Buchrezension | Bestimmt kennt ihr den Familien-Blog „ganz normale Mama“ oder einen der Elternratgeber von Nathalie Klüver? Die Journalistin und Dreifachmutter denkt um die Ecke, schreibt auch über Tabus und berichtet sehr ehrlich über das Familienleben. Ihr Auftritt unterscheidet sich von vielen anderen, ebenso erfolgreichen, Blogs: weniger Hochglanz, mehr Realität. Nathalies Ansatz: wir Eltern müssen nicht perfekt sein!
Vor Kurzem ist ihr erstes Kochbuch im Trias-Verlag erschienen: das Familienkochbuch für nicht perfekte Mütter*.
Wie ihr wisst, bin ich großer Verfechter des Familientisches und immer auf der Suche nach passenden Rezeptideen, die ich an euch weitergeben kann.
Deshalb habe ich mir natürlich auch Nathalies Familienkochbuch vorgeknüpft. Im Folgenden stelle ich es euch genauer vor.
Das Familienkochbuch für nicht perfekte Mütter
Kann eine tiefgründige Mama-Bloggerin mit klarem, zwischenmenschlichen Schwerpunkt auch eine inspirierende Kochfee sein? Ich war echt neugierig. Ihr wisst, meine Ansprüche an die Ernährung sind ziemlich hoch.
Ich nehme schon mal vorweg: zumindest meine unangefochtene Salat-Queen ist Nathalie nun. Sie schreibt auch selbst im Vorwort, dass sie im Alltag besonders gerne und viel Salat isst. Bei der Rezeptauswahl spürt man in dem Kapitel besonders viel Kreativität. Ich habe einige neue Inspirationen für uns gefunden.
Auf dem Bild seht ihr zum Beispiel den Avocado-Kichererbsen-Salat, eine vollwertige Familienmahlzeit, ohne Herd oder Backofen.
Das Motto des Buches kann ich vollkommen teilen: Zeit, um frisch zu kochen, benötigt man gar nicht so viel. Man braucht nur etwas Übung und die passenden Ideen. Genau nach Anleitung muss sowieso kein Essen sein!
Oft habe ich auch das Gefühl, Reste oder Fertiggerichte für 4-5 Personen aufzuwärmen, dauert genauso lang, als wenn ich ein 10-Minuten-Gericht frisch zubereite.
Natalie greift ein paar Vorurteile und Mythen auf, mit denen wir uns häufig ein schlechtes Gewissen machen und versucht sie zu entkräften.
Was der Familienalltag nämlich nicht noch mehr gebrauchen kann, ist Stress und Streit. Das weiß die Dreifachmutter und berücksichtigt Variationen und Zeitfaktoren in so gut wie jedem Rezept.
Basics für schnelle, frische Mahlzeiten
Erst auf Seite 40 geht es es mit den eigentlichen Rezepten los. Die vorherigen Kapitel widmen sich den Grundlagen für eine schnelle, frische Familienküche. Aus meiner Sicht ist gerade die Einführung, die man ja sonst in Kochbüchern schon mal überblättert, besonders lesenswert.
Spannend für Eltern, die oft unter Zeitdruck kochen, sind zwei längere Listen:
- Anregungen für Hauptgerichte ohne Kochen
- Inspirationen für 10-Minuten-Gerichte
Außerdem versucht Nathalie wie gesagt Vorwürfe zu entkräften, die gerade wir Mütter uns oft selbst machen: Muss es jeden Tag frisches Gemüse sein oder tut es auch Tiefkühlkost? Braucht ein Kind jeden Tag Fleisch? Müssen alle Lebensmittel ein Bio Zertifikat haben? Ist teures Superfood wirklich nötig? Muss man sich 1:1 an Rezepte halten?
Die Journalistin weiß um die passenden Argumente, um Eltern Druck aus den Mahlzeiten rauszunehmen und ein schlechtes Gewissen abzubauen.
Zu allen entkräfteten Vorurteilen listet sie gleich ihre passenden Rezepte auf, zu denen der Leser dann ganz schnell weiterblättern kann.
Ernährungswissenschaftlich steckt aus meiner Sicht doch hinter dem einen oder anderen „Gerücht“ (warme Mahlzeiten, Konserven/ Teifkühlkost versus frisch…) schon eine Teilwahrheit. Allerdings sind es alles Punkte, wo „immer“ oder „nie“ total fehl am Platz ist. Da hat Nathalie auf jeden Fall recht!
So eine hübsche Ernährungspyramide wie auf Seite 25 habe ich bislang selten gesehen. Sie ist übrigens so vereinfacht, dass selbst meine beinahe Vierjährigen das Schema schon verstanden haben.
Lieblignsrezepte einer nicht perfekten Mutter
Nach den Basics folgen etwa 80 Rezepte aus den Kategorien Suppen, Salate, Hautgerichte, Desserts und Gebäck.
Wie gesagt – meine Lieblinge finden sich im Kapitel „Grünzeugs“.
Natalie selbst favorisiert die Kuchen, wie sie mir auf Instagram berichtet hat. Ihre meisten Backrezepte haben Wurzeln im Schweden-Familienurlaub. Einige davon findet ihr auch auf dem Blog „ganz normale Mama“. Sie gehören dort sogar zu den meistgelesenen Artikeln.
Ich würde die Backwaren wahrscheinlich alle alternativ süßen und dinkelvollkornen.
Aber Abwandlungen sind auch im Sinne der Autorin: Rezepte sind Vorlagen, die an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden sollten.
So gibt es auch Anleitungen für einen Wunschkonzert-Auflauf oder für die Wunschkonzert-Suppe, die sich an Vorlieben und Vorräten (!) der Familie anpassen lassen.
Leider haben nicht alle Rezepte ein Bild. Das ist schade, aber mittlerweile habe ich mich an das typische Trias-Layout gewöhnt. Dafür machen die vorhandenen Bilder alle ziemlich Appetit!
Familientisch: Ideale versus Realität
Für meine Verhältnisse war ich übrigens beim Avocado Kichererbsen Salat schon recht lange zugange (30 Minuten, doppelte Portion) und würde das Ergebnis als ziemlich perfekt einsortieren. Besonders, wenn er noch ein paar Stunden ziehen kann – auch über Nacht – schmeckt er richtig klasse.
Das nicht perfekte Familienkochbuch ist ganz und gar keine Einladung zum Dosenravioli Öffnen. Aber wenn es sie dann trotzdem mal gibt, ist das auch kein Grund für ein schlechtes Gewissen. Das würde Nathalie sagen.
Ob nun eine Mahlzeit perfekt oder nicht perfekt ist, das ist natürlich vollkommene Ermessenssache. Generell ist Ernährung so vielseitig.
Geschmack, Qualität, Frische, Nährstoffe, Herkunft, Ideale und Diäten. Wir sind in der glücklichen Lage, Prioritäten selbst wählen zu können und aus nahezu unbegrenzten Möglichkeiten auszuwählen, was wir wann essen.
Meine wichtigste Erkenntnis bislang: Mir ist eine ausgewogene Ernährung sehr wichtig. Da „leiden“ im Alltag dann auch schon mal Beziehung, Pädagogik, andere Hausarbeiten… Ich nehme mir Zeit dafür, weil ich überzeugt bin, dass sie gut investiert ist.
Es ist aber vollkommen okay, wenn andere Eltern andere Prioritäten setzen.
Aber nicht allen Faktoren der Ernährung kann ich als Mutter von drei kleinen Kindern gleich und immer gerecht werden. Manchmal könnten es auch bei uns ein paar Vitamine mehr sein und ein paar Zusatzstoffe weniger. Die Zutaten sind nicht immer regional. Und jeden Tag eine Geschmacksexplosion kann ich auch nicht bieten. Aber – die Dosis von allem, die halte ich im Blick. Familienernährung bedeutet gute Kompromisse zu finden!
Danke für die schönen Inspirationen! Ich werde sicher noch einige Rezepte ausprobieren.
Kennt ihr das Buch schon?
Zum Weiterlesen:
das Familienkochbuch für nicht perfekte Mütter via Amazon*
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Meal Prep: 50 Familienmahlzeiten im Frühjahr
Buchrezension: Willkommen Geschwisterchen.
* Affiliate Link | Rezension: das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos vom TRIAS Verlag zu Verfügung gestellt.
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