Ich hatte ja noch angekündigt, einen ausführlichen Blogpost darüber zu verfassen, was meiner Meinung nach in die Reiseapotheke für Babys und Kleinkinder gehört. Pünktlich zur Urlaubshochsaison hab ich es auch tatsächlich mal geschafft. Ich hoffe, es kommt nicht für die meisten schon zu spät. Und ansonsten einfach bei der nächsten Reise an den Artikel erinnern.
Nachtrag: Für Kinder ab zwei Jahren habe ich den Artikel überarbeitet. Hier findet ihr die neue Version.
Basics:
Unter Basics fasse ich mal alles zusammen, was immer mit dabei sein sollte, wenn man mit einem Baby über Nacht wegbleibt. Egal ob 100 Kilometer oder 10.000 Kilometer von zu Hause entfernt. Theoretisch ist es bei den meisten Reisezielen natürlich möglich, die Dinge im Notfall relativ schnell aufzutreiben – aber den Stress kann man sich meiner Ansicht nach lieber sparen. So viel Platz nehmen die Medikamente ja nicht weg und im Zweifel hat man mit kranken Babys schon genug andere Sorgen, als die nächste Apotheke zu finden. Ich habe immer einen kleinen Kulturbeutel vorbereitet. Dann kostet das Packen auch kaum Zeit.
Hier habe ich übrigens die meisten der unten aufgelisteten Medikamente schon einmal ausführlicher unter die Lupe genommen. Deshalb habe ich nun größtenteils auf längere Erklärungen verzichtet.
1. Ein fiebersenkendes, schmerzstillendes Mittel (Dosis!)
Am besten natürlich das Medikament, was zu Hause auch hilft. Wenn die letzte Einnahme schon etwas zurückliegt, vorher bitte kontrollieren, ob das Präparat noch zur Gewichtsklasse des Babys passt. Sonst wirkt es nämlich nicht richtig. Wir haben mittlerweile 125 mg Paracetamol-Zäpfchen im Gepäck (ca. 7 bis 12 kg). Zum Einsatz kommt es bei Fieber (abhängig vom Zustand, nicht pauschal von der Temperatur) oder bei stärkeren Schmerzen, z.B. nach Unfall, Zahnschmerzen…
Bei Flugreisen kann es auch nicht schaden, sicherheitshalber ein Zäpfchen im Handgepäck zu haben. Wer lieber Nurofen-Saft oder ähnliches verwendet, kann die Flüssigkeit übrigens auch problemlos durch die Sicherheitskontrolle mitnehmen. Kinder unter 2 Jahren dürfen nämlich alle Flüssigkeiten, die sie über den Tag benötigen können, mit im Handgepäck führen. Es kann eine Kontrolle mittels Teststäbchen erfolgen.
Wer sich mit der Fieberdiagnose schwer tut oder gerne die genaue Temperatur wissen möchte, sollte natürlich auch das Fieberthermometer parat haben.
Im Artikel: Schmerzen und Fieber bei Kindern richtig behandeln habe ich meine Erfahrungen zu dem Thema noch detaillierter festgehalten.
2. abschwellende Nasentropfen (z.B. Otriven 0,025%) und Erkältungs-Helferchen
Klimaveränderungen, Hotel-Lüftungsanlagen und Wasserspaß haben gerne mal eine Erkältung zur Folge. Deshalb würde ich immer etwas Nasenspray parat haben. Prophylaktisch bei jedem Flug würde ich es pauschal nicht geben. Wenn das Baby allerdings schon etwas erkältet ist, würde ich nicht zögern. Oder wenn es während des Fluges Ohrenprobleme zu haben scheint. Deshalb gehört Nasenspray bei der Flugreise auch immer ins Handgepäck. Da es eine Flüssigkeit ist, bitte in den durchsichtigen Extra-Beutel und nicht in die Tiefen der Wickeltasche.
Ansonsten würde ich das einpacken, was zu Hause auch immer bei Erkältung zum Einsatz kommt und sich bewährt hat: Erkältungsbalsam, Kochsalz, Nasensauger – abhängig vom Alter des Babys. Bei Kleinkindern macht vielleicht auch ein Hustenlöser Sinn…
3. Bauchweh-Helferchen
Bei Säuglingen und Babys, die während der Beikost-Einführung Probleme mit der Verdauung haben, würde ich auch immer Kümmelzäpfchen und Simeticon-Tropfen (z.B. Sab simplex, Lefax, Espumisan) mitnehmen. Reiseverstopfung kann auch schon bei den Kleinsten vorkommen. Ist ja alles so ungewohnt und aufregend! Deshalb macht es auch Sinn, für den Notfall ein abführendes Zäpfchen (z.B. Glycilax) parat zu haben, wenn sanftere Methoden nicht mehr helfen. Im letzten Urlaub hatte ich extra für Verstopfung auch ein Glas Birnenmus eingepackt.
4. Hautpflege
Auch wenn das Baby zu Hause nie einen wunden Po hat, kann durch Klima- und Ernährungsveränderungen im Urlaub dann auf einmal der Fall eintreten. Ich packe neben der alltäglichen Pflegecreme eine Zinksalbe und ein Mittel gegen Pilze für den Härtefall ein. Sicher ist sicher. Wer keine riesige Tube mitnehmen mag, kann sich auch einfach etwas abfüllen.
5. Zahnungs-Helferchen
Zahnungs-Gel, Homöopathie, Veilchenwurzel – was auch immer dem Baby hilft – hilft selbstverständlich auch im Urlaub.
Für die Outdoor-Abenteurer:
1. ausreichend Sonnenschutz
Im Sommerhaften Klima ist das wahrscheinlich für die meisten selbstverständlich. Allerdings empfehle ich sie auch im Frühling und Herbst einzupacken. Man ist im Urlaub sehr viel draußen und die zarte Babyhaut sollte auch dann geschützt sein. Selbst im Winterurlaub ist das Eincremen empfehlenswert, da der Effekt der Sonne durch Schnee-Reflektionen (genau wie im Wasser) verstärkt wird. Zum Thema Sonnenschutz und Sonnencreme habe ich aber auch noch einen separaten Blogpost geplant.
2. Mückenschutz
Ein Pump-Spray, was auch für Kinder geeignet ist, kann zur Sicherheit nicht schaden. Für Reisen in die Tropen/ Subtropen würde ich mich nochmal extra beraten lassen.
3. Antihistamin-Gel
Antihistamin-Gel, z.B. Fenistil, hilft bei juckenden Mückenstichen, allergischen Hautreaktionen, aber auch bei leichtem Sonnenbrand und leichten Verbrennungen. Es kann für kleine Stellen auch schon bei Säuglingen zum Einsatz kommen.
4. Wundpflege
Ab Krabbelalter kann ich definitiv die Mitnahme einer Pinzette zur Splitter- und Zecken-Entfernung empfehlen. Außerdem habe ich etwas zum Hautdesinfizieren (z.B. Octinisept, gibt es auch in der Drogerie) und verbinden bzw. verkleben dabei.
Spezielles:
Bei exotischeren Reisezielen machen Elektrolyt-Lösungen zur Unterstützung bei Reisedurchfall nicht nur für das Baby sondern auch für die Eltern Sinn. Ausreichend hydriert fühlt man sich im Elend einfach besser und kommt schneller auf die Beine.
Bei Klimaveränderungen kann es bei empfindlichen Babys schneller zu Augenentzündungen kommen. Man kann versuchen, die Heilung ein bisschen mit sterilem Kochsalz oder Augentropfen zu unterstützen. Wenn es allerdings richtig schlimm wird, würde ich in diesem Fall doch den Weg zum Arzt nicht scheuen, da eventuell antibiotische Augentropfen nötig sind.
In bestimmten Urlaubsregionen macht sicherlich auch ein Zecken-Kit Sinn. Ansonsten reicht Pinzette und Desinfektion von oben für den Notfall…
Vor Fernreisen kann ich eine ärztliche Reiseberatung empfehlen. Malaria-Prophylaxe und Reiseimpfungen (auch für Süddeutschland wegen FSME/ Zecken) werden dort besprochen. Ich habe es für meine Patienten, die das in Anspruch genommen haben und für uns selbst immer hier recherchiert. Die Seite ist wirklich super und sehr informativ.
So, das sind die allerwichtigsten Dinge denke ich.
Hier noch einmal eine kurze Checkliste zum Kopieren:
- Fiebersenkendes, schmerzstillendes Mittel, z.B. Paracetamol-Zäpfchen, Nurofen-Saft
- Fieberthermometer
- abschwellende Nasentropfen, z.B. Otriven 0,025%
- Erkältungsbalsam, Husten-Löser, steriles Kochsalz, ggf. Nasensauger
- Zäpfchen gegen Bauchschmerzen/ Verstopfung, bei Säuglingen Simeticon-Tropfen, z.B. Lefax
- Wundsalbe
- Zahnungs-Gel
- ausreichend Sonnencreme
- Mückenschutz-Spray
- antihistaminerges Gel, z.B. Fenistil
Wie immer freue ich mich über Kommentare, wenn ihr noch etwas zu ergänzen oder Fragen habt!
Der Urlaub steht kurz bevor? Unsere Reiseerfahrungen mit neun Monate alten Zwillingen und meine Tipps zur Beikost im Urlaub sowie ein paar Ideen für den Langstreckenflug mit Kleinkindern habe ich auch festgehalten.
Hier geht es zum Artikel: Langstreckenflug mit Kleinkindern
Du suchst mehr Informationen zur sinnvollen Hausapotheke für Babys und Kleinkinder?
Teil 1: Fieber, Schmerzen, Erkältung & Bauchprobleme
Teil 2: Hautpflege
Teil 3: Supplemente
Schmerzen und Fieber bei Kindern richtig behandeln
Puh. Ich bin Pharmazeutin und wäre nie auf die Idee gekommen, derartige Vorbereitungen zu treffen.
Ist das nicht ein bisschen übertrieben?
🙂
Sorry.
Liebe Mira,
wie schon geschrieben – muss und kann das ja jeder selbst entscheiden. Wie immer 😉 Ich finde es allerdings stressfreier, wenn man im Urlaub nicht lostigern muss und kann diese Basics jedem ans Herz legen. Habe übrigens Vergleichbares auch immer für mich selbst auf Reisen dabei – das auch schon lange vor der Berufswahl. 🙂
Viele Grüße,
Nora
Gut, wenn in eurer Familie offenbar so häufig Fieber, Erkältungen etc. auftreten, ist das sicher eine sinnvolle Maßnahme.
🙂
hehe absolut nicht. Aber dabei haben ist besser als benutzen müssen und nicht dabei haben. 🙂 Ist zumindest meine Devise.
?
Wow klasse, finde es super dass du alles wichtige meiner Meinug nach aufgelistet hast! Ich bin auch beruhigter Unterwegs wenn ich weiß dass ich das Nötigste dabei habe. Danke ?
Gern geschehen! Vielen lieben Dank auch fürs Feedback ☺️
Toll, vielen Dank für die guten Infos!
Habe alles eingepackt und fühle mich gleich sicherer.
Hanna
…dann drücke ich mal die Daumen, dass alles unbenutzt wieder ausgepackt werden kann. Einen schönen Urlaub!
Huhu, ich bin Krankenschwester und habe zwei Mäuse im alter von 4 und 1 Jahr. Ich kann das nur beführworten, hab auch lieber alles dabei was man brauchen könnte als es dann im Ausland, bei bedarf zu besorgen. Vor allem wenn man Nachts etwas braucht ist es sehr angenehm es einfach aus dem Koffer nehmen zu können. Lg
danke für dein Feedback. Sehe ich ja genauso, lieber umsonst mitschleppen. Und im Zweifel braucht man die Sachen sowieso nachts oder feiertags… Liebe Grüße!
Danke für die tolle Auflistung! Wir waren mit beiden Kindern schon oft und lange im Ausland unterwegs und kann hinter deine Liste nur einen dicken Haken machen: -) im Notfall bin ich froh, das Nötigste zur Hand zu haben und nicht noch nach (Not-)Apotheken suchen zu müssen….
Vielen Dank für den tollen Beitrag! Ich bin vor Kurzem Mama geworden und möchte die Kleine auf das Reisen schon früh daran gewöhnen lassen. Ich brauche auf jeden fall Tipps für die Reiseapotheke für Kinder, weil ich normalerweise kaum Medikamenten mitgebracht habe, als ich bis jetzt verreist bin. Jetzt habe ich natürlich angefangen, anders zu denken.