Tagebuch
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10 Monate Mama-Glück

Über das erste Tagesviertel – also über die Nacht – möchte ich diesmal nichts schreiben. Die verdränge ich lieber direkt mit dem Aufwachen. Aus Gründen.
Der Tag beginnt gegen sieben Uhr. Ein paar Finger werden mir in die Nase gesteckt. Gleichzeitig wird Lasso mit meinen Haaren gespielt. Ich bin müde und möchte meine Augen nicht aufmachen. Der Schmerz im Gesicht zwingt mich. Apropos, so eine Nacht als Sandwich-Wurstscheibe zwischen zwei Babys zu verbringen macht ganz schön Rücken. Wie es hier so schön heißt. Mein Nacken tut weh. Und mein Kopf. Aber meine Jammerei interessiert niemanden der Anwesenden, also lass ich es. Dafür ist es auch gerade zumindest im Hellen viel zu schön! Dass die Fingernägel kratzen, liegt am Betreiber des häuslichen Nagelstudios. Der muss mal wieder dringend aufgesucht werden. Ansonsten sind es ja nur Liebkosungen, die mein Herz schmelzen lassen. Und dann erst, wenn ich mich aufrichte und sie den jeweils anderen bemerken, anstrahlen, vollplappern und tätscheln – dann wünsche ich einfach jedem ein Zwillingspärchen. Dann ist das ausgeprägte Schlafdefizit für die nächsten Stunden vergessen. Ich pelle sie nach Ritual aus den Schlafsäcken. Wir kuscheln ein Ründchen bzw. toben. Ich muss aufpassen, dass mir keiner vom Bett kullert. Deshalb schleppe ich sie lieber schnell ins Kinderzimmer, wo sie direkt ihr Spielzeug begrüßen und möglichst schnell möglichst viele Kisten leeren. 

Tagebuch Zwillingsmama 10 Monate


Ich gehe ins Badezimmer, um mich zügig fertig zu machen. Kurze Zeit später folgt mein Bad-Besuch, ein paar Spielzeuge im Schlepptau. Der Mülleimer steht in der Badewanne, die Duschtüre ist geschlossen. Check. Wir sollten Safe sein. Nach einer kurzen Inspektion des Badezimmers wird es öde und man zieht gemeinschaftlich in den Flur, um das Spielzeug im Nirvana verschwinden zu lassen (durch das Treppengitter zu schmeißen) und das total lustig zu finden. 

Ich mache den Herrschaften die Windeln und ziehe sie an, dann trage ich sie ins Wohnzimmer. Sie verteilen dort ihre Spielgegenstände, ich mache uns Müsli. Die Tätigkeit gleicht der Arbeit in einer Zooküche, so viel Obst muss ich schnibbeln. Den Babys dauert es zu lang. Sie wollen in ihre Hochstühle. Ich beeile mich und wir essen zu dritt, Löffel für Löffel. Das eine Früchtchen macht seinem Spitznamen alle Ehre und bejammert jeden Löffel ohne Fruchtstück. Ansonsten wird mehrstimmig geschmatzt.
Wir gehen beziehungsweise ich schleppe wieder nach oben. Die Gesichter müssen noch gewaschen und gecremt werden. Windeln sind auch schon wieder fällig. Heute steht einiges an Hausarbeit für uns auf dem Programm. Staubsaugen, kochen und ein paar Maschinen Wäsche müssen verräumt werden. So richtig gut klappt es mit den Helferchen nicht. Wir brauchen ewig. Zwischendurch wird geschlafen, gespielt und gelesen. Zum Mittagessen beschließe ich, dass der ursprüngliche Plan, mit den Kindern am Nachmittag noch Brei vorzukochen und an einem Geschenk zu basteln, nicht realisierbar ist. Stattdessen verabreden wir uns ganz spontan zu einem Spielplatz-Date.
Es gibt für die Früchtchen einen Multi-Gemüsebrei. Ich vergesse andauernd die Tiefkühlbecher zu beschriften und taue dann zwei verschiedene Grün- oder Orange-Töne auf. Es schmeckt aber doch halbwegs. Anschließend machen sie sich noch über mein Essen her. Sie verputzen ein ganzes Rührei. Meine Maultaschen versuche ich schnell zu verschlingen, ohne dass Interesse bekundet wird. Da ist mir zu viel E-Sowieso und Salz drin.
Bevor wir uns mit dem Mittagsschlaf befassen, erledige ich noch die wichtigsten Haushaltsdinge und packe die Sachen für den Spielplatzbesuch. Aus- und Einpacken mit/ für Zwillinge ist eine Geschichte für sich…
Die Mittagspause ist für mich nur sehr kurz. Ich schaffe noch nicht einmal, im Internet rumzudaddeln, wie mein Mann es immer nennt. Ich sitze einfach nur teilnahmslos auf dem Sofa und futtere Schokolade – da ist das eine Baby schon wieder wach. Und motzig, weil es eigentlich noch müde ist. Immer das gleiche. Das andere wird natürlich einfach nicht wach und ich muss irgendwann nachhelfen, damit wir loskommen. Das erste Mal auf dem Spielplatz mit drei Babys und zwei Erwachsenen. In die Matschhosen, fertig los. Sagen wir mal so – meine Kinder werden eine wildere, dreckigere Kindheit haben, als wären sie Einzelbabys, weil ich einfach nicht jedes Erdklumpen-Stein-Stock-Gras-Malheur verhindern kann. Hab ja nur zwei Hände. Aber dafür nur in der Bude herumzuhocken ist auch keine Lösung. Mit ein bisschen Improvisation und Hilfe der anderen Mama dürfen die Zwillinge sogar abwechselnd auf ein Federpferdchen und die Schaukel. Der Spielplatz ist total leer. Das Wetter sieht nämlich eigentlich schlecht aus, obwohl es trotz Wolkendecke sonnig und warm ist. Praktisch für uns! So gibt es auch noch den Nachmittagsbrei im Buggy neben der Sandkiste. 

Mama Tagebuch 10 Monate alte Zwillinge


Auf dem Rückweg ereignet sich eine kleine Panne. Mutti ist zu ungeschickt, den neuen Buggy einzuklappen. Die Kinder sind schon ins Auto geladen und lachen mich durch die Kofferraumklappe aus. Mir bleibt nichts anderes übrig als einen S.O.S.-Anruf an meinen Mann abzusetzen. Ein kleiner Hebel unten rechts. Endlich kann es losgehen. Zu Hause muss das Ausflugsequipment wieder verräumt werden. Weil Freitag ist, kommt Papa früher. Er winkt durchs Küchenfenster. Die Babys grinsen und eins winkt sogar zurück. Zu dritt dürfen sie wild zocken und Unsinn machen, während ich das Essen vorbereite. Auf einmal sitzt das eine Baby ganz alleine. Der nächste Meilenstein! Es geht auf einmal so schnell. So viel Kleinkind, so wenig hilfloses winziges Neugeborenes. Wir sind kurz ein bisschen sentimental. Dann werden die Schlafanzüge angezogen und das Abendessen eingenommen. Mit Papa geht es ins Bett. Er liest noch das Märchen vom Froschkönig vor.
Ich bin zu müde, um meine Kochpläne vom Nachmittag jetzt noch umzusetzen, betreibe stattdessen ein wenig Online-Shopping. Unter anderem schon ein Geschenk für den ersten Geburtstag. Wow. Gerade als ich die Geschenkebastelei aufnehmen will, meldet sich schon der erste zum Nachttrunk. Anschließend husche ich unter die Dusche. Beim Zähneputzen bekomme ich dann Besuch von Papa und durstiger Nummer Zwei. Mit dieser kuschel ich mich dann selbst ins Bett, lege sie aber nach dem Stillen ins Beistellbett und hoffe, dass ich den Tag schlafend, nur mit meinem Mann neben mir, beenden darf.

Milch und Mehr

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