkissen verwenden – meines war zu starr.
Ich würde vorher keine Still BHs kaufen – die haben mir einfach nicht gepasst… außerdem brauchte ich wegen meiner Empfindlichkeit lieber Bustiers und keine Bügel-BHs. Meine Brüste waren einfach so groß – von D auf F – und für diese Größe gibt es nur wenig Läden, die einem passende verkaufen – ich glaube zwei bei amazon gekauft zu haben…
Was möchtest du werdenden (Zwillings-)Müttern mit auf den Weg geben?
Genießt die Schwangerschaft – freut euch euer Kind willkommen zu heißen – rechnet mit einer kompletten Umstellung eures bisherigen Lebens – ABER ihr werdet euch daran gewöhnen – ihr könnt das schaffen und dann auf einmal läuft es von ganz alleine und ihr könnt es genießen eurem Wunder beim Wachsen zuzuschauen. Habt Vertrauen!
Ach ja – ich war sehr froh recht schnell nach der Geburt mein „normales“ Gewicht wieder zu haben – normal heißt hier – leichtes Übergewicht… durch das schleichende Abstillen bzw. Zufüttern habe ich einfach weiter gegessen was ich wollte und schwups passte ich in keine Hose mehr… also passt beim langsamen Abstillen auf… die 500 Kalorien, die man durchs Stillen zusätzlich verbrennt platzieren sich dann klammheimlich auf die Hüften 🙂
Liebe FrauSpinne, noch einmal herzlichen Dank für die Zeit und Arbeit, die du dir gemacht hast. Ich finde es großartig, dass du dich von den anfänglichen Komplikationen nicht hast aus der Ruhe bringen lassen und durchgehalten hast. Wie du gemerkt hast, es hat sich gelohnt! Und wenn es einmal klappt, sind die Anfänge plötzlich nebensächlich. Total spannend fand ich persönlich deine Erfahrungen zum Abstillen. Ich habe mir da ja auch so meine Gedanken gemacht. Nun drücke ich dir ganz fest die Daumen, schon bald eine weitere schöne Stillbeziehung genießen zu dürfen. Nun weißt du ja, was dich erwartet. Beinahe. Ein bisschen anders kommt es dann ja doch immer.
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