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ruhige Nächte in der Neugeborenenzeit

Können Neugeborene Schlafen lernen?

Buchrezension | Ich bin überrascht, was man als Eltern in so kurzer Zeit wieder vergessen kann. Die ersten Stillversuche, das erste Bad, das erste Lächeln. Alles wird beim rasanten Entwicklungstempo eines Babys so schnell mit neuen Eindrücken überschrieben: die ersten Schritte, die ersten Worte, der erste Tobsuchtsanfall.
So waren wir sehr verwundert, als eines Nachts plötzlich dieses kleine Wesen im Beistellbett lag und lärmte. Obwohl wir das ja alles schon einmal in zweifacher Ausführung hatten. Hatte das Baby nicht gerade noch den ganzen Tag friedlich schlafend verbracht? Und sobald ich mich daneben lege und das Licht ausmache wird es zu Godzilla?
Ich hatte total vergessen, wie viel Lärm ein schlafendes Neugeborenes macht. Und ich hatte vergessen, wie unruhig ein waches Neugeborenes ohne Tag-Nacht-Rhythmus ist. Und ich hatte vor allem vergessen, wie müde  und gebeutelt man mit einem Neugeborenen sein kann.
Dass der Tag mit zwei Zweijährigen so nicht gut funktioniert, überrascht euch sicher nicht.
Das Gute ist, dass man irgendwo im Gehirn noch eine kleine Trickkiste versteckt hat, die man bl0ß wieder hervorkramen muss. Das gilt fürs Stillen, fürs Wickeln und Baden und sogar auch fürs Schlafen.
So zögerten wir nicht lange und spulten ein altbekanntes Programm ab. In dem Blogartikel „Abendrituale & Nächte in den ersten vier Monaten“ berichtete ich damals schon, wie wir uns erarbeiteten, dass die Nächte einen „Okay“-Stempel bekamen.

Das Thema Schlaf ist DAS Thema unter Eltern. Die Frage „Schläft es schon durch?“ bekommt man häufiger zu hören, als ein einfaches „Geht es euch gut?“. Kann man nicht hören. Will man nicht beantworten. Dafür am liebsten nur mit den Augen rollen.
Trotzdem beschäftigt Eltern das Thema Schlaf in der Neugeborenenzeit enorm. Krafttanken in der Nacht und ab und zu eine kleine Auszeit am Tag wären so hilfreich.
Deshalb tauschen wir uns doch irgendwie gerne über die Schlafgewohnheiten unserer Kinder aus. Nicht zuletzt vielleicht doch auf der Suche nach einem Geheimrezept?!

Buchtipp Das liebevolle Schlafbuch fuer Neugeborene

Ruhige Nächte von Anfang an

Ich erinnerte mich nicht nur an ein paar Tricks, die sich bei den Zwillingen bewährt hatten, sondern mir fiel auch wieder ein, dass ich noch ein ungelesenes Buch in meinem Ratgeber-Regal stehen hatte. „Das liebevolle Schlafbuch für Neugeborene“* von Elisabeth Pantley bekam ich zur Rezension vom Trias-Verlag zugeschickt. Die Lektüre verspricht laut Einband „Ruhige Familien-Nächte von Anfang an“. Also genau das, was wir mit der hiesigen „dreiunterdrei“ Kinderschar brauchen. Vielleicht würde ich ja dort gute Inspirationen finden?!
So war das Buch im Wochenbett mein persönlicher Einschlafbegleiter. Täglich um kurz vor bis um kurz nach neun. Mehr Energie und Zeit hatte ich natürlich nicht zum Lesen übrig, obwohl es unterhaltsam geschrieben ist. Die kurzen Momente waren es aber trotzdem wert, da ich ein paar wirklich gute Inspirationen bekommen habe und mir ein paar wichtige Dinge zum Babyschlaf noch mal ins Gedächtnis rufen konnte.



Schlafen lernen geht auch liebevoll

Falls ihr schon ganz lange hier mitlest, könnt ihr euch vielleicht noch dunkel an einen etwas wirren Blogpost mit dem Titel „Wie meine Nachbarin meine Nerven rettete“ erinnern.
Damals empfahl ich euch den Bestseller „Schlafen statt Schreien“ von Elisabeth Pantley, den ich als sehr hilfreich für unsere Nächte empfunden habe.
Anfang 2018 hat die Autorin – selbst Mutter von vier Kindern, mittlerweile Oma und Familienbegleiterin- ein speziell auf die ersten Lebenswochen zugeschnittenen Ratgeber veröffentlicht.
Den kann ich wirklich genauso wie den älteren amerikanischen Bestseller allen frischgebackenen Eltern ans Herz legen, die das Bedürfnis haben ihre nächtliche Situation zu verändern. Ich hatte auch damals schon den Eindruck, dass man einiges aus dem ersten Buch zur Babyzeit gut auf die Neugeborenenphase übertragen konnte.
„Das liebevolle Schlafbuch für Neugeborene“ bezieht sich tatsächlich speziell auf die ersten Lebenswochen und Monate. Die Autorin möchte ihre Erfahrungen, die sie selbst als Mutter und während der Begleitung vieler Eltern gesammelt hat, teilen. Ihr Anliegen: von Anfang an für ruhigere Nächte und zufriedenere Familien sorgen.
Es gibt 15 Denkanstöße, die „Schlüssel zum Erfolg“. Die wichtigsten Thesen wiederholen sich ständig, sodass sie auch garantiert im Gedächtnis hängen bleiben. Das mag im ersten Moment merkwürdig und langweilend klingen. Der Autorin ist allerdings wahrscheinlich einfach nur bewusst, dass ihre Leserschaft übermüdete Eltern mit wenig Zeit sind, die genau so eine Informationsdarbietung benötigen. Der Ratgeber ist undogmatisch, lässt Platz für eigene Ansichten und hat nichts mit den verschrieenen Schlaf-Trainingsmethoden zu tun.

Meine Erkenntnisse zum Schlaf von Babys

Anstatt euch noch mit konkreteren Details aus dem Buch zu versorgen, möchte ich an dieser Stelle noch meine persönlichen Erkenntnisse über den Schlaf von Neugeborenen festhalten. Diese habe ich teilweise aus den beiden oben genannten Ratgebern, teilweise frisch aus dem Leben als Mama von drei Kindern und Freundin von müden Müttern.

Vorweg sei noch klargestellt: auch wenn ihr diesen Blogartikel lest, werdet ihr hinterher keine 12 Stunden durchschlafenden Neugeborenen haben. Säuglinge werden nachts wach und brauchen in den ersten Lebensmonaten Nahrung. Eine, zwei, drei Trinkpausen sind vollkommen vertretbar meiner Meinung nach. Das sollte man als Mama einfach annehmen und versuchen zu genießen. Damit lebt es sich leichter. So, das war ja schon die erste Erkenntnis. 😉

Neugeborenes an Tag Nacht Rhythmus gewoehnen

Schlafen ist ein Charakterding

Die wichtigste Erkenntnis: es kann noch so gute Ratgeber und Ratschläge geben, eine universelle Anleitung existiert nicht. Manche Kinder schlafen besser, andere schlechter. Einigen fehlt scheinbar ewig der Tag-Nacht-Rhyhtmus. Einige finden nur ganz schwer in den Schlaf. Einige sind von 3-Monatskoliken oder der gleichen geplagt.
Ein wenig kann durch Verhalten der Eltern sowohl in die eine oder andere Richtung gelenkt werden. Viel jedoch nicht. Alle meine drei Kinder zeigen ein unterschiedliches Schlafverhalten und unterschiedliche Bedürfnisse. Zwei davon lagen – gleichalt – sogar im gemeinsamen Bett und wurden natürlich von uns Eltern weitestgehend gleich behandelt. Also ist es eine Typsache.
In einigen Familien mit komplett katastrophalen Schläfern zieht sich das Thema durch Generationen. Somit kommt bei mir die Frage auf, ob Schlafverhalten auch teilweise genetisch sein kann?!

Ratschläge können helfen, müssen es aber nicht

Daraus lässt sich schlussfolgern, dass alle Tipps noch so gut gemeint sein können, aber für DEIN Kind und DICH einfach nicht brauchbar sind. Ja – auch die einschlafbegleitenden Eltern haben unterschiedliche Bedürfnisse und spielen damit eine Rolle.
Aus allen Ratgebern – insbesondere den beiden oben genannten – und Gesprächen mit anderen Eltern lässt sich aber trotzdem einiges mitnehmen. Manchmal ist es nur eine winzige Kleinigkeit, die man in der täglichen Routine ändern muss, um etwas ruhigere Nächte zu haben. Und manchmal kann es für die entsprechende Änderung einfach der falsche Zeitpunkt sein. Also nicht aufgeben, sondern immer mal wieder versuchen. Was Pantley übrigens anspricht und ich sehr gut nachvollziehen kann: Änderungen sind nur Erfolgreich, wenn man auch dahinter steht und Änderungsbedarf verspürt.
Und da ist er aber auch schon, der nächste wichtige Punkt: Routine.

tägliche Routinen führen zu ruhigen Nächten

Meine These, mit der ich seit zweieinhalb Jahren ganz gut fahre, ist, dass Babys und Kleinkinder Routinen und klare, immer wiederkehrende Strukturen sehr schätzen. Sowohl tags als auch nachts. Pantley schreibt, dass sich erst nach sechs Wochen überhaupt ein Tag-Nacht-Rhythmus bei Babys einstellen kann. Ich behaupte, dass das auch schon früher klappen kann, wenn immer alles nach Schema F abläuft.
Durch den vorgegebenen Rhythmus der Zwillinge musste sich unser Herbstbaby zwangsläufig an den Alltag anpassen. Schon im Bauch wird es davon gespürt haben. Denn auch ich bin ja Teil des großen Hamsterrades. So fiel es ihm extrem leicht, sich dementsprechend anzupassen. Im Grunde hatte es aber auch kaum Wahl…
Auch bei den Zwillingen hat uns allen geholfen, sehr früh ein festes Zubettgeh-Ritual einzuführen: Schlafanzüge, gedimmtes Licht, immer dieselbe Einschlafbegleitung am selben Ort. Für manche Familien mag es leicht umsetzbar und zufriedenstellend sein. Für andere Familien klappt es nicht. Probiert es doch einfach mal im Bereich des bei euch Möglichen aus!

guter Tagschlaf führt zu ruhigen Nächten

Diese Tatsache war mir ehrlich gesagt bislang überhaupt nicht bewusst. Wer tagsüber wach ist und totmüde ins Bett fällt gelegt wird, sollte nachts schlafen. Dem ist aber wohl nicht so.
Aber Versuch macht klug. Und siehe da – auch tagsüber Schlafroutinen einzuführen, gut auf Müdigkeitssignale zu achten und diesen nachzugeben erwies sich zumindest bei unserem Herbstbaby in den ersten Wochen als hilfreich.
Ich persönlich vertrete die Meinung, dass ein Tagschläfchen von Anfang an kürzer sein muss als die nächtlichen Schlafintervalle. Auch wenn ein tagsüber schlafendes Baby manchmal verlockend sein kann, weil man so viel zu erledigen hat, wecke ich konsequent. Genauso handhabe ich das mit den Stillintervallen.
Babys schlafen bei uns tagsüber im Hellen bei normaler, alltäglicher Geräuschkulisse. Erst seitdem die großen Kinder nur noch einen Mittagsschlaf machen, dunkle ich dazu den Raum etwas – aber nicht komplett wie nachts – ab. So wissen Körper und Unterbewusstsein, dass es nur ein kurzer Schlaf ist.

Baby lernt alleine einzuschlafen

Beobachten statt Einschreiten

Den ziemlich schlauen Hinweis habe ich aus dem Schlafbuch. Babys schlafen sehr laut, sehr unruhig und durchlaufen viel schneller als wir ihre Schlafphasen. Sie wachen oft auf, um sich zu vergewissern, dass sie nicht alleine sind und vom Säbelzahntiger mitgenommen werden. Sie wollen aber gar nicht unbedingt immer Trinken, gewickelt werden oder lange kuscheln, wenn sie ein paar Laute von sich geben oder schmatzen. Manchmal reicht auch eine Hand auf dem Bauch, die Stimme von Mama und Papa oder ähnliches.
Ich muss gestehen, dass ich auch dazu neige, sofort zu stillen, wenn ich dann schon mal wach bin. Es wäre ja ärgerlich, wenn der richtige Bärenhunger dann eine halbe Stunde später käme. Mein Schlafkonto muss sich auch irgendwie füllen.
Aber so geraten Eltern und Baby in eine Art Negativspirale. Das Baby verlernt letztendlich, dass es auch alleine wieder in den Schlaf findet. Die Eltern sind sehr müde und genervt.
Im Ratgeber gibt es ganz viele Hinweise darauf, durch welche Signale man die Bedürfnisse seines Babys besser einschätzen kann. Das kommt aber auch einfach mit der Zeit ganz intuitiv.
Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, mein großes Stillkissen zwischen mein Bett und das Beistellbett zu legen. So bekomme ich mit, wenn Not am Mann ist, aber verschlafe die „Traumschmatzer“.
Außerdem erleichtere ich mir aktuell den Alltag mit drei kleinen Kindern durch ein Video-Babyphone. Bei den Zwillingen empfand ich die Videofunktion noch als komplett überflüssig, waren sie eigentlich so gut wie immer in meiner Nähe. Nun erspart mir das beobachtende Abwarten den ein oder anderen Kontrollgang zum Baby. So bleibt ein klein wenig mehr Zeit für die Großen.

Einschlafbegleitung und Schlafplatz

Wie eine Einschlafbegleitung auszusehen hat und wo ein Baby zu schlafen hat, ist eine richtige Eltern-Glaubensfrage. Mit verschiedenen Lagern und richtigen Gefechten. Letztendlich sollte jede Familie es meiner Meinung nach so handhaben, wie es sich für alle Beteiligten gut anfühlt. Natürlich darf dabei niemand zu schaden kommen! Ich denke, an den „Schlafhygienemaßnahmen“ bezüglich des Plötzlichen Kindstods kommt in Deutschland kaum ein Elternteil vorbei. Die möchte ich an dieser Stelle nicht aufgreifen.
Ich finde es praktisch, wenn es nicht nur einen Schlafplatz gibt, sondern das Baby auch unterwegs in den Schlaf findet (Kinderwagen, Trage, Auto…). Und optimal ist es, wenn die Einschlafbegleitung nicht nur mit einer einzigen Bezugsperson funktioniert. So ist man einfach flexibler.
Alles kann mit viel Geduld gelernt werden.
Für die sanfte Abgewöhnung des Einschlafstillens hat Pantley auch eine Art Fahrplan entworfen.

Tricks im „vierten Trimester“

Laut dem amerikanischem Kinderarzt Harvey Karp ist Unwohlsein und Anspannung bei Babys in den ersten Lebensmonaten nicht nur auf die berühmten „3 Monats-Koliken zurückzuführen, sondern auch damit verbunden, dass sie ihre geborgene Umgebung in der Gebärmutter noch schmerzlich vermissen. Die Neugeborenenzeit ist also eine Übergangsphase zwischen mütterlichem Bauch und der weiten Welt. Babys müssen ankommen. Einigen gelingt es schneller, anderen langsamer. Diese Kinder kommen besonders gut zur Ruhe, wenn die Gebärmutter imitiert wird. Störgeräusche, zum Beispiel mit einer White Noise App, Pucken, Saugen und Wiegen sind die Grundpfeiler.
Eines meiner drei Kinder hat sich total wohl mit allen diesen Hilfsmittelchen gefühlt. Die anderen zwei hatten ihre persönlichen Vorlieben. Hier hilft nur Ausprobieren, und zwar mehr als nur einmal.
Zu meinen Erstausstattungs-Favoriten zählen ganz klar die Federwiege* und Pucksäcke mit Klettverschluss* statt Wickeltaktik. Für große Babys gibt es sie mittlerweile sogar in „XL“. Das Wickeln mit Tuch geht in einer Stresssituation gerne schief.


So, das waren mir die wichtigsten Punkte und Ideen, die ich müden Eltern gerne mit auf den Weg geben möchte.
Und der letzte, ganz wichtige: es ist nur eine – mal mehr und mal weniger lange – Phase, die vorbei geht. Wer sich trotzdem gar nicht mehr zu helfen weiß, sollte nicht zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hierzu am besten bei Kinderarzt oder Hebamme nach Schreiambulanz oder ähnlichem erkundigen.

Ich bin gespannt, welche Erfahrungen ihr mit „Schlafratgebern“ und anderen Ratschlägen gemacht habt?! Was sind eure besten Tricks? Was funktioniert gar nicht? Wer gehört zum Team „No Sleep“ über Generationen?

Milch & Mehr Mamablog Signatur

* Affiliate Links | Rezension: das Buch wurde mir kosten- und bedingungslos zu Verfügung gestellt



2 Kommentare

  1. Julia sagt

    Unser Baby schläft seit der zweiten Woche 8 Std durch und ehrlich gesagt, ich kapier nicht warum. Tagsüber klappt das Schlafen alleine überhaupt nicht. Abends zw 22-22.30 uhr, Schlafsack an, Licht aus, Baby schläft. Ich hab absolut keine Ahnung warum das abends so klappt und so früh. Würde es gern verstehen…. Einzig kann ich in Verbindung bringen, ich musste leider nach der 2. Lebenswoche das Stillen aufhören, seitdem ist das so.

    • Nora | milchundmehr.de sagt

      Liebe Julia,
      interessanterweise ist mir ein ähnliches Schlafverhalten, zum Stillen zugefüttert, aktuell aus dem Bekanntenkreis bekannt. Gute, schnell eingestellte innere Uhr? Hormone? Zufall? Erholung von den Eindrücken des Tages? Am besten gar nicht hinterfragen, solange mit dem Wachstum alles stimmt und dankend annehmen. 😉
      Alles Gute und weiterhin ruhige Nächte!

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