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Stillen: Erfahrungsbericht einer Zwillings-Mama (1)

Endlich habe ich nach langer Zeit mal wieder eine Still-Geschichte für euch. Die liebste Pippa hat mir Rede und Antwort gestanden. Ich weiß, dass ich mich da wiederhole, aber auch dieses Interview ist mir einfach nur unter die Haut gegangen. Diesmal aber so richtig. Die Geschichte um ihre Wunschkrümel verfolge ich schon so, so lange und schätze Pippa sehr. Sie ist einer der Mamas, bei denen man ganz klar spürt, dass die Kinder vor allem kommen. Vor allem vor sich selbst. Die sich „aufopfert“. Das beweist auch diese Geschichte einmal wieder.
Sie hatte mehrfach angedeutet, dass ihre Stillerlebnisse eher kurz und erfolgslos verliefen. Ich meine sogar, dass ich irgendwo einen Kommentar von ihr habe, bei dem sie sich fragt, ob die Geschichte überhaupt reicht, um festgehalten zu werden.

Zwillinge Stillen Erfahrungsbericht von kuntabunt

Und dann lese ich (und ihr gleich auch 😉 ) von einer Mama, die bei bescheidener Ausgangslage mehrere Wochen alles gegeben hat, um ihren Babys Muttermilch zu Verfügung zu stellen. Die Schmerz durchgestanden und auf sämtliche Ruhezeit verzichtet hat. Die es auch fast geschafft hätte!!! Dann aber zum Wohl der Kinder abgestillt hat. Sie hat realisiert, dass es ihren Babys besser geht, wenn sie Säuglings-Nahrung aus der Flasche bekommen. Wieso, weshalb, warum… das lest am besten selbst!

Stelle dich ganz kurz vor!
Mein Name ist Pippa und ich bin Ende 30. Meine Krümel sind mittlerweile 1 Jahr alt und ich habe sie bei 37+0 holen lassen. Zu dem Zeitpunkt haben sie schon knapp 6 Kilo gewogen und ich konnte fast nichts mehr. Dank meiner Symphysenlockerung war jeder Schritt äußerst schmerzhaft und dank eines verkürzten GMH lag ich die letzten Wochen überwiegend. Nach drei Tagen vergeblicher Einleitung haben wir dem Kaiserschnitt zugestimmt.
Wie war deine Einstellung zum Thema Stillen in der Schwangerschaft? Hast du dich irgendwie darauf vorbereitet? Oder einfach alles auf dich zukommen lassen?
Ich hatte fest vor, die Krümel so lange wie möglich zu stillen. Ich habe mir verschiedene Stillkissen besorgt, unter anderem ein Zwillingsstillkissen, habe mich bewusst für ein stillfreundliches Krankenhaus entschieden. Meine Hebamme wusste ebenfalls, dass ich es mir wünschte, zu stillen und da mir bewusst war, dass wir auf jeden Fall zu Beginn zufüttern würden müssen, habe ich viel recherchiert, welche Flaschen am wenigsten zur Saugverwirrung führen würden und sie mit ins Krankenhaus genommen.
Kannst du dich noch an dein allererstes Stillerlebnis erinnern?
Noch im Kreissal wurden die Krümel nacheinander angelegt, wo sie friedlich einschliefen. Selbst, wenn mir bewusst war, dass sie gerade unmöglich satt geworden sein konnten, so war es ein unbeschreibliches Gefühl – befremdlich und herzerwärmend zugleich.
Mussten in der Anfangszeit Hilfsmittel eingesetzt werden? Wie hast du dich damit gefühlt?
Ich brauchte alles Mögliche an Hilfsmittelchen! Nachdem ich zu Beginn meine Brüste mit der Hand ausgestrichen habe, um jeden einzelnen Tropfen Milch mit einer kleinen Spritze aufzufangen, so pumpe ich bereits am zweiten Tag fleißig nach jedem Anlegen (alle 3 Stunden). Ziemlich schnell tat es so sehr weh, dass ich das Stillen nur mit Stillhütchen aushalten konnte. Außerdem wurden Kühlpads und Wundsalbe in der Zeit meine besten Freunde!
Zwillinge Stillen Erfahrungen Milchpumpe
Gab es Komplikationen? Was hast du dagegen unternommen?
Leider ging es soweit, dass meine Warzen anfingen, zu bluten, verkrusteten und in Fetzen herunterhingen. Die Hebammen haben mich immer wieder ermutigt, trotzdem weiter anzulegen, aber es ging nicht. Ich habe beschlossen, solange nur abzupumpen, bis sie sich wieder erholt haben und verheilt waren. Insgesamt dauerte es zwei Wochen, in denen wir erst beide Krümel mit Muttermilch und PreMilch fütterten, um anschließend für die nächste Runde abzupumpen. Als ich endlich keine Schmerzen mehr hatte, begann ich, mal abwechselnd, mal zeitgleich die beiden zu stillen, um anschließend zuzufüttern und wieder etwas abzupumpen, um die Milchproduktion anzuregen. manchmal kam ich auf 250 ml und hätte ich lange genug durchgehalten, hätte ich bald nicht mehr zufüttern müssen, da war ich mir sicher.
Was hat dir Probleme bereitet?
Ich glaube, mein größtes Problem war, dass ich anatomisch nicht dafür gemacht bin, zwei Kinder zeitgleich zu stillen: langer Oberkörper, nichts hängt 😉 – die Kinder mussten weit nach oben gebracht werden. Jedes Stillen hatte knapp 40 Minuten gedauert, so dass es einfacher für mich war, die Krümel nacheinander zu stillen.
Wann hat sich eine Routine eingestellt? Wie sah diese aus?
Meine Routine war folgendermaßen: Alle drei Stunden wurden die Krümel geweckt (etwas, was ich im Nachhinein sehr bereue, denn sie waren weder zu klein, noch zu leicht), gewickelt, einer gestillt und einer mit der Flasche gefüttert, sofern mein Mann oder meine Mama da waren, um zu helfen (ansonsten habe ich beide mit der Flasche gefüttert). Anschließend sind die beiden im besten Fall wieder eingeschlafen und ich habe in Ruhe abpumpen können. Wenn nur einer geweint hat und Hilfe da war, konnte ich auch meine 20 Minuten abpumpen, bei zweien musste das Pumpen etwas warten. Wenn ich alleine war und anfing zu pumpen, hatte ich oft Angst, dass gleich einer der beiden (oder beide) anfingen zu weinen. Die Krümel gingen auf jeden Fall vor und wenn sie es brauchten, auf mir zu liegen, um schlafen zu können, so war ich da für sie. Gepumpt habe ich dann eben, wenn sie wieder eingeschlafen waren. Waren die Krümel dann satt, sauber und am Schlafen, hatte ich Wahl zwischen duschen, essen und schlafen bis zur nächsten Runde. Ohne meinen Mann und meine Mama hätte ich die Zeit mit Sicherheit nicht überstanden!
Wann und warum hast du den Schlussstrich gezogen? Bereust du deine Entscheidung, vorzeitig abgestillt zu haben?
Es gab einen Zeitpunkt, da fingen die Krümel an, auf Grund von Koliken jeden Abend bis zu fünf (!) Stunden zu schreien. Ich saß mit der Krabbe auf dem Schoß im Schneidersitz auf dem Sofa und mein Mann lief mit dem Käfer im Fliegergriff durchs Wohnzimmer. Einmal kam meine Mama uns besuchen, um wieder zu helfen und ich fing an zu weinen. Ich weinte und weinte und sackte in mich zusammen, als meine Mama mir die Krabbe abnahm und ich endlich einschlief. Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits 36 Stunden nicht geschlafen und fühlte mich einfach so hilflos! Als ich aufwachte, war es ruhig! Mein Mann war mit den Krümeln eine Stunde lang mit dem Auto umhergefahren, hatte zwei (oder drei?) Schichten zusammen mit meiner Mama übernommen und ich bekam nichts mit, obwohl ich genau danebenlag. Irgendwann wachte ich auf, da meine Brüste mir eindeutig zu verstehen gaben, dass es wieder Zeit war, zu pumpen. In dem Augenblick beschloss ich, abzustillen. Ich wollte schlafen, ich wollte „frei“ sein, um meine Mäuse beruhigen zu können.
Könntest du die erste Zeit nochmal erleben, würdest du bezogen auf das Stillen etwas anders machen?
Manchmal denke ich, wenn ich noch länger durchgehalten hätte, hättet sich die Abstände von Mahlzeit zu Mahlzeit vielleicht verlängert, aus 40 Minuten wären vielleicht 10 Minuten je Krümel geworden und vielleicht hätte ich doch noch eine Technik entwickelt, beide zeitgleich und einigermaßen bequem für mich zu still. Sollten wir noch ein drittes Kind bekommen, werde ich auf jeden Fall wieder alles versuchen!
Was möchtest du werdenden (Zwillings-)Müttern mit auf den Weg geben?

DEN ultimativen Still-Tipp habe ich leider nicht, dafür einen eher allgemeinen: Versteift Euch nicht auf etwas, was Ihr uuunbedingt wollt. Macht Pläne, habt Träume, aber seid dennoch flexibel, wenn es nicht so klappt, wie gewünscht. Bloß, weil man einen Kaiserschnitt brauchte oder das Stillen früher als geplant aufgegeben hat, macht uns das noch lange nicht zu einer schlechten Mutter! Vergesst euch niemals selbst, denn nur wer gestärkt und sicher mit beiden Beinen „auf dem Boden steht“, der kann anderen ein Fels sein und sich um sie kümmern! In erster Linie muss es uns als Mama gut gehen, damit wir uns für unsere Krümel aufopfern können!

Zwillinge Stillen Erfahrungsbericht

In den letzten Worten steckt so viel Wahres, oder?! Pippas Geschichte lässt mich noch einmal mehr wertschätzen, was für ein Glück wir gehabt haben, dass es doch irgendwie funktioniert hat. Dass es viel wahrscheinlicher ganz anders hätte enden sollen. Dass das Stillen, welches ich in den letzten Monaten kennen- und lieben gelernt habe, mit zwei Babys wirklich nicht selbstverständlich ist.
Ich kann genau nachempfinden, wie es ist, sehr viel alleine mit zwei hilflosen Säuglingen zu sein. Wie schlimm es ist, ein Kind an der Brust zu haben, während das andere weint. Das ist übrigens etwas, was ich bis heute so gar nicht abkann. Das ist definitiv ein Oxytocin-/Hormon-Ding! Da setzt mein Verstand aus und es tut richtig weh. Also nur, wenn das eigene Kind weint und das andere gerade trinkt. Da können in der Krabbelgruppe sämtliche Babys um mich herum schreien, total egal – aber der andere Zwilling geht unter die Haut…
Ich finde, Pippa kann sehr stolz auf die Zeit sein, die sie durchgehalten hat und vor allem darauf, dass sie im richtigen Moment FÜR ihre Krümmel den Schlussstrich gezogen hat. Ich drücke ihr ganz fest die Daumen, dass sie bei einem dritten Krümmel noch mal neue, schöne Still-Erfahrungen sammeln darf!

Milch und Mehr

P.s.: Möchtest auch DU deine (Zwillings-)Stillgeschichte anderen frischgebackenen, Rat-suchenden Mamas zu Verfügung stellen, Mut machen oder einfach deine Erlebnisse „auf dem Papier“ verarbeiten, dann melde dich doch gerne bei mir!

Hier geht es zu den anderen Still-Interviews.
Hier geht es zu meiner Still-Geschichte.
Hier geht es zum tollen Blog von Pippa.

7 Kommentare

  1. Also ich würde auch gerne mal meine Stillgeschichte erzählen. Wenn es dir nichts ausmacht, dass es unter Umständen ein Weilchen dauern kann, bis du die Antworten bekommst *g*

    Glg

  2. Ich würde da auch gerne mitmachen!
    Auch bei mir kann es etwas dauern… du kannst ja dann schauen ob es etwas ist, was du posten möchtest oder nicht…
    LG

  3. Vielen Dank! Ich sammle auch gerne "Einlings"-Geschichten, mit aber vor allem auch ohne Drama. Auch schöne Erfahrungen werden andere, die Still-Rat suchen, bereichern – da bin ich mir sicher! 😉 Wenn du Interview-Fragen geschickt bekommen möchtest, dann schreibe mir doch kurz eine E-Mail. Du kannst aber auch gerne einfach drauf los schreiben… Liebe Grüße

  4. Gerne! Wie ich gerade schon einen Kommentar weiter unten geschrieben habe: jede Still-Geschichte – ob kurz oder lang, schön oder dramatisch, wird dem passenden Leser im richtigen Moment weiterhelfen, da bin ich mir sicher! Also nur zu!!! Wenn du Interview-Fragen geschickt bekommen möchtest, dann schreibe mir doch kurz eine E-Mail. Du kannst aber auch gerne einfach drauf los schreiben…
    Liebe Grüße

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