Familie, Tagebuch
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Fünf Monate Mama-Glück

Meine Babys werden heute nicht nur unglaubliche fünf Monate alt. Nein, heute voreinem Jahr war ein ganz besonderer Tag. Seit genau einem ganzen Jahr sind wir nun quasi schon zusammen. Zu dritt. Auf Schritt und Tritt. Außer ein paar Stündchen, in denen Papa der Hauptbetüddler ist. Und natürlich die Zeit im Krankenhaus. Wir sind eine gute Symbiose geworden. So würde ich es mal nennen. Wenn sich die Früchtchen zu weit aus meiner Komfortzone bewegen, kriege ich Puls. Das gebe ich zu. Und für sie bin ich das Universum. Das genieße ich. Ziemlich bald wird es sich ändern. Und das ist wichtig.
Heute mag ich mal einen Tag zusammenfassen, der besonders Mama-Schicksalsträchtig war. Auch wenn er nun schon zwei Wochen her ist. An den will ich mich später noch erinnern und darüber herzlich lachen können. Außerdem gab es da mal wieder die altbewehrte Tiefkühlpizza. Das sagt ja schon alles.

Alltag mit 5 Monate alten Zwillingen
Über die Zeit bis zum eigentlichen Aufstehen möchte ich lieber gar nicht reden. Die Terror-Tochter verhindert, dass ich einen kompletten Schlafzyklus durchlaufen kann. Wer braucht schon Tiefschlaf? Ich stille, halte Händchen (ganz schön kalt!) und schlafe halb im Beistellbett ein. Bei ihrer nächsten Jammer-Attacke habe ich zum Brummschädel auch noch taube Arme. Also zieht sie irgendwann zu mir ins Bett um.
Der Bruder verschläft das alles und wacht erst hungrig auf, als der Mann aufsteht. Wir machen eine Windelrunde mit Tandemstillen. Und wer schläft natürlich selig in meinem Arm? Terror-Tochter. Aber ich bin zu schlapp und müde, als dass ich in einer Stunde (oder vielleicht nur einer halben?) wieder geweckt werden will und dann die Versorgung komplett alleine übernehmen müsste.
Anschließend schlafen wir noch eine kurze Runde zu dritt. Jeder an seinem Schlafplatz. Um sechs Uhr dreißig sind beide Kinder wieder wach. Ich erkläre ihnen, dass wir noch weiterschlafen und erstaunlicherweise klappt das. Das nächste Mal melden sich beide um acht Uhr. Es wird gegackert und erzählt und sich über den neuen Tag gefreut. Wir zelebrieren unser morgendliches Kuschelritual. Bis mir einfällt, dass wir eigentlich schon zu spät dran sind. Heute ist Baby-Turnen! Wir hatten relativ spontan erfahren, dass wir einen Physiotherapieplatz bekommen haben. Da konnten wir den ungünstigen Termin trotz vollem Tag nicht absagen…
Also geht es schnell erst für Mama in die Katzen-, dann für die Früchtchen in die Babywäsche. Auf dem Wickeltisch wird schon mal vorgeturnt und weiter gegackert. So ein Waschlappen im Gesicht ist aber auch lustig! Dann gibt es ein Milchfrühstück für die Herrschaften. Für mein Frühstück bleibt leider keine Zeit mehr. Schnell ein Käsebrot und eine Banane für unterwegs geschnappt. Und natürlich Wasser. Müdigkeit wird bei mir momentan mit Trinken kompensiert. Fünf Liter Minimum. Habe ich ein Wasser-Suchtproblem?
Beide Kinder und Babyschalen ins Auto zu verladen klappt schon relativ routiniert. Der Weg vom Parkplatz zur Praxis ist schon weniger spaßig. Schaffen wir aber auch. Im Wartezimmer lese ich dann eine Nachricht meiner Nachbarin. Wir sind nämlich heute bei uns in unserer kleinen Mütterrunde zum Quatschen bei uns verabredet. Dachte ich. Eigentlich nimmt es nun eher die Ausmaße einer Krabbelgruppe an. Meine Nachbarin teilt mir nämlich mit, dass eine Bekannte und deren Bekannte, die auch kleine Zwillinge hat, nun auch spontan kommen. What? Ach ja, ohne mir über die Konsequenzen bewusst zu sein, hatte ich erwähnt, dass ich die Zwillingsmama mal gerne kennenlernen würde. Nächste Nachricht: die andere Nachbarin erklärt sich bereit, für alle Kuchen mitzubringen. Hallo krümelnde Ein- und Zweijährige! Hallo nichtexistierende Putzfrau!
Doch darüber kann ich mir gerade nicht den matschigen Kopf zerbrechen. Ich muss erst einmal der Physiotherapeutin unsere Vorgeschichte erzählen und dann das jeweils nicht-turnende Früchtchen bei Laune halten. Anschließend sind die Zwillinge absolut durch. Das Vormittagsschläfchen ist längst überfällig. Im Auto werden sie sofort einschlafen. Dahin müssen wir es aber erst mal wieder schaffen. Unterwegs muss ich gefühlt nach jedem Meter ein kleines Päuschen machen. Ich beschließe doch noch den zweiten Schultergurt für die Autoschale mit Eillieferungsoption zu ordern. Geldverschwendung hin oder her. Meine Arme schmerzen.

Zwillingstagebuch Stillen 5 Monate
Zu Hause freue ich mich über schlafende Kinder und lasse sie in den Schalen. Obwohl es noch nicht ganz Mittag ist, schiebe ich die Tiefkühlpizza in den Ofen. Es gab ja kaum Frühstück für mich. Ich schaffe keine drei Bissen, an denen ich mich aber trotzdem heftig verbrenne, da wird ein Früchtchen wach. Eine verdächtige Geruchswolke liegt in der Luft. Also schleppe ich es nach oben und lade es auf dem Wickeltisch ab. Irgendwie fällt dabei der Blick auf meinen Handrücken. Wie habe ich es bitte geschafft mich mit drei Bissen Pizza so einzusauen, überlege ich?! Dann dämmert es. Die bis dato größte Windel-Sauerei befindet sich an Kind, Mutter und Wickeltisch. Die Windel war beim Turnen scheinbar nach unten gerutscht. Wir bräuchten dringend Dusche und Bad. Das andere Früchtchen hat aber seit Ewigkeiten nicht mehr gegessen und wird sich bald melden. Ich tätige drei frustrane Notrufe. Gut. Wenn mir keiner helfen kann, muss Muttipower her. Ich lege das schmutzige Früchtchen auf das schmutzige Handtuch. Auf den Badezimmerfliesenboden. Dann reinige ich so gut es geht meine Hände und schleppe das noch schlummernde zweite Früchtchen in der Autoschale hoch zu uns. Im Bad heult verständlicherweise derweil das erste Kind auf dem kalten Boden. Ich schäle es aus den Kleidungsstücken. Mit unzähligen Feuchttüchern und Waschlappen kommt wieder Babyhaut zum Vorschein. Dann ziehe ich mich selbst aus und kriege mich irgendwie auch ohne Dusche halbwegs sauber. Hoffe ich. In Unterwäsche probiere ich das Früchtchen endlich zu beruhigen. Sobald es leiser wird, höre ich, dass das andere nun auch weint. So schnell es geht, muss ich aber noch zumindest Kind Eins anziehen. Es verzögert sich, weil sich nach und nach die Notrufe zurückmelden. Ich muss zumindest kurz Entwarnung geben. Ach ja, und mich auch noch wieder frisch ankleiden.
Mit Puddingbeinen und nassgeschwitzt stille ich die Früchtchen. Sie sind wieder glücklich und erzählen mir von ihren Erlebnissen. Oder von einem Eichhörnchen. Wer weiß.
Ich kann sie nachdem ich die Sauerei im Bad beseitigt habe und die Waschmaschine läuft zu einem Mittagsschlaf überreden und mich meiner kalten Pizza widmen. Dann schlafe ich ein. So verpeile ich natürlich, dieses riesige Kinder-Mütter-Event bei mir zu Hause abzusagen. Aus Erschöpfung. Ich werde auch erst wieder so knapp wach, dass es gerade noch zu einer weiteren Stillrunde reicht, bevor die ersten Mütter klingeln. Ich muss wirklich die schlimmste Gastgeberin ever gewesen sein. Ich habe sogar verplant, Getränke anzubieten. Und Wäsche aufgehangen habe ich zwischendurch auch einfach. Erstaunlicherweise bleiben Wohnzimmer und Früchtchen relativ heile. Als nach zwei Stunden alle langsam zusammenpacken, fängt der Sohn an, lauthals zu lachen! Ein geborener Rausschmeißer? Hinterher sind die Babys natürlich durch die ganzen Eindrücke total überdreht. Wir stillen, singen, massieren die müden Strampelbeine. Ich kann mich kaum noch aufrecht am Wickeltisch halten. Ich zähle die Minuten bis der Mann kommt. Mit letzter Kraft stille ich die Früchtchen und muss sie auch noch beim Einschlafen begleiten, da der Mann spät dran ist und noch selbst zu Abend essen muss. Bei den Gute-Nacht-Liedern laufen mir Erschöpfungstränen über die Wangen. Ich liebe meine mittlerweile gar nicht mehr so neue Rolle. Aber es gibt so Tage… zumindest ausgeschlafener würden sie einfach weniger Kraft kosten.
Eine Stunde habe ich dann doch tatsächlich „frei“. Muss duschen, zu Abend essen und das gröbste vom Nachmittag beseitigen. Ich krieche zu meinen drei Liebsten und schlafe wahrscheinlich schon, bevor ich überhaupt liege. Die Terror-Tochter-Uhr tickt…


P.s.: Das war wirklich ein extrem fieser Tag. Der Mütter-Schutzbund braucht aber nicht informiert zu werden. Denn eigentlich sind die meisten Tage ziemlich okay. Wir werden immer routinierter, mobiler und haben jede Menge Spaß! Ein bisschen Haushalt geht mittlerweile unter der Woche. Ich war die letzten Tage tatsächlich mal geschminkt…und habe es sogar immer geschafft mich abends wieder abzuschminken. 😉
Alle Tagebuch-Einträge aus dem ersten Lebensjahr findest du übrigens hier.

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